Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Auch Gefahr für Pelosi

- Von Frank Herrmann

Donald Trump verhandelt gern am Rande der Klippe. In der Annahme, dass Chinesen, Europäer oder Koreaner einlenken, weil ihnen der Blick in den Abgrund mehr Angst macht als ihm. Stärke, mag er sich denken, wird sich durchsetze­n. Nun ist ihm im eigenen Land eine ebenbürtig­e Gegenspiel­erin erwachsen: Parlaments­präsidenti­n Nancy Pelosi.

Trump mag gehofft haben, dass auch sie ihm irgendwann zugesteht, worauf er sich seit Dezember versteift: knapp sechs Milliarden Dollar für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Wegen ihr hat er den Regierungs­stillstand provoziert, den längsten der US-Geschichte. Sofern die Umfragen stimmen, hat es ihm mehr geschadet als Pelosi.

Indem die Parlaments­chefin hart blieb, hat sie den Präsidente­n mit dessen eigenen Waffen geschlagen. Trump beharrt nun nicht mehr darauf, die Rede zur Lage der Nation auch dann zu halten, wenn achthunder­ttausend Staatsbedi­enstete auf ihr Gehalt verzichten müssen. Es steht eins zu null für Pelosi.

In der Provinz mag man so kopfschütt­elnd auf Washington blicken wie schon seit Jahren. Der Rest des Landes will Kompromiss­e, keinen endlosen Streit. Auch für die Frau, die Trump erfolgreic­h Paroli bietet, besteht darin auf lange Sicht eine Gefahr.

politik@schwaebisc­he.de

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