Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kinder fahren zur Fahrradprüfung mit dem Bus
Verkehrsübungsplatz an der Sechslindenschule ist zu klein – Schüler weichen nach Meßkirch und Ostrach aus
PFULLENDORF - Erst mit der Sanierung des Schulhofs vor wenigen Jahren waren die Markierungen erneuert worden – und trotzdem wird der Verkehrsübungsplatz vor der Sechslindenschule jetzt überflüssig. Deshalb müssen die Viertklässler für ihre Radfahrprüfung in andere Städte ausweichen. Doch auch wenn die Stadtverwaltung mit den neuen Regelungen alles andere als glücklich ist: Ihr bleibt nichts anderes übrig, als sie umzusetzen.
Welchen Vorgaben die Verkehrsübungsplätze in Zukunft entsprechen müssen, regelt eine neue Verwaltungsvorschrift. Diese sieht beispielsweise vor, dass ein Kreisverkehr und ein Fuß- und Radweg markiert sind. Darüber hinaus muss das nötige Zubehör – darunter die Fahrräder, Verkehrsschilder und eine Ampelanlage – direkt vor Ort gelagert werden. „Unser Problem ist aber vor allem, dass der bestehende Platz zu klein ist“, sagt Pfullendorfs Hauptamtsleiter Hans-Jürgen Rupp.
Damit, dass sich der bestehende Verkehrsübungsplatz nicht mehr für die Radfahrprüfung eignet, steht die Stadt Pfullendorf keineswegs alleine da: Von 15 Plätzen im Landkreis Sigmaringen sollen lediglich vier so gestaltet werden, dass sie zukunftsfähig sind – in Sigmaringen, Bad Saulgau, Ostrach und Meßkirch. Über die exakten Standorte machen sich die Kommunen zurzeit Gedanken. Einen Neubau in Pfullendorf erachtet die Stadt als wenig sinnvoll. „Weil es keine geeignete Fläche gibt, müssten wir den Platz außerhalb bauen“, sagt Hans-Jürgen Rupp. Doch mit dem Platz allein wäre es auch nicht getan: Nötig wären außerdem Toiletten, ein beheizter Schulungsraum und eine Unterbringungsmöglichkeit für das Zubehör. „Wir haben schlichtweg keine andere Möglichkeit, als in andere Städte auszuweichen.“
Unterricht in Theorie und Praxis
Die Radfahrprüfung ist Pflicht für alle Mädchen und Jungen der vierten Klassen. Die Polizei schreibt die jeweiligen Schulen an und stimmt mit ihnen dann entsprechende Termine ab. Bevor es für die Kinder auf den Übungsplatz geht, beschäftigen sie sich bereits im Unterricht mit der Verkehrserziehung. In vier zweistündigen Übungseinheiten werden dann die Grundlagen für einen erfolgreichen Abschluss der Prüfung gelegt. Für diesen bekommen die Viertklässler einen Radfahrführerschein. Die Fahrräder stellt die Polizei, lediglich einen Helm müssen die Kinder selbst mitbringen.
Gerade in dieser Woche sind die rund 140 Schüler aus Pfullendorf an der Reihe. Die Mädchen und Jungen der Grundschule Denkingen fahren für ihre Prüfung mit dem Bus nach Ostrach. Die Viertklässler der Grundschule am Härle, der Grundschule Sechslinden, der Grundschule Aach-Linz und der KasimirWalchner-Schule fahren nach Meßkirch. Die Kosten für den Bus übernimmt die Stadt. „Bei viermal zwei Stunden pro Klasse kommen dadurch etwa 20 000 Euro im Jahr zusammen“, sagt Hans-Jürgen Rupp. Hinzu komme eine Gebühr für die Nutzung der Verkehrsübungsplätze in Meßkirch und in Ostrach. „Die beiden Kommunen müssen zum Beispiel das Equipment bereithalten und warten“, sagt Rupp. Deshalb sei es auch in Ordnung, dass sie eine Gebühr kassieren.
Doch nicht nur die zusätzlichen Kosten sind eine negative Begleiterscheinung der neuen Vorgaben. So geht durch die Fahrten mit dem Bus zum Beispiel Unterrichtszeit verloren. „Viel Zeit bleibt jetzt einfach auf der Strecke. Der Vormittag ist dann gelaufen – da muss man später in der Schule keine Mathe-Arbeit mehr schreiben lassen“, sagt Hans-Jürgen Rupp. „Und das in Zeiten, in denen ohnehin Lehrer fehlen.“Dennoch müsse die Stadt die neuen Vorgaben eben umsetzen. Die bestehenden Markierungen auf dem Schulhof der Sechslindenschule sollen jedenfalls trotz allem erhalten bleiben. So haben die Kinder immerhin die Möglichkeit, das Gelernte in der Freizeit noch einmal zu üben.