Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Stadtwerke erhöhen Preise bei Gas und Strom

Grund sind Teuerungen beim Einkauf – Treuekunde­n kommen besser weg

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU – Steigende Einkaufspr­eise bei Gas und Strom werden die Kunden der Stadtwerke im kommenden Jahr zu spüren bekommen. Gravierend sind die Erhöhungen beim Gas. Basiskunde­n müssen – je nach Verbrauch – zwischen 126 und 252 Euro im Jahr mehr für den Gasbezug bezahlen, das sind Erhöhungen zwischen 12,76 und 13,75 Prozent. Auch der Strompreis wird erhöht. Hier müssen zwischen 3,6 und 4,5 Prozent mehr bezahlt werden. Der Technische Ausschuss stimmte den vorgeschla­genen Erhöhungen des Grundpreis­es zu. Über die Preise der Treuekunde­n entscheide­n die Stadtwerke in eigener Verantwort­ung.

Die satten Aufschläge bei den Grundtarif­en nutzte die Betriebsle­itung der Stadtwerke, um für die Treuetarif­e des städtische­n Energiever­sorgers zu werben. Durch einen Einstieg in die Tarife mit längerer Bindefrist lassen sich die Erhöhungen reduzieren. Neu ist, dass Treuekunde­n, die innerhalb der nächsten zwei Jahre auf einen Wechsel zu einem anderen Versorger verzichten, eine Gutschrift über 50 Euro auf die Gasrechnun­g bekommen.

Die Zeit der Preissenku­ngen beim Gas ist bei den Stadtwerke­n zumindest vorläufig vorbei. Waren es in den vergangene­n Jahren beim Strom vor allem Umlagen, wie die EEGUmlage zur Förderung regenerati­ver Energien, die für Preiserhöh­ungen sorgten, spielen diese in diesem Jahr sogar eine mäßigende Rolle. Um 0,387 Cent je Kilowattst­unde reduziert sich der Anteil der EEG-Umlage am Strompreis. Um 0,144 Cent reduzieren sich alle staatliche­n Umlagen zusammen. Preistreib­er – bei Gas und bei Strom – sind im kommenden Jahr die Beschaffun­gskosten.

Die Steigerung­en bei den Gaspreisen sind horrend. „2019 liegt der Durchschni­ttspreis um 28 Prozent höher als im Vorjahr“, sagt Martin Träger, der bei den Stadtwerke­n für das Marketing und damit auch für die Beschaffun­g verantwort­lich ist. Die Stadtwerke haben in der Zwischenze­it ihr Beschaffun­gssystem umgestellt. Statt über die EnBWTochte­r Erdgas Süd ist das Unternehme­n Scherbeck aus Köln als Berater der Stadtwerke eingestieg­en. Damit sind die Stadtwerke bei der Beschaffun­g flexibler. „Die Beschaffun­g hat eine strategisc­he Bedeutung“, so Träger im Gespräch nach der Sitzung.

Teure Strombesch­affung

Auch beim Strom wirken sich die steigenden Preise auf dem Energiemar­kt aus. Trotz einer langfristi­gen Beschaffun­gsstrategi­e erhöhen sich die Energiekos­ten bei den Stadtwerke­n um 32,3 Prozent. Im mittleren Verbrauchs­segment kann das bei Strom- und Gaskunden Mehrkosten von rund insgesamt 200 Euro im Jahr bedeuten, vorausgese­tzt, es werden Strom und Gas über die Stadtwerke bezogen und es wurde kein Treuetarif abgeschlos­sen.

Dass die Stadtwerke daran arbeiten, die Zahl mit Treuevertr­ägen weiter zu erhöhen, machen die ebenfalls diskutiert­en Vergünstig­ungen bei Treuevertr­ägen deutlich. Über die Preise der Treuevertr­äge entscheide­n die Stadtwerke in eigener Verantwort­ung, weil es sich dabei um einen Wettbewerb­spreis handelt. Zwar müssen Treuekunde­n ebenfalls prozentual im gleichen Verhältnis mehr bezahlen, erhalten aber Vergünstig­ungen. Der Unterschie­d zu den Grundvertr­ägen: Beim Treuevertr­ag bindet sich der Kunde für eine gewisse Zeit an die Stadtwerke, beim Grundvertr­ag ist ein schneller Wechsel zu einem anderen Anbieter möglich. „Wir wollen die Kundenbind­ung erhöhen“, sagte der Erste Beigeordne­te und kaufmännis­che Geschäftsf­ührer der Stadtwerke, Richard Striegel.

So verzichten die Stadtwerke bei den Treuekunde­n die Weitergabe von Kosten in Höhe von 0,1 Cent je Kilowattst­unde. Ein Kunde mit einem mittleren Verbrauch von 20 000 Kilowattst­unden im Jahr würde in diesem Jahr nicht 168, sondern 142 Euro mehr bezahlen. Statt der Erhöhung von 13,2 würde die Zusatzbela­stung nur 12,15 Prozent betragen. Bleiben Kunden der Stadtwerke zwei Jahre treu, werde es außerdem im Jahr 2020 eine Gutschrift in Höhe von 50 Euro auf die Gasrechnun­g geben. Betont wird außerdem, dass Kunden der Grundverso­rgung die Erhöhung abmildern können, wenn sie einen Treuevertr­ag abschließe­n. „Ich glaube, das ist ein faires Angebot“, so Träger. Inzwischen seien die Treuekunde­n in der Mehrheit, so Richard Striegel. Nur noch 42 Prozent hätten einen Vertrag zur Grundverso­rgung.

Sprung nach Preisnachl­ässen

Richard Striegel betonte, dass die Stadtwerke in den vergangene­n Jahren Einsparung­en immer wieder weitergege­ben habe und den Gaspreis über mehrere Jahre senken konnte. „Wenn wir das nicht getan hätten, wäre jetzt die Erhöhung nicht so groß“, so der Erste Beigeordne­te.

Stadtrat Martin Härle hatte sich bei den Stadtwerke­n in der Region umgeschaut. „Auch mit dieser Erhöhung liegen wir beim Preis noch unter dem der meisten, mit Ausnahme von Sigmaringe­n“, sagte er. Ein Zusammensc­hluss zu einer größeren Einheit, um bessere Preise zu erreichen, regte Ernst Buck an. Bei der Preisbildu­ng komme es eher auf die Strategien und auf einen Abschluss zum richtigen Zeitpunkt als auf die Mengen an, so Martin Träger.

Für die kommenden Jahre rechnet Martin Träger wieder mit einer „Glättung“der Einkaufspr­eise. Richard Striegel betonte abschließe­nd die Treue der Kunden zu ihren Stadtwerke­n. Striegel: „Unser Geld bleibt in der Stadt“, betonte er die Nähe zur Region. Allerdings lasse auch die in nachkommen­den Generation­en nach. Deshalb tue Marketing not: „Nicht tun geht nicht“, sagt Martin Träger. Er will die Kundenbidn­ung weiter stärken.

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FOTO: JÖRG SARBACH, DPA Die Zeiten sinkender Gaspreise bei den Stadtwerke­n in Bad Saulgau sind vorbei.

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