Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Homogener Klang und fließende Wechsel
Dirigent lobt Kammermusiker für Konzert – 13-jähriger Trompeter brilliert als Gast
BAD SAULGAU (mf) - Liebhaber der klassischen Musik sind am Mittwochabend in der Klinik am Schönen Moos auf ihre Kosten gekommen, wo die Kammermusik Bad Saulgau ihr zweites Konzert unter dem Dirigat von Michael Held spielte. Als Gast brillierte der 13-jährige Franz Kegler auf seiner Trompete.
Am Ende des Konzerts kassierten die Mitglieder der Kammermusik Bad Saulgau, verstärkt durch ein Bläserensemble, ein dickes Lob ihres Dirigenten Michael Held. Zu Recht, denn das Orchester beeindruckte durch einen homogenen Gesamtklang ebenso wie durch fließende Wechsel der einzelnen Instrumentalregister. Als Tribut an die vergangenen Feiertage könnte man das erste Stück des Programms, Georg Friedrich Händels „Festliche Einzugmusik“verstehen. Strahlende Violinund Bläserklänge setzten die Glanzlichter, während die tiefen Streicher das gemessene Voranschreiten der Festgesellschaft betonten. Daran schloss sich ein weiterer Barockkomponist, Christian Friedrich Witt, mit einer „Suite in F-Dur“. Im 17. Jahrhundert bedeutete „Suite“die Aneinanderreihung von Tänzen in derselben Tonart, eine Stilform, die in der Oberschicht beliebt war. Mal mit Schwung, mal mit Eleganz arbeitete das Orchester bravourös den Charakter der einzelnen Tänze heraus.
Mit festlicher Note
An ein Entrée, in dem helle Violinklänge überraschten, gefolgt von markanten Celli- und Basstönen, schloss sich die Sarabande, ein gravitätischer Schreittanz. Die schnelle Bourée wurde bei Hofe getanzt ebenso wie das Menuett, das der Komponist in zweierlei Formen vorstellte: einmal vergnügt beschwingt, zum anderen mit festlicher Note. Weitere Erinnerungen an die Weihnachtszeit schufen zwei „Pastorale“. Die erste stammt von einem unbekannten Komponisten des 18. oder 19. Jahrhunderts und ist als „Biberacher Pastorale“bekannt. Sie erklingt jährlich beim Herunterlassen des Christkindles auf dem Biberacher Marktplatz. Markanter Beginn sind vier Akkorde, die die Zuhörer zum Schweigen bringen sollen. Zum wiederholten Mal stellte das Orchester hier seine Fähigkeit zur unmerklichen Veränderung des Tonvolumens und zum Dialog zwischen den einzelnen Instrumentenregistern unter Beweis.
Die zweite Pastorale „per la notte di Natale“komponierte Johann David Heinichen. Hier imitierten die Bläser Dudelsackklänge und kreierten gemeinsam mit Cembalotakten aus dem Keyboard, Celli, Bass und flirrenden Violinen einen exquisiten Klangteppich. Nach der Sinfonie Nr. 6 in G-Dur eines weiteren Barockkomponisten, Carl Friedrich Abel, hatte der 13-jährige Trompeter Franz Kegler, der bereits einen Bundespreis gewann, seinen Auftritt. In einem Satz aus Joseph Haydns Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur zeigte er einen hervorragenden Ansatz und eine frappierende Klangreinheit, die das Publikum mit Beifall quittierte. Von dem polnischen Komponisten Krysztof Penderecki, ursprünglich bekannt als Avantgardist, der sich der spätmodernen Klassik zuwandte, stammten „Drei Stücke im alten Stil“. Hinter dem Titel verbirgt sich Filmmusik zu „Die Handschrift von Saragossa“, in der schräge Harmonien und grummelnde Basssaiten die düsteren Seiten der Handlung untermalten.
Den absoluten Kontrast dazu bot das letzte Stück, die „Petersburger Schlittenfahrt“von Richard Eilenberg. Das Ensemble musizierte hier mit so viel Schwung, Farbe und Freude, dass man sich noch weitere Titel der leichten Muse gewünscht hätte. Einen davon, den Walzer „Rosen aus dem Süden“von Johann Strauss, gab es dann doch noch als Zugabe. Das Publikum war begeistert.