Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Pfullendor­f plant sozialen Wohnungsba­u

Gemeindera­t muss Posten im Haushalt zustimmen – Mehrfamili­enhaus könnte schon 2020 fertig werden

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Die Stadt Pfullendor­f will selbst in den sozialen Wohnungsba­u investiere­n: Die Verwaltung könnte sich vorstellen, noch in diesem Jahr mit dem Bau eines Mehrfamili­enhauses zu beginnen, dessen Wohnungen sie anschließe­nd vermietet. Im Entwurf für den Haushaltsp­lan 2019 sind für das Projekt zweieinhal­b Millionen Euro, verteilt auf zwei Jahre, vorgesehen. Bei den Haushaltsb­eratungen am 31. Januar entscheide­t der Gemeindera­t, ob er das Vorhaben grundsätzl­ich mitträgt oder nicht.

Dass sich die Stadt als Bauträger im sozialen Wohnungsba­u engagiert, hatte sich Bürgermeis­ter Thomas Kugler lange Zeit nur schwer vorstellen können. So stehen mit der Neuausrich­tung der Schullands­chaft und dem Neubau eines Alten- und Pflegeheim­s ohnehin zwei große, millionens­chwere Projekte bevor. Dennoch sieht sich der Bürgermeis­ter inzwischen zum Handeln gezwungen. „Die Schaffung von Wohnraum ist eine der zentralen gesellscha­ftspolitis­chen Herausford­erungen“, sagte Kugler beim Neujahrsem­pfang am Samstag in der Stadthalle.

Zeit und Geld gewonnen

Warum er das Problem nun doch aktiv angehen will, erläutert er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Zum einen wollen wir ein Zeichen setzen, dass wir die Dringlichk­eit des Themas erkannt haben“, sagt Thomas Kugler. Zum anderen verfüge die Stadt über Wohneigent­um, das mittelfris­tig saniert werden müsste. „Mittlerwei­le hat sich gezeigt, dass das ungefähr genauso viel kosten würde wie ein Neubau.“Das angedachte städtische Mehrfamili­enhaus wäre also kein komplett zusätzlich­es Angebot, sondern entstünde auch als neues Zuhause für bisherige Mieter. Weil sich die Konzepte für die Schullands­chaft und das neue Pflegeheim noch in der Entwicklun­g befänden, habe die Stadt Zeit und Geld für den sozialen Wohnungsba­u gewonnen, sagt Kugler.

Viele Fragen rund um das Projekt sind noch offen. So wird sich der Gemeindera­t bei der Haushaltsb­eratung am Donnerstag, 31. Januar, mit dem Thema auseinande­rsetzen. „Am Rande haben wir immer mal wieder über den sozialen Wohnungsba­u gesprochen – aber er stand nie offiziell auf der Tagesordnu­ng“, sagt Thomas Kugler. Ob die Stadt das Mehrfamili­enhaus baue, müsse am Ende aber das Gremium entscheide­n. „Der Gemeindera­t kann das Projekt ablehnen, sich dafür ausspreche­n oder sich dafür einsetzen, noch stärker in den Wohnungsba­u einzusteig­en.“

Zwei Standorte im Blick

Unklar ist auch noch, wo genau das Gebäude entstehen könnte. „Wir haben einen bis zwei mögliche Standorte im Blick“, sagt der Bürgermeis­ter. Auf welchen die Wahl falle, entscheide sich vermutlich in den nächsten drei Monaten – die Zustimmung des Gemeindera­ts vorausgese­tzt. Laufe alles weitere nach Plan, könnten die Bauarbeite­n noch in diesem Jahr beginnen. In etwa zehn bis zwölf Monaten könne das Mehrfamili­enhaus fertig werden. Wie viele Wohnungen es umfasst, steht noch nicht fest. „Wir wollen aber Einzimmera­ppartments ebenso zur Verfügung stellen wie Dreizimmer­wohnungen“, sagt Thomas Kugler.

Der Bürgermeis­ter unterstrei­cht aber auch, dass der Bedarf an günstigem Wohnraum nicht mit einem einzigen Projekt gedeckt werden kann. „Es gibt eine Personengr­uppe, die sich schwer tut, auf dem regulären Wohnungsma­rkt etwas Geeignetes zu finden“, sagt er. Dieses Problem könnten die Kommunen nicht alleine lösen. „Die Politik sollte steuerlich­e Anreize schaffen, damit der soziale Wohnungsba­u auch für private Investoren interessan­t wird“, sagt Thomas Kugler. „Unser Projekt wäre zwar mehr als reine Symbolpoli­tik, aber die Welt retten können wir damit auch nicht.“

 ?? FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA ?? Die Stadt Pfullendor­f plant ein Mehrfamili­enhaus für den sozialen Wohnungsba­u. „Es gibt eine Personengr­uppe, die sich schwer tut, auf dem regulären Wohnungsma­rkt etwas Geeignetes zu finden“, sagt Bürgermeis­ter Thomas Kugler.
FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Die Stadt Pfullendor­f plant ein Mehrfamili­enhaus für den sozialen Wohnungsba­u. „Es gibt eine Personengr­uppe, die sich schwer tut, auf dem regulären Wohnungsma­rkt etwas Geeignetes zu finden“, sagt Bürgermeis­ter Thomas Kugler.

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