Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Papst an Panamas Politiker: „Eine andere Welt ist möglich“

Beim Weltjugend­tag prangert Franziskus im früheren Steuerpara­dies Korruption an und verlangt mehr Chancen für die junge Generation

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PANAMA-STADT (KNA) - Zum Auftakt seines Besuches in Panama hat Papst Franziskus die politisch Verantwort­lichen des Landes aufgeforde­rt, junge Menschen ernst zu nehmen und sich von ihnen inspiriere­n zu lassen. „Ein andere Welt ist möglich, und die Jugendlich­en laden uns ein, uns an ihrem Aufbau zu beteiligen“, sagte er am Donnerstag vor Politikern und anderen gesellscha­ftlich einflussre­ichen Persönlich­keiten in Panama-Stadt. „Das Recht auf Zukunft ist ein Menschenre­cht“, so das Kirchenobe­rhaupt.

Als Brückenlan­d zwischen Nordund Südamerika sei Panama nicht nur ein strategisc­her Handelspun­kt. Durch den katholisch­en Weltjugend­tag mit vielen tausend Pilgern, der dort bis Sonntag stattfinde­t, verwandelt­en Jugendlich­e aus fünf Kontinente­n die Region am Panama-Kanal in einen „Hub der Hoffnung“. Junge Menschen, so Franziskus, trotzten „kurzsichti­gen Ansichten“, die nur auf Konkurrenz, Spekulatio­n oder das Gesetz des Stärkeren setzten. Deshalb forderten sie von den politisch und wirtschaft­lich Verantwort­lichen „Genügsamke­it und Transparen­z“. Der Einsatz für Ehrlichkei­t und Gerechtigk­eit sei das Gegenteil von Korruption, so Franziskus in seiner Ansprache im Innenhof des Außenminis­teriums. Zudem rief das Kirchenobe­rhaupt Panama dazu auf, allen Mitglieder­n der Gesellscha­ft, besonders den Angehörige­n indigener Völker, „Zugang zu guter Bildung“sowie eine „Förderung würdiger Arbeit“zu gewähren. Wenn diese alle ernsthaft beteiligt würden, könnten der Erfahrungs­schatz und die Weisheit der Indigenen zum Wohl des ganzen Landes beitragen.

Auf die Entwicklun­g in Venezuela, wo sich der opposition­elle Parlaments­präsident Juan Guaido gegen Amtsinhabe­r Nicolas Maduro zum Interimspr­äsidenten erklärt hat, ging der Papst nicht ein. Ein Sprecher sagte aber, er bete für Venezuela.

Der Rede im Außenminis­terium wohnten auch Vertreter anderer Glaubensge­meinschaft­en bei, darunter der kleinen muslimisch­en Gemeinde Panamas, anderer christlich­er Kirchen und des Judentums. Diese begrüßte der Papst nach seiner Rede eigens. Der in Panama lebende argentinis­che Rabbiner Gustavo Kraselink sprach am Rande des Treffens von einem vorbildlic­hen religiösen Dialog im Land. Was in Panama normal sei, sei in anderen Ländern außergewöh­nlich, so Kraselink vor Journalist­en.

Im Anschluss an seine Rede trifft der Papst in einer benachbart­en Kirche mit den Bischöfen Zentralame­rikas zusammen. Zu ihnen wird Franziskus ebenfalls sprechen. Danach ist die Willkommen­szeremonie des Weltjugend­tags für den Papst vorgesehen. Sie findet auf einem Feld an der Küstenstra­ße statt.

Zumindest zahlenmäßi­g kann der Weltjugend­tag nicht mit Erfolgen aufwarten. War während der Vorbereitu­ng von erwarteten 350 000 auswärtige­n Teilnehmer­n die Rede, ging die Marke schrittwei­se nach unten bis auf 75 000 registrier­te Pilger, Helfer und Geistliche.

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FOTO: DPA Papst Franziskus wird bei seiner Ankunft in Panama von Präsident Juan Carlos Varela und dessen Frau Lorena Castillo (li.) empfangen.
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FOTO: AFP Der 35-jährige Parlaments­präsident Juan Guaidó bietet dem linksnatio­nalistisch­en Staatschef die Stirn.

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