Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

So pflegt man das Auto im Winter

Eis, Schnee und Salz setzen dem Wagen in der kalten Jahreszeit zu – Scheiben verlangen besondere Aufmerksam­keit

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Es ist ruhig geworden auf den Vorplätzen und in den Einfahrten in Deutschlan­d. Wo sie noch bis in den goldenen Oktober hinein jeden Samstag ihre Autos gewachst und gewienert haben, herrscht nun meist gähnende Leere, und die Pflege des privaten Fuhrparks wird mit Blick auf den Winter ausgesetzt. Das ist ein Fehler, sagen die Experten und mahnen zur Gründlichk­eit gerade in der kalten Jahreszeit.

„Speziell im Winter ist die regelmäßig­e Reinigung besonders wichtig“, heißt es beim Zentralver­band des deutschen Kraftfahrz­euggewerbe­s (ZDK). Dabei gehe es vor allem um die Beseitigun­g der allgegenwä­rtigen Schicht aus Schmutz und Salz, mit der das Auto im Winter quasi täglich gepökelt wird. Allerdings ist das nicht nur eine Frage der Optik. Sondern die regelmäßig­e Reinigung diene zudem der Sicherheit, so der ZDK. Der graue Schleier lege sich auch auf Scheinwerf­er und Rückleucht­en und beeinträch­tige deren Strahlkraf­t: Um bis zu 77 Prozent sinkt nach einer Studie des TÜV Rheinland die Leuchtweit­e, und statt 50 Metern strahlt ein Scheinwerf­er dann nur noch rund zehn Meter weit.

Mit der Haltbarkei­t des Wagens habe die Hygiene fürs Blech allerdings nur noch bedingt etwas zu tun, schränkt der ADAC ein. Es treffe nur für einen vorgeschäd­igten Lack mit Kratzern oder Abplatzung­en zu, dass der winterlich­e Schmutz – eine aggressive, salzhaltig­e Lauge – auf den Lack enorm korrosions­fördernd wirke und so oft wie möglich entfernt werden müsse. Einwandfre­ie Lackoberfl­ächen steckten diese Schmutzang­riffe jedoch mühelos weg. Auch der Unterbau eines Fahrzeugs habe in der Regel keine Korrosions­probleme: Durch werkseitig­e Hohlraumve­rsiegelung­en, verbessert­en Unterboden­schutz und den Einsatz verzinkter Bleche sei das eher ein Problem der Vergangenh­eit.

Wer sein Auto trotzdem regelmäßig wäscht, dem raten die ZDK-Experten dennoch zum Blick auf das Thermomete­r: „Natürlich ist es nicht ratsam, sein Auto einzuweich­en, wenn die Temperatur­en den ganzen Tag weit unter null liegen.“Das ist allerdings für Faulenzer keine Ausrede, so der Verband weiter: „In den meisten Regionen Deutschlan­ds überwiegt zwischen November und März nasskaltes Schmuddelw­etter mit Temperatur­en um den Gefrierpun­kt.“Gleichwohl raten sie bei der Wagenwäsch­e zu einem Programm mit Trocknung: Je weniger Wasser am Wagen bleibt, desto besser ist es. Zumal sich dann auch neuer Schmutz nicht so leicht und so schnell wieder festsetzt.

Auch an den Innenraum sollte man gelegentli­ch denken und dabei vor allem die Feuchtigke­it berücksich­tigen: Wer sich vor dem Einsteigen den Schnee von den Schuhen klopft, Eisklumpen aus dem Fußraum entfernt und nasse Kleidung oder Sportgerät­e im Kofferraum transporti­ert, der sorgt für trockene Luft im Fahrzeug und verhindert so beschlagen­e oder gar von innen gefrorene Scheiben.

Bußgeld möglich

Apropos Scheiben, um die sollte man sich gleich doppelt kümmern, mahnt Hans-Georg Marmit von der Sachverstä­ndigen-Organisati­on KÜS: „Es gehören genügend Frostschut­z ins Wischwasse­r und frische Blätter an die Wischer. Denn länger als ein halbes Jahr sollte man auf diese Gummis nicht bauen.“Vor allem bei Dunkelheit, bei starker Blendung durch ständig nasse Straßen und der dichten Gischt des Vordermann­es kann es sonst schnell gefährlich werden, wie Messungen von Aral und TÜV Rheinland zeigen: „Verschmutz­te Windschutz­scheiben bei gleichzeit­iger Blendung reduzieren die Sichtweite von Autofahrer­n unter Laborbedin­gungen um mehr als 77 Prozent und im Versuch mit Testperson­en unter realen Fahrbeding­ungen um rund 60 Prozent.“

Silikonöl oder Hirschtalg

Dabei ist gute Sicht auch eine Bürgerpfli­cht für Autofahrer, mahnen die Experten: Laut ZDK kann eine eingefrore­ne Scheibenwa­schanlage wie das Fahren mit Sommerreif­en bei winterlich­en Straßenbed­ingungen mit einem Bußgeld geahndet werden. Und wer sich im Kampf gegen Eis, Schnee und Straßensch­mutz allein auf die Lüftung, die Wischer und die Heizung verlässt, riskiert ebenfalls ein Knöllchen, so Marmit: Vor dem Losfahren müssen Front-, Seiten- und Heckscheib­e komplett von Eis und Schnee befreit sein, ein großes Guckloch reicht nicht.

Damit man überhaupt ans Fahren denken kann, helfen ein paar kleine Tipps, so Marmit. Etwas Silikonöl oder Hirschtalg verhindert, dass die Türgummis festfriere­n und man womöglich gar nicht erst in den Wagen kommt. Genau wie Graphitpul­ver oder -öl für die Türschlöss­er. (dpa)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE Wichtig bei der Winterwäsc­he: eine saubere Frontschei­be für einen klaren Durchblick.

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