Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Unberühmt lebt es sich leichter
Die merkwürdige Nachrichtenlage mit Brexit, Trump und Schmuddelwetter bedingt es, dass uns die wirklich wichtigen Themen augenscheinlich durchrutschen. So auch das Dschungelcamp von RTL, das dieser Tage wieder im australischen Urwald für Entsetzen unter Schlangen, Spinnen und Kakerlaken sorgt, weil deutsche Hochkaräter unter den Prominenten unbeholfen durchs Unterholz staksen.
Viel ist schon darüber geschrieben worden, dass die Berühmtheiten, die in einem Lager zusammengepfercht werden, ja gar nicht so richtig berühmt sind. Horden von Soziologen haben zum Konzept der Sendung, die von persönlichen Animositäten unter den Teilnehmern und deren Gemeinheiten lebt, ihre Meinung abgegeben. Die üblichen Plattitüden sind dabei rausgekommen: Der Dschungel sei ein Spiegel der Gesellschaft, die Leute seien erwachsen und daher müsse man sie auch nicht vor sich selbst schützen. Fernsehdeutschland greift genüsslich in die Tüte Erdnussflips, alldieweil den Prominenten zwangsweise Lärchenzungen oder Wolfszitzenchips aufgetischt werden.
Australien bekommt durch die Sendung einen etwas merkwürdigen Ruf, sodass Reisende den fünften Kontinent mit falschen Erwartungen besuchen. Bass erstaunt sind Touristen, wenn sie am Imbiss in Melbourne vergeblich nach einer Tüte Küchenschaben fragen.
Das Schöne am Dschungelcamp ist am Ende, dass die nicht so richtig berühmten Kandidaten sich auch bei der Rückkehr nach Deutschland nicht schämen müssen. Schließlich kennt sie ja keiner. (nyf)
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