Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Gewerbeverein wirbt für längere Öffnungszeiten
Veranstaltung zur Digitalisierung im Einzelhandel
BAD SAULGAU (sz) - Längere Samstags-Öffnungszeiten, höhere Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und bessere Internet-Auftritte: Bei einer gemeinsamen Veranstaltung haben sich der Handels- und Gewerbeverein „Unser Bad Saulgau“(UBS) und die städtische Wirtschaftsförderung mit Herausforderungen und Lösungsansätzen für den Einzelhandel in der Stadt beschäftigt.
Eine besondere Rolle spielte die Digitalisierung. Diese sei für sich genommen nichts Verwerfliches, sagte Bad Saulgaus erster Beigeordneter Richard Striegel. „Aber der Digitalisierungsprozess sorgt dafür, dass sich Kundenverhalten ändert und Anpassungsdruck auf den Einzelhandel entsteht.“Diese Ansicht teilte Baykal Ünal, Vorsitzender der UBS-Einzelhandelssparte.
Vorschläge dafür, wie der Einzelhandel dem geänderten Kundenverhalten begegnen kann, machten Baykal Ünal, die städtische Wirtschaftsförderin Ilona Boos und Citymarketing-Expertin Angela Nisch. Nisch, die zehn Jahre lang als Citymanagerin in Nagold tätig war, machte deutlich: Im Zentrum allen Handelns stehen die Kundenwünsche. Und diese seien so stark von der Digitalisierung geprägt wie nie zuvor. Der stationäre Einzelhandel müsse dieser Entwicklung begegnen – online, aber auch mit Stärken, die Einzelhandelsstandorte und Innenstädte vor allem offline ausspielen könnten.
Kunden honorieren gute Beratung
Die größten Stärken des stationären Handels sieht Baykal Ünal in Service, Beratung und Freundlichkeit. „Unsere Kunden sind unsere Freunde“, sagte er. „Wenn wir diese Einstellung beherzigen, wird das auch wahrgenommen und wertgeschätzt.“Die Bad Saulgauer Einzelhändler müssten diese Stärken weiter forcieren.
Luft nach oben sieht Baykal Ünal beispielsweise bei den Öffnungszeiten. Diese sollten seiner Meinung nach samstags bis 16 Uhr gelten. Ein Konzept dafür hat der UBS-Einzelhandelsvorstand bereits ausgearbeitet. In den kommenden Wochen will er damit auf die Bad Saulgauer Einzelhändler zugehen.
Einkaufen als Erlebnis
Wie das Einkaufen zum Erlebnis werden kann, berichtete Angela Nisch. So habe die Stadt Nagold konsequent in die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum investiert, etwa in Form von Wasserspielen oder Stadtmöblierung. In diesem Punkt kündigte Ilona Boos für Anfang 2019 erste Schritte an. Gemeinsam mit UBS und Stadtbauamt werde die Wirtschaftsförderung Verbesserungsansätze bei der Gestaltung des öffentlichen Verkehrsraums ausarbeiten.
Auf der anderen Seite steht in Nagold das sogenannte „City-Commitment“: Einzelhändler verpflichten sich dazu, die durch die Gestaltung des öffentlichen Bereichs geschaffenen Möglichkeiten konsequent zu nutzen. Zur Selbstverpflichtung gehören unter anderem einheitliche Kernöffnungszeiten ohne Mittagsschließzeit sowie ein für alle Geschäfte und Gastronomiebetriebe verbindlicher Gestaltungsleitfaden für das äußere Erscheinungsbild.
Wie Ilona Boos berichtete, sind rund drei Viertel der Bad Saulgauer Einzelhändler inzwischen im Internet präsent. Handlungsbedarf gebe es allerdings bei der Qualität der Online-Auftritte, sagte die Wirtschaftsförderin. Doch Boos ist überzeugt: Bereits mit geringem Aufwand sind deutliche Verbesserungen möglich.