Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Weniger Lehrer, mehr Akademiker
Der Bildungsbericht macht auf Schwachstellen im Land aufmerksam
STUTTGART (lsw) - Der Bildungsbericht gibt auf seinen rund 330 Seiten eine Übersicht über die vorschulische und schulische Bildung im Land – und er macht alle paar Jahre auch auf Schwachstellen aufmerksam. Neben den Zahlen zu den sprachlichen Defiziten bei Schulkindern, nach denen mehr als jedes vierte Kind Sprachprobleme vor dem Schulstart aufweist, zeigt der aktuelle Statistik-Wälzer noch weitere Erkenntnisse:
Trend zu höheren Schularten: Seit die Grundschulempfehlung im Land nicht mehr verbindlich ist, wechseln immer mehr Kinder entgegen der Empfehlung ihrer Lehrer auf höhere Schularten. Von Kindern mit einer Empfehlung für die Werkreal-/Hauptschule gehen etwa fast 25 Prozent auf die Realschule. Im Schuljahr 2017/2018 wechselten nur noch 5,7 Prozent der Kinder auf die Hauptschulen. 2011/12 waren es noch 24 Prozent.
Akademisierung: Der ungebrochene Trend zu höheren Abschlüssen wird weiter verstärkt durch eine zunehmende Akademisierung: 33,5 Prozent der Schüler, die 2017 von der Schule gingen, hatten die Hochschulreife, weitere 11,6 die Fachhochschulreife. Im Jahr 2000 nahmen noch 82 Prozent der Abiturienten ein Studium auf, inzwischen sind es 87 Prozent eines Jahrgangs mit Hochschulzugangsberechtigung. Dabei ist zu beobachten: Je höher der Abschluss, desto höher der Anteil der Mädchen.
Inklusion: Die Inklusionsquote steigt. Immer mehr Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot werden in Baden-Württemberg inklusiv unterrichtet.
Steigende Nachfrage nach Lehrern: Baden-Württemberg hat mit über elf Millionen Einwohnern zum Jahresende 2017 einen neuen Höchststand erreicht. Der Bevölkerungsanstieg führt zu einer steigenden Nachfrage nach Bildungs- und Betreuungsangeboten. In den kommenden Jahren gehen zahlreiche Lehrer der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand.
Weniger ausländische Studenten in Baden-Württemberg: 2017 waren insgesamt 17 400 ausländische Studienanfänger an den Hochschulen im Land eingeschrieben. Jedoch ging die Zahl der Bildungsausländer 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent zurück. Die Zahl der Studenten aus dem Nicht-EU-Ausland verringerte sich sogar um 10,6 Prozent. Für alle Nicht-EU-Bürger wurden zum Wintersemester 2017/2018 Studiengebühren eingeführt, was dem Bericht zufolge die Ursache für die deutliche Entwicklung sein könnte.
Mehr Kinder mit Migrationshintergrund: Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund an allgemeinbildenden Schulen lag im Schuljahr 2017/2018 bei 24,3 Prozent – und ist damit seit 2013/2014 um fünf Prozentpunkte gestiegen. „Die Schulen stehen vor der Herausforderung der interkulturellen Öffnung“, heißt es in dem Bildungsbericht.