Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kinder lernen beim Faustlos-Tag spielerisch das Miteinander
Bei der Sechslinden-Schule steht die Sozialkompetenz im Mittelpunkt
PFULLENDORF - Unterricht der etwas anderen Art haben die Schüler der Sechslinden-Grundschule am Donnerstag erlebt. Der Faustlos-Tag, ein bundesweites Projekt zur Gewaltprävention und Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen in der Grundschule und im Kindergarten, stand ganz im Zeichen des guten Miteinanders.
Organisiert, vorbereitet und betreut von Schulsozialarbeiter Lars Brack und den Lehrkräften der Grundschule, erfuhren die Kinder in altersgemischten Gruppen an sechs Stationen, wie man ohne körperliche Gewalt und verbale Ausrutscher, aber mit Hilfsbereitschaft und gegenseitiger Achtung ganz wunderbar etwas gemeinsam auf die Beine stellen kann.
Schon der Wechsel von Station zu Station verlief nach eigenen Regeln. Angeführt von einem „Großen“aus der vierten Klasse, der zugleich in der Verantwortung für die jüngeren Mitschüler war, zogen die Kinder, damit keines unterwegs verloren geht, an einem Seil von Klassenzimmer zu Klassenzimmer. Los ging es mit den „Montagsmalern“, bei denen die Kinder mit dem Handicap einer gemeinsamen Pinselführung ein Motiv malen mussten.
Freundlich ist cool
Weniger praktisch ging es bei der Station „Freundlich ist cool“zu. Dort wurden Verhaltensweisen in cool und uncool unterschieden. Mit den Markenklamotten angeben, fanden die Kids beispielsweise uncool, während Hilfsbereitschaft als cool angesehen wurde.
Eine echte Herausforderung meisterten die Kinder an der Station „Reise nach Jerusalem“, bei der die zehn Kinder einer Gruppe auf möglichst wenigen Stühlen Platz finden mussten. „Ich hätte mehr Hände gebraucht, um mehr Kinder festzuhalten“, stellte Teilnehmerin Samira am Ende fest, obwohl ihre Gruppe dank gegenseitigen Haltens komplett auf zwei der kleinen Grundschulstühle passte und immerhin noch acht der Kinder auf einen. In diesem Raum wurde auch das „Cola-Fanta-Spiel“gespielt, ein Bewegungsspiel, bei dem ausscheidet, wer in der Reihenfolge der Bewegungsabläufe durcheinander kommt. Am Faustlos-Tag wurden die Regeln jedoch geändert. Nicht Lehrerin Katrin Flaig entschied, wer ausscheiden muss, sondern die Kinder gingen unter dem Beifall der anderen von sich aus aus dem Spiel, wenn sie einen Fehler gemacht hatten.
Beim „Blindenparcours“stand das gegenseitige Helfen im Mittelpunkt und bei der „Murmelbahn“kam es auf Absprache und Teamfähigkeit an, denn die Bahn funktionierte nur, wenn man, wie es ein Mädchen formulierte, „miteinander arbeitet“.
Kinder wollen Regeln einhalten
Am Ende aller Stationen besiegelten die Kinder dann noch, dass sie sich an die Faustlos-Regeln halten wollen: Mit einem bunten Abdruck der Hand und dem Namen auf einer großen Leinwand, die für ein ganzes Jahr im Grundschulbereich der Schule aufgehängt wird, schlossen die Schüler, Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter „eine Art Vertrag“, wie Lehrerin Martina Schaepen, die für diese Station zuständig war, den Kindern erklärte.
Nach mehr als vier Stunden, in denen die Kinder spielerisch das gute Miteinander geübt haben, trafen sich alle Teilnehmer, die kleinen und die großen, zum Abschluss im Foyer.