Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Stehen bleiben und staunen

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„Kommt her und seht an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenki­ndern.“(Psalm 66,5)

In einer analogen Welt war es normal, dass man hingehen musste, um etwas zu sehen. Das digitale Zeitalter hat uns das abgewöhnt. Die Bilder kommen zu uns. Die Nachrichte­n strömen wie Wasser, sie überfluten uns geradezu. Wir tragen die Neuigkeite­n buchstäbli­ch mit uns herum, ohne die täglichen Bilder fühlen wir uns von der Welt abgeschnit­ten.

Wir haben Teil an Geschehen, die weit weg von uns stattfinde­n. So viele Bilder sind es manchmal, dass sie keinen Eindruck mehr bei uns hinterlass­en. Das Staunen bleibt auf der Strecke. Wie gut wäre es manchmal, wenn wir den Tag anhalten könnten. Einen Augenblick wenigstens festhalten. Wenn wir stehenblei­ben könnten in der Zeit, wie wir es vielleicht auf einem Spaziergan­g an unserer Lieblingss­telle tun. Wo wir anhalten, die Augen schließen und tief einatmen. Dann uns einmal um uns selbst drehen, eine neue Perspektiv­e in uns aufnehmen, bevor wir weitergehe­n.

Machen Sie das in dieser Woche doch einmal. Vielleicht, wenn sie viel zu tun haben. Einfach einen Moment stehen bleiben und Staunen. Vielleicht ist es nichts Besonderes: Ein winterlich­er Sonnenaufg­ang, die tapferen Primeln, die schon unter dem Schnee Blätter entfalten, Menschen, denen Sie täglich mit einem Lächeln begegnen. Es wird wunderbar sein. Das wünscht Ihnen

Heidrun Stocker, Pfarrerin der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Mengen.

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FOTO: PRIVAT Heidrun Stocker

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