Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
In den nächsten Wochen rollen Bagger
In Bad Saulgau beginnt bald der Abbruch des ehemaligen Kaufhauses. Seite 15
BAD SAULGAU - Mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa drei Monaten kann die Firma Reisch Projektentwicklung mit der Neugestaltung des Sanierungsgebiets V zwischen Friedrich-, Kaiser-, Blauw- und Hauptstraße in der Neuen Mitte beginnen. Das Unternehmen plant im ersten Bauabschnitt für den Bereich des ehemaligen Kaufhauses Linder’s und der Fläche des benachbarten Wohnhauses einen Neubau mit 39 Wohnungen und Geschäftsräumen für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen. Im Frühjahr 2021 soll das Projekt abgeschlossen sein. Weitere Bauabschnitte in weiter Ferne könnten zur Folge haben, dass das Gasthaus Bürgerstüble im Sanierungsgebiet V saniert oder abgerissen wird. „Das ist aber noch alles Zukunftsmusik“, sagt Ingo Traub, Geschäftsführer der Reisch Projektentwicklung.
Im alten Jahr konnte im Kaufhaus Linder’s, das seit ein paar Wochen sein Geschäft auf dem Marktplatz betreibt, noch Silvesterfeuerwerk gekauft werden. Inzwischen wurden die Schlüssel an die Reisch Projektentwicklung übergeben. Ein Abbruchunternehmen hat bereits mit der aufwendigen Entkernung des Kaufhauses begonnen. In ein paar Wochen sollen die Bagger das Gebäude abreißen. „Im März/April wollen wir dann mit den Erdarbeiten beginnen“, sagt Ingo Traub.
Gewerbliche Nutzung
In zwei Gebäuden entstehen 39 Eigentumswohnungen – von der ZweiZimmer-Wohnung mit knapp 50 Quadratmetern bis hin zur großzügigen Penthouse-Wohnung mit rund 125 Quadradtmetern. Im Gebäude entlang der Friedrichstraße ist im Erdgeschoss eine gewerbliche Nutzung vorgesehen. Mit dem Neubau will die Reisch Projektentwicklung die Lücke zwischen dem historischen Stadtkern und der Neuen Mitte schließen. „Die ersten Interessenten für die Wohnungen gibt es schon“, sagt Ingo Traub. Allerdings werde mit der Akquise erst im Frühjahr begonnen.
Dem Zeitplan der Reisch Projektentwicklung hatte der Gemeinderat Bad Saulgau im vergangenen Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auslöser war eine Diskussion vor den Sommerferien 2017 um die Anzahl der Stellplätze in der Tiefgarage auf dem Areal. Die Firma Reisch Projektentwicklung orientierte sich bei der Anzahl der Stellplätze an der Mindestanforderung der Landesbauordnung von 1,0 Stellplätzen und plante 44 Stellplätze. Einige Stadträte forderten die Erhöhung auf 1,5 Stellplätze. Letztendlich wurde die Stadtverwaltung damit beauftragt, für kommende Bauprojekte eine Satzung für Stellplätze zu erarbeiten. Die Reisch Projektentwicklung musste ihre Pläne zwar nicht mehr ändern, aber sich in Geduld üben. „Das war kein Beinbruch für uns, aber diese Diskussion zu diesem späten Zeitpunkt hätte man sich ersparen können“, sagt Ingo Traub.
Mehrwert für die Bevölkerung
Diese Diskussion hat Traub längst verdrängt, eine neue ist dafür entstanden – darüber, ob das Gasthaus Bürgerstüble abgerissen wird oder nicht. In der Sitzungsvorlage der letzten Sitzung des Gemeinderats wurde formuliert, dass das angrenzende Gasthaus mit Biergarten voraussichtlich erhalten und gegebenenfalls modernisiert werde. Die Formulierung lässt viel Spielraum für Interpretationen. Fakt ist, dass das Bürgerstüble zum Sanierungsgebiet V gehört, aber im ersten Bauabschnitt definitiv nicht tangiert wird.
Da jedoch der Bebauungsplan und das Sanierungsgebiet deckungsgleich sind, kann die Sanierung oder ein Abbruch des Gasthauses in Zukunft nicht ausgeschlossen werden. „In den nächsten fünf Jahren passiert aber sicher nichts“, ergänzt Traub, der als Bad Saulgauer weiß, „dass das Bürgerstüble einen Mehrwert für die Bevölkerung hat“. Für Traub geht es nun erst einmal darum, den ersten Bauabschnitt bis zum Frühjahr 2021 zu Ende zu bringen. Sollten weitere Bauabschnitte überhaupt in Betracht gezogen werden, müssten zuerst weitere Immobilien an der Kaiserstraße erworben werden. „Davon hängt es in erster Linie ab.“
Und selbst beim Erwerb der Grundstücke könnte dann das Bürgerstüble von den Baggern verschont bleiben. Es sei jetzt viel zu früh, sich über das Bürgerstüble Gedanken zu machen, so Traub. „Wir denken nicht über einen Abriss nach.“