Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der Major setzt die Messlatte hoch
Georg Bacher erhält den ersten General-Schneiderhan-Orden
MENGEN - Er wird als vorbildlicher Kommandant geschätzt, interessiert sich für jeden seiner Soldaten und für ihn steht die Kameradschaft an erster Stelle. Major Georg Bacher, der seit 20 Jahren das Kommando über die Mengener Bürgerwache hat, ist am Sonntag für eine besondere Wertevermittlung in der Gemeinschaft mit dem ersten GeneralSchneiderhan-Orden des Freundeskreises der Bürgerwehren in Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Die Laudatio in der Mengener Martinskirche hielt sein Bruder Urban Bacher, der Vorsitzende des Freundeskreises.
Der Orden, der ein Porträt des Generals zeigt, war schnell angeheftet. Als die Stadtsoldaten und die Mitglieder des Musikzugs ihm beim Betreten der Martinskirche gratulierten, stiegen Georg Bacher Tränen in die Augen. Für ihn ist die Martinskirche ein Ort, den er ganz eng mit seiner Familie und seiner Kindheit verbindet. „Sie ist meine zweite Heimat“, sagte er später. Während der Rede seines Bruders wanderte Bachers Blick nach oben. Auf dem Chorbogen hat der Künstler Jakob Baur seinen Großvater Anton Bacher und dessen Bruder Egon verewigt. Anton trägt als Schlosser eine blaue Hose – die Arbeitskleidung, in der auch sein Enkel in Mengen stets zu sehen ist.
Solidarität und Empathiefähigkeit
„Es ist der richtige Ort für so eine Ehrung“, sagte dann auch Pfarrer Stefan Einsiedler. Er beschrieb Bacher als einen Menschen, der Treue und Kameradschaft schätze und den Solidarität, Empathiefähigkeit und Humor auszeichnen.
„Du lebst für die Bürgerwache und würdest für deine Soldaten immer alles tun“, sagte Bürgermeister Stefan Bubeck. „Und das nicht nur im bunten Rock, sondern auch privat.“Georg Bacher gelinge es, in der Wehr unterschiedliche Charaktere zu einem harmonischen Miteinander zusammenzuführen. Die Bürgerwache sei ein toller Botschafter der Stadt Mengen. „Schau dir an, wie die Soldaten vor dir stehen, das ist dein Lebenswerk“, sagte er.
Blechtrommel ist ein und alles
Emotional wurde es dann bei er Laudatio, die Urban Bacher auf seinen Bruder hielt. Er erklärte das Kunstwerk von Jakob Baur und gab den Anwesenden dann Einblicke in seine und Georgs Kindheit. Er erzählte vom Vater Otto Bacher, der dem kleinen Georg schon kurz nach der Geburt Hammer und Zange ins Bettchen legte, damit er bloß auch Schlosser werde. „Georgs Ein und Alles war eine Blechtrommel“, sagte er. „Mit der ist er losmarschiert.“
1966, da war Georg Bacher fünf Jahre alt, trat er mit seinem Bruder in die Kleine Bürgerwache ein, 1973 in den Spielmannszug. Klar, dass er die Trommel spielte und für Urban die Pfeife blieb. Hatte ihr Vater Besuch, mussten die Kinder im Schlafanzug vorexerzieren. Beim Vorspielen von Märschen habe Georg immer da etwas lauter gespielt, wo er wusste, dass sein Bruder schwächer ist. „So einen Mitspieler muss man erst einmal finden. Dafür bin ich dir heute noch dankbar“, sagte er. Der damalige Stadtpfarrer hätte von dieser Betätigung seiner Ministranten nicht viel gehalten. „Pfui Teufel, Spielmannszug!“habe er geurteilt. Dabei hätten die beiden Brüder doch genau dort Kameradschaft und Zusammenhalt gelernt und die Freude, gemeinsam zu musizieren.
Vor ziemlich genau 20 Jahren, am 15. Oktober 1998 wurde Georg Bacher auf Vorschlag von Josef Kieferle zu dessen Nachfolger als Hauptmann gewählt. „Einer, oben, ganz allein nützt nichts“, so das rückblickende Urteil von Urban Bacher. Sein Bruder habe mit Stefan König und Joachim Krezdorn ein tolles Team im Kommando, um das die Mengener von vielen beneidet würden. Eine neue Ära sei mit der Romreise 2013 angebrochen. Dort hätte Hauptmann Bacher nicht nur gezeigt, dass ihm auch ein zunächst unwilliger Kardinal gehorcht und und mit ihm die Front abschreitet, sondern die Mitglieder der Bürgerwache seien über die Züge hinweg noch mehr zusammengeschweißt worden. Dass es anschließend einen richtigen Schub bei den Gewehrträgern gegeben habe, sei für den Hauptmann die größte Freude gewesen.
General sagt spontan zu
„General Schneiderhan sagte zu mir: Deinen Bruder beobachte ich schon lange. Es ist ein Offizier. wie aus dem Bilderbuch“, sagte Urban Bacher. Als er ihn gefragt habe, ob er sich einen Orden vorstellen könne, der seinen Namen trägt, hätte Schneiderhan spontan zugesagt. Zwei Wünsche hätte er jedoch gehabt. „Erstens sollte es im Besonderen um die Wertevermittlung gehen, um die Gemeinschaft und Verbindung von Stadt und Kirche. Zweitens könnte man doch die Bürgerwache Mengen und an ihrer Stelle Kommandant Georg Bacher damit auszeichnen. Dann hat dieser Orden von Beginn an eine gute Messlatte.“
Von den Reden sichtlich gerührt trat Georg Bacher schließlich vor die Soldaten, Musiker, Familie und Freunde. „Den Orden“, sagte er, „den habe ich nur euch zu verdanken, weil bei uns eben einfach alles stimmt.“Außenstehende könnten nicht nachvollziehen, was gefühlsmäßig in ihm vorgehe, wenn er mit der Bürgerwache unterwegs sei. „Das sind richtig starke Emotionen, die ich erlebe, wenn ich euch aufmarschieren lassen darf“, sagte er.
Nach der Romreise habe er aufhören wollen. „Was soll da noch kommen, habe ich mich gefragt.“Weil aber niemand das Kommando von ihm übernehmen wollte, hätte er halt weitermachen müssen. „Vor 45 Jahren bin ich in die Bürgerwache eingetreten“, sagte er. „Ich habe keine Minute bereut.
Ein Video von der Ordensverleihung gibt es unter www.schwaebische.de/ schneiderhan-orden