Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Pfullendorf plant sozialen Wohnungsbau
Gemeinderat muss Posten im Haushalt zustimmen – Mehrfamilienhaus könnte schon 2020 fertig werden
PFULLENDORF - Die Stadt Pfullendorf will selbst in den sozialen Wohnungsbau investieren: Die Verwaltung könnte sich vorstellen, noch in diesem Jahr mit dem Bau eines Mehrfamilienhauses zu beginnen, dessen Wohnungen sie anschließend vermietet. Im Entwurf für den Haushaltsplan 2019 sind für das Projekt zweieinhalb Millionen Euro, verteilt auf zwei Jahre, vorgesehen. Bei den Haushaltsberatungen am 31. Januar entscheidet der Gemeinderat, ob er das Vorhaben grundsätzlich mitträgt oder nicht.
Dass sich die Stadt als Bauträger im sozialen Wohnungsbau engagiert, hatte sich Bürgermeister Thomas Kugler lange Zeit nur schwer vorstellen können. So stehen mit der Neuausrichtung der Schullandschaft und dem Neubau eines Alten- und Pflegeheims ohnehin zwei große, millionenschwere Projekte bevor. Dennoch sieht sich der Bürgermeister inzwischen zum Handeln gezwungen. „Die Schaffung von Wohnraum ist eine der zentralen gesellschaftspolitischen Herausforderungen“, sagte Kugler beim Neujahrsempfang am Samstag in der Stadthalle.
Zeit und Geld gewonnen
Warum er das Problem nun doch aktiv angehen will, erläutert er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Zum einen wollen wir ein Zeichen setzen, dass wir die Dringlichkeit des Themas erkannt haben“, sagt Thomas Kugler. Zum anderen verfüge die Stadt über Wohneigentum, das mittelfristig saniert werden müsste. „Mittlerweile hat sich gezeigt, dass das ungefähr genauso viel kosten würde wie ein Neubau.“Das angedachte städtische Mehrfamilienhaus wäre also kein komplett zusätzliches Angebot, sondern entstünde auch als neues Zuhause für bisherige Mieter. Weil sich die Konzepte für die Schullandschaft und das neue Pflegeheim noch in der Entwicklung befänden, habe die Stadt Zeit und Geld für den sozialen Wohnungsbau gewonnen, sagt Kugler.
Viele Fragen rund um das Projekt sind noch offen. So wird sich der Gemeinderat bei der Haushaltsberatung am Donnerstag, 31. Januar, mit dem Thema auseinandersetzen. „Am Rande haben wir immer mal wieder über den sozialen Wohnungsbau gesprochen – aber er stand nie offiziell auf der Tagesordnung“, sagt Thomas Kugler. Ob die Stadt das Mehrfamilienhaus baue, müsse am Ende aber das Gremium entscheiden. „Der Gemeinderat kann das Projekt ablehnen, sich dafür aussprechen oder sich dafür einsetzen, noch stärker in den Wohnungsbau einzusteigen.“
Zwei Standorte im Blick
Unklar ist auch noch, wo genau das Gebäude entstehen könnte. „Wir haben einen bis zwei mögliche Standorte im Blick“, sagt der Bürgermeister. Auf welchen die Wahl falle, entscheide sich vermutlich in den nächsten drei Monaten – die Zustimmung des Gemeinderats vorausgesetzt. Laufe alles weitere nach Plan, könnten die Bauarbeiten noch in diesem Jahr beginnen. In etwa zehn bis zwölf Monaten könne das Mehrfamilienhaus fertig werden. Wie viele Wohnungen es umfasst, steht noch nicht fest. „Wir wollen aber Einzimmerappartments ebenso zur Verfügung stellen wie Dreizimmerwohnungen“, sagt Thomas Kugler.
Der Bürgermeister unterstreicht aber auch, dass der Bedarf an günstigem Wohnraum nicht mit einem einzigen Projekt gedeckt werden kann. „Es gibt eine Personengruppe, die sich schwer tut, auf dem regulären Wohnungsmarkt etwas Geeignetes zu finden“, sagt er. Dieses Problem könnten die Kommunen nicht alleine lösen. „Die Politik sollte steuerliche Anreize schaffen, damit der soziale Wohnungsbau auch für private Investoren interessant wird“, sagt Thomas Kugler. „Unser Projekt wäre zwar mehr als reine Symbolpolitik, aber die Welt retten können wir damit auch nicht.“