Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Reisegruppe erlebt Licht und Schatten
Seelsorgeeinheit Bad Saulgau ist in Indien – Strammes Besuchsprogramm
BAD SAULGAU - 37 Mitreisende der Seelsorgeeinheit Bad Saulgau sind derzeit mit Pater Shinto Kattoor in Indien unterwegs. Ihre erste Lektion lernten sie schon bei der Fahrt zum Hotel: Geduld.
Mit einem freundlichen „Namaste“vom einheimischen Reiseführer in bestem Deutsch am Flughafen Delhi begrüßt und mit dem für deutsche Ohren beinahe unsäglichem Hupkonzert des Straßenverkehrs empfangen, startete das Abenteuer nach einem zehnstündigen Flug. Geduld und Freundlichkeit war die Devise, die Pater Shinto als Losung für die zweiwöchige Reise ausgegeben hatte.
Schon die Fahrt zum Hotel durch die 17-Millionenstadt Delhi bewies, wie wichtig vor allem Geduld ist. Faszinierend, wie in einem für Europäer unvorstellbaren Verkehrschaos mit schweren Lastkraftwagen, Pferdeund Kamelfuhrwerken, Radfahrern, Fußgägern, Rikschas und TukTuks alles und alle ohne Unfälle und regelnde Polizei auskommen.
Die ersten beiden Tage in Delhi und Agra führten deutlich die Gegensätze dieses Riesenlandes vor Augen. Reich und arm, laut und leise, dreckig und sauber, Analphabetismus und hoher Bildungsstand sind eben diese gesellschaftlichen Gegensätze.
Fünf Elemente
Die weltgrößte hinduistische Tempelanlage, der Akshardam Tempel, der nach der indischen Architekturlehre auf der Basis der Naturgesetze der fünf Elemente erbaut und 2005 eingeweiht wurde, war das erste Beispiel der hohen Baukunst, die ungläubiges Staunen hervorrief. Ganz anderes Staunen und viel Bewunderung gab es tags darauf beim Besuch des Sikh-Tempelkomplexes Bangla Sahib. Der im 15. Jahrhundert erbaute Tempel ist ein prachtvoller Bau und der berühmteste Sikh-Tempel Delhis. Hier erlebten die Reiseteilnehmer nicht nur die tiefe Gläubigkeit und die einhergehenden Riten, sondern auch die „größte Küche der Welt“. Bis zu 50 000 hungrige Pilger werden hier 365 Tage im Jahr kostenlos versorgt. Nach diesen nachhaltigen Eindrücken in Delhi ging es nach Agra im nördlichen Bundesstaat Uttar. Agra ist wegen seiner vielen Zeugnissen der Mogul-Ära ein bedeutendes Touristenziel. Vor allem der Taj Mahal und das Agra Fort, beide zum Unesco-Weltkulturerbe zählend, sind das Ziel von jährlich Millionen von Besuchern.
Nach den vielfältigen Eindrücken und dem strammen Besuchsprogramm hieß es an dem wunderschönen kilometerlangen Sandstrand, die Seele baumeln und sich im Hotel mit der über die ganze Reise sehr guten und abwechslungsreichen regionalen Küche verwöhnen zu lassen. Der heilige Francesco Xavier, der Schutzpatron der indischen Christen und Mitbegründer des Jesuitenordens, hat seine letzte Ruhestätte in Velha Goa. In der dortigen Basilika do Bom Jesus ist der Reliqiuenschrein mit den Gebeinen des Heiligen das Ziel vieler Katholiken, die in diesem Bundesland und auch in Kerala, der Heimatregion von Pater Shinto einen hohen Anteil ausmachen. Zusammen mit den zahlreichen Pilgern feierten die Bad Saulgauer in dem viel besuchten Wallfahrtsort die Sonntagsmesse, die von den einheimischen Priestern und Dekan Peter Müller sowie Pater Shinto zelebriert wurde. Mumbai, das frühere Bombay, ist mit 28 Millionen Einwohner eine der größten Metropolregionen der Welt.
Bei der anschließenden Stadtrundfahrt erlebten die Reisenden die pulsierende Stadt mit all ihren Lichtund Schattenseiten. Am zentralen Waschplatz Dhobi Ghat gab es Wäsche soweit das Auge reicht, von mehr als 5000 Männern an den 862 Becken gewaschen. Das Mahatma Gandhi-Museum, dessen Gemäuer 17 Jahre lang Gandhis Hauptquartier war, zeigte das Leben und Wirken dieses Pazifisten und Vorreiter der gewaltfreien Unabhängigkeitsbewegung. Nach diesem weltpolitischen Exkurs war der Besuch im Crawford Markets, der größte Großhandelsmarkt für Obst, Gemüse und Geflügel in Mumbai sowie der Markt für Stoffe, Tücher und Haushaltswaren eine weitere Facette der ersten Halbzeit der Indienreise.