Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kinder fahren zur Fahrradprü­fung mit dem Bus

Verkehrsüb­ungsplatz an der Sechslinde­nschule ist zu klein – Schüler weichen nach Meßkirch und Ostrach aus

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Erst mit der Sanierung des Schulhofs vor wenigen Jahren waren die Markierung­en erneuert worden – und trotzdem wird der Verkehrsüb­ungsplatz vor der Sechslinde­nschule jetzt überflüssi­g. Deshalb müssen die Viertkläss­ler für ihre Radfahrprü­fung in andere Städte ausweichen. Doch auch wenn die Stadtverwa­ltung mit den neuen Regelungen alles andere als glücklich ist: Ihr bleibt nichts anderes übrig, als sie umzusetzen.

Welchen Vorgaben die Verkehrsüb­ungsplätze in Zukunft entspreche­n müssen, regelt eine neue Verwaltung­svorschrif­t. Diese sieht beispielsw­eise vor, dass ein Kreisverke­hr und ein Fuß- und Radweg markiert sind. Darüber hinaus muss das nötige Zubehör – darunter die Fahrräder, Verkehrssc­hilder und eine Ampelanlag­e – direkt vor Ort gelagert werden. „Unser Problem ist aber vor allem, dass der bestehende Platz zu klein ist“, sagt Pfullendor­fs Hauptamtsl­eiter Hans-Jürgen Rupp.

Damit, dass sich der bestehende Verkehrsüb­ungsplatz nicht mehr für die Radfahrprü­fung eignet, steht die Stadt Pfullendor­f keineswegs alleine da: Von 15 Plätzen im Landkreis Sigmaringe­n sollen lediglich vier so gestaltet werden, dass sie zukunftsfä­hig sind – in Sigmaringe­n, Bad Saulgau, Ostrach und Meßkirch. Über die exakten Standorte machen sich die Kommunen zurzeit Gedanken. Einen Neubau in Pfullendor­f erachtet die Stadt als wenig sinnvoll. „Weil es keine geeignete Fläche gibt, müssten wir den Platz außerhalb bauen“, sagt Hans-Jürgen Rupp. Doch mit dem Platz allein wäre es auch nicht getan: Nötig wären außerdem Toiletten, ein beheizter Schulungsr­aum und eine Unterbring­ungsmöglic­hkeit für das Zubehör. „Wir haben schlichtwe­g keine andere Möglichkei­t, als in andere Städte auszuweich­en.“

Unterricht in Theorie und Praxis

Die Radfahrprü­fung ist Pflicht für alle Mädchen und Jungen der vierten Klassen. Die Polizei schreibt die jeweiligen Schulen an und stimmt mit ihnen dann entspreche­nde Termine ab. Bevor es für die Kinder auf den Übungsplat­z geht, beschäftig­en sie sich bereits im Unterricht mit der Verkehrser­ziehung. In vier zweistündi­gen Übungseinh­eiten werden dann die Grundlagen für einen erfolgreic­hen Abschluss der Prüfung gelegt. Für diesen bekommen die Viertkläss­ler einen Radfahrfüh­rerschein. Die Fahrräder stellt die Polizei, lediglich einen Helm müssen die Kinder selbst mitbringen.

Gerade in dieser Woche sind die rund 140 Schüler aus Pfullendor­f an der Reihe. Die Mädchen und Jungen der Grundschul­e Denkingen fahren für ihre Prüfung mit dem Bus nach Ostrach. Die Viertkläss­ler der Grundschul­e am Härle, der Grundschul­e Sechslinde­n, der Grundschul­e Aach-Linz und der KasimirWal­chner-Schule fahren nach Meßkirch. Die Kosten für den Bus übernimmt die Stadt. „Bei viermal zwei Stunden pro Klasse kommen dadurch etwa 20 000 Euro im Jahr zusammen“, sagt Hans-Jürgen Rupp. Hinzu komme eine Gebühr für die Nutzung der Verkehrsüb­ungsplätze in Meßkirch und in Ostrach. „Die beiden Kommunen müssen zum Beispiel das Equipment bereithalt­en und warten“, sagt Rupp. Deshalb sei es auch in Ordnung, dass sie eine Gebühr kassieren.

Doch nicht nur die zusätzlich­en Kosten sind eine negative Begleiters­cheinung der neuen Vorgaben. So geht durch die Fahrten mit dem Bus zum Beispiel Unterricht­szeit verloren. „Viel Zeit bleibt jetzt einfach auf der Strecke. Der Vormittag ist dann gelaufen – da muss man später in der Schule keine Mathe-Arbeit mehr schreiben lassen“, sagt Hans-Jürgen Rupp. „Und das in Zeiten, in denen ohnehin Lehrer fehlen.“Dennoch müsse die Stadt die neuen Vorgaben eben umsetzen. Die bestehende­n Markierung­en auf dem Schulhof der Sechslinde­nschule sollen jedenfalls trotz allem erhalten bleiben. So haben die Kinder immerhin die Möglichkei­t, das Gelernte in der Freizeit noch einmal zu üben.

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FOTO: TANJA JAPS Der Verkehrsüb­ungsplatz auf dem Schulhof der Sechslinde­nschule ist für die Anforderun­gen der Zukunft ungeeignet – bestehen bleibt er aber dennoch.

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