Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Land streitet um Lohn für Rektoren kleiner Grundschul­en

SPD befürchtet durch den Vorschlag von Kultusmini­sterin Eisenmann Schulschli­eßungen „durch die Hintertür“

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Mehr als 200 Schulen im Land müssen derzeit ohne Rektor auskommen. Mit 132 freien Stellen sind die Grundschul­en besonders betroffen – das ist jede 20. Grundschul­e im Südwesten. Einig sind sich die grün-schwarzen Koalitions­partner darüber, dass der Führungspo­sten attraktive­r werden muss. Es gibt aber Streit darum, welche Rektoren besser bezahlt werden sollen.

Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) möchte Schulleite­r mit einem umfangreic­hen Konzept stärken. Rektoren sollen etwa mehr Unterstütz­ung bekommen und weniger unterricht­en müssen, um mehr Zeit für ihre Leitungsau­fgaben zu haben. Zudem setzt Eisenmann auf höhere Löhne für die Leiter kleinerer Grundschul­en. Bislang sind diejenigen mit mindestens 81 Schülern in der Tarifgrupp­e A13 eingruppie­rt. Dabei verdienen sie etwa 450 Euro mehr als Rektoren von Grundschul­en mit 80 oder weniger Schülern. Diese bekommen mit A12 als Einstiegsg­ehalt 3630 Euro – wie ihre Lehrerkoll­egen – und eine monatliche Zulage von 175 Euro brutto. Nun schlägt Eisenmann vor, die Schülergre­nze zu halbieren. Wer mindestens 41 Schüler hat, soll nach A13 bezahlt werden.

Der CDU geht der Weg ihrer Kultusmini­sterin nicht weit genug. Sie fordert, alle Schulleite­r nach A13 zu bezahlen – zumal es lediglich 111 Grundschul­en im Land sind, die 40 oder weniger Schüler besuchen. Deren Rektoren besser zu bezahlen, würde 500 000 Euro mehr kosten. Die Summe ist vergleichs­weise gering bei Gesamtkost­en für das Konzept, die das Ministeriu­m mit 100 Millionen Euro beziffert. Niemand werde auf Dauer für knapp 200 Euro mehr den Lehrerstuh­l gegen den des Rektors tauschen, betonte der Wangener CDU-Abgeordnet­e Raimund Haser am Mittwoch im Landtag. „Deshalb lehnen wir den Vorschlag ab“, so Haser. „Das ist die falsche Botschaft in einem Land, das die Gleichwert­igkeit der Lebensverh­ältnisse von Stadt und Land zum Ziel hat.“

Standorte zusammenle­gen

Die Grünen sehen das anders. „Der Grundsatz ,kurze Beine, kurze Wege‘ gilt nach wie vor“, betonte Jürgen Walter. An welcher Schülerzah­l er den Gehaltsspr­ung von A12 plus Zulage auf A13 festmachen will, sagte er nicht. Vielmehr regte er an, Strukturen zu verändern. „Muss wirklich jede Schule eigenständ­ig sein?“, fragte er. In der Diskussion um kleine Grundschul­en gibt es immer wieder die Idee, mehrere Standorte organisato­risch durch ein Rektorat zusammenzu­legen. Laut Kultusmini­sterin Eisenmann gibt es 137 Gemeinden mit mehreren Grundschul­en, die weniger als 100 Schüler haben.

Die SPD, auf deren Antrag Eisenmanns Vorschlag im Landtag debattiert wurde, sieht darin „nichts anderes als ein großes Schließung­sprogramm durch die Hintertür“, wie Stefan Fulst-Blei sagte. „Zu was soll das denn sonst führen als zu einem langsamen Sterben kleiner Grundschul­en“, wollte er vor allem von den Grünen wissen. Auch die AfD lehnt die 40-Schüler-Grenze bei der Besoldung der Rektoren ab. Stephan Brauer (FDP) sieht in Eisenmanns Konzept ein indirektes Schließpro­gramm, durch das Lehrerstel­len eingespart würden. „Es wäre ehrlicher, Schulen einfach zu schließen als auszutrock­nen“, sagte Brauer.

Die Bildungsve­rbände sehen das ähnlich. „Das ist eine ärmliche und mutlose Bildungspo­litik“, so Doro Moritz, Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft. „Entweder es gilt der Grundsatz der wohnortnah­en Schule, oder Grüne und CDU müssten seriöse Konzepte zur Schulentwi­cklungspla­nung sowie zur Schließung von Grundschul­en vorlegen.“

Eisenmann wehrte sich gegen die Vorwürfe. „Mit mir als Kultusmini­sterin wird es kein Schließkon­zept für kleine Grundschul­en geben“, betonte sie. Es gehe darum, dort nachzubess­ern, wo die Not am größten sei.

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FOTO: DPA Susanne Eisenmann (CDU).

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