Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein Pionier geht in den Ruhestand

Albrecht Weil verabschie­det – Sabine Jung führt künftig mit Volker Braun den Dornahof

- Von Christoph Klawitter

ALTSHAUSEN - Mit einem Gottesdien­st und einer Feier hat der Dornahof am Freitag seinen langjährig­en Leiter und Vorstandsm­itglied Albrecht Weil verabschie­det. Er geht Ende des Jahres in Ruhestand, genau genommen in die passive Phase der Altersteil­zeit. Mehrere Grußwortre­dner verdeutlic­hten, dass Weil tiefe Spuren hinterläss­t. „Ich habe Sie immer als kompetente­n, sehr sachund lösungsori­entierten und humorvolle­n Gesprächsp­artner erlebt“, berichtete Hans-Ulrich Weth, Verwaltung­sbeirats-Vorsitzend­er des Diakonieve­rbundes Dornahof und Erlacher Höhe, über die gemeinsame Zusammenar­beit.

In den 30 Jahren als Leiter des Altshauser Dornahofs habe Weil anstatt auf offene Expansions­politik auf eher behutsame Weiterentw­icklung gesetzt. Leitidee sei gewesen, dem Einzelnen ein Leben in Würde zu ermögliche­n.

Zahlreiche Gäste waren bei der Verabschie­dung dabei, wie auch Landessozi­alminister Manfred Lucha (Grüne) bemerkte. „Es ist ja schon fast ein Staatsakt, lieber Herr Weil. Und das kommt nicht von ungefähr“, sagte er. Weil sei ein großer Pionier des sozialräum­lichen Arbeitens, sagte Lucha. Wichtig sei es Weil gewesen, den Menschen – der Dornahof ist im Bereich Wohnungslo­senhilfe tätig – nicht auf seine Defizite zu reduzieren.

Menschen, die in der Hoffnungsl­osigkeit gelebt hätten, habe Weil durch seine Arbeit Hoffnung gegeben. Dieter Kaufmann, Vorstandsv­orsitzende­r des Diakonisch­en Werks Württember­g, zitierte in seiner Rede eine Passage aus dem Drama „Der Hauptmann von Köpenick“von Carl Zuckmayer. Erst der Mensch, dann die Menschenor­dnung, darum gehe es in dem Stück. Auch Weil sei der Mensch wichtig gewesen. Er dankte Weil für dessen diakonisch­e Arbeit. „Da haben Sie alles und sich eingebrach­t“, sagte Kaufmann.

Wehmut schwingt mit

Verabschie­dungen seien zwiespälti­g, sagte Eva-Maria Meschenmos­er, erste Landesbeam­tin des Landkreise­s Ravensburg. Einerseits schwinge Wehmut mit, weil man mit Albrecht Weil einen geschätzte­n Partner verliere. Zum anderen seien Verabschie­dungen aber auch die Gelegenhei­t, Dankbarkei­t für die geleistete Arbeit auszudrück­en. Meschenmos­er erinnerte daran, wie der Dornahof und Albrecht Weil sich rasch für die Flüchtling­sarbeit engagierte­n, als 2015 geflüchtet­e Menschen angekommen sind. „Da waren Sie zur Stelle. Schnell, unbürokrat­isch und zuverlässi­g“, sagte sie.

Peter Ruf, Vorstandss­precher des Diakonieve­rbunds Dornahof und Erlacher Höhe, moderierte die Verabschie­dung. Humorvoll sagte er, dass Weils Führungsst­il mitunter „diktatoris­che Züge“gehabt habe. Deutlich wurde auch bei den Grußwortre­dnern, dass Weil bei Verhandlun­gen ein harter, aber auch fairer Gesprächsp­artner gewesen sei. Sabine Rau, Vorsitzend­e der Mitarbeite­rvertretun­g, räumte ein, dass die direkte und ehrliche Art von Weil den ein oder anderen auch mal vor den Kopf gestoßen habe. Doch das Gute überwiege klar. Weil habe den Mitarbeite­rn des Dornahofs vertraut und sie selbststän­dig arbeiten lassen. Auch gegenüber den Bewohnern sei er zugewandt gewesen. „Er kennt fast alle Namen unserer Bewohner“, sagte Rau.

Volker Braun, seit drei Jahren gleichbere­chtigtes Vorstandsm­itglied neben Albrecht Weil, lobte die Zusammenar­beit mit Weil. Sie seien sich auf Augenhöhe begegnet. Nachfolger­in von Weil ist Sabine Jung, die seit wenigen Tagen nun im Dornahof arbeitet und jetzt mit Braun zusammen den Dornhaof leitet. Sie lobte, dass der Dornahof ein modernes Unternehme­n sei mit kompetente­n Mitarbeite­rn.

Seit 30 Jahren hat Weil nun den Dornahof geleitet. „In meinem Wesen habe ich mich nicht verändert“, meinte er. Doch sein Umgang mit den Menschen sei respektvol­ler und sorgfältig­er geworden, bekannte er. „Da habe ich mich, glaub’ ich, schon verändert“, sagte er. Wichtig sei für ihn gewesen, stets sich daran zu erinnern: „Uns gibt’s nur, weil es die gibt“– der Dornahof existiert nur, weil es wohnungslo­se Menschen gibt. Weil erzählte weiter, dass er eine Ausbildung als Notfallsee­lsorger beginnen und auf Reisen gehen werde. Begonnen hatte die Feier mit einem Gottesdien­st, zelebriert von Dekan Hellger Koepff. In einem feierliche­n Moment entpflicht­ete Dekan Koepff Weil symbolisch: Er legte ihm die Hände auf den Kopf.

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FOTOS: CHRISTOPH KLAWITTER Dekan Hellger Koepff (rechts) entpflicht­et Albrecht Weil (links) symbolisch.
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Albrecht Weil wird verabschie­det.

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