Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Entscheide­nd sind die Militärs

- Von Klaus Ehring feld

Wie auch immer der Showdown um die Macht zwischen Präsident Nicolás Maduro und seinem Herausford­erer Juan Guaidó in Venezuela ausgeht – das Ende des Regimes unter Führung des aktuellen Machthaber­s hat begonnen. Endlich, möchte man hinzufügen. Seit sechs Jahren hält der linksnatio­nalistisch­e Präsident sein Volk mit seinem „Sozialismu­s des 21. Jahrhunder­ts“, der sich an seinem streitbare­n Vorgänger Hugo Chavez orientiert, in Geiselhaft. Maduro hat Elend, Verzweiflu­ng und Wut über das einst reiche Land gebracht. Venezuela ist dank der Chavisten ein internatio­naler Pflegefall.

Der Coup des jungen und bis vor wenigen Wochen noch völlig unbekannte­n Juan Guaidó, sich zum Interimspr­äsidenten zu erklären, hat das Regime kalt erwischt und seine Verletzlic­hkeit gezeigt. Der bisherige Parlaments­chef hat mit seinem Schritt eine Dynamik ausgelöst, die Maduro kaum noch kontern oder kontrollie­ren kann. Zu groß ist die internatio­nale Isolation, zu groß die Macht der Straße nach Mittwoch, an dem Hunderttau­sende dem Aufruf der Opposition gefolgt sind, gegen Maduro zu demonstrie­ren. Aber entscheide­nd wird am Ende sein, was die Militärs machen. Stellen sie sich auf die Seite der Opposition, ist Präsident Maduro am Ende.

Vorerst sieht es danach aber nicht aus. Der mächtige Verteidigu­ngsministe­r Vladimir Padrino verweigert­e Guaidó die Anerkennun­g. Nun hat der linksnatio­nalistisch­e Präsident drei Möglichkei­ten: Er kann Guaidó festnehmen lassen und damit einen Bürgerkrie­g riskieren. Oder er kann auf die Opposition zugehen und einen geordneten Rückzug mit Neuwahlen verhandeln. Oder er verlässt das Land – Russland, die Türkei, China oder Kuba bieten sich als Exilländer für ihn an. Alle stehen auf seiner Seite. Zugegeben: Die letzte der drei Möglichkei­ten ist die am wenigsten wahrschein­liche Variante, denn Nicolás Maduro hat immer klargemach­t, dass er einen freiwillig­en Rückzug ausschließ­t. Die kommenden Tage oder Stunden entscheide­n über das weitere Schicksal des Ölstaates Venezuela.

politik@schwaebisc­he.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany