Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Lactalis bietet Omira Kompromiss an
Kompromiss könnte Auszahlung des Großteils der Genossenschaftsanteile ermöglichen
RAVENSBURG (sz) - Im Streit um insgesamt 23,5 Millionen Euro zwischen dem französischen Molkereikonzern Lactalis und der Ravensburger Omira Oberland-Milchverwertung deutet sich ein Kompromiss an. Das Unternehmen Lactalis, das die Omira 2017 gekauft hat, bot den 2000 Milchbauern an, Teile der hinterlegten Geschäftsanteile auszuzahlen.
RAVENSBURG – In die Auseinandersetzung zwischen dem französischen Molkereikonzern Lactalis und der Omira Oberland-Milchverwertung (OOMV) kommt Bewegung. Wie das französische Unternehmen mit Sitz in Laval am späten Montagabend mitteilte, biete man den Omira-Milchbauern einen Vorschlag zur außergerichtlichen Lösung des Konflikts an. Der war entstanden nachdem Lactalis Gewährleistungsansprüche im Zuge der Übernahme der Genossenschaft Omira im Jahr 2017 in Höhe von 23,5 Millionen Euro angemeldet, der OOMV arglistige Täuschung vorgeworfen und im Dezember 2018 Klage eingereicht hatte.
Rund vier Millionen Euro der Gewährleistungsansprüche machte Lactalis für Kosten wegen mangelndem Brandschutz am Standort Ravensburg, für Produktschäden aus dem Jahr 2017 sowie für Anwaltsund Recyclingkosten geltend. Der Löwenanteil – 19,5 Millionen Euro – resultiert den Franzosen zufolge aus der Änderung des Milchumrechnungsfaktors.
Lactalis warf der Omira vor, bei den Verhandlungen über den beim Verkauf bis 2027 geschlossenen Milchliefervertrag verschwiegen zu haben, dass sich dieser Faktor in Deutschland auf 1,03 von 1,02 ändern könnte – was die OOMV in Person von Unternehmenschef Erich Härle aber entschieden zurückgewiesen hatte. Mit dem Faktor wird das in Litern gezählte Volumen der Milch in das in Kilogramm erfasste Gewicht umgerechnet.
Man habe der OOMV am vergangenen Freitag schriftlich ein Angebot zur außergerichtlichen Lösung der Differenzen unterbreitet, hieß es in der Mitteilung vom Montagabend, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Und weiter: „Lactalis erklärt sich bereit, die künftigen Mehrkosten aus der Anpassung des Milchumrechnungsfaktors vollumfänglich zu tragen. Dies entspricht einer Summe von 19,5 Millionen Euro.“
Darüber hinaus bieten die Franzosen an, aus den auf einem Sperrkonto liegenden zehn Millionen Euro einen Betrag von sechs Millionen Euro zur Auszahlung freizugeben. Lactalis bedauere, dass es bislang zu keiner konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Vertragspartner kommen konnte, und dass den Milcherzeugern ihre Geschäftsanteile aufgrund der ungeklärten Situation noch nicht durch die OOMV ausgezahlt wurden.
Wie reagiert die OOMV?
Für die OOMV und die rund 2000 Omira-Bauern würde dies bedeuten, auf den Rest des hinterlegten Sicherungsbetrages von rund vier Millionen Euro zu verzichten und auch für die mit dem Vertragsstreit verbundenen Kosten aufkommen zu müssen. „Mit unserem Entgegenkommen hoffen wir den Weg für eine gütliche Einigung geebnet zu haben, sodass es auch zu einer zügigen Auszahlung der Geschäftsanteile an die Milcherzeuger kommen kann. Unser Unternehmen wünscht sich eine vertrauensvolle, solide Partnerschaft mit unseren Milchlieferanten auch über den aktuell bestehenden Milchvertrag hinaus“, erklärte LactalisDeutschlandchef Morten Felthaus.
OOMV-Chef Erich Härle war am Montagabend nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen. Unter dem Strich bedeutet der LactalisVorschlag – sollte er angenommen werden – einen Erfolg für Härle und die OOMV. Härle hatte in Gesprächen mit der „Schwäbischen Zeitung“wiederholt deutlich gemacht, dass die 19,5 Millionen Euro nicht zur Debatte stünden und die OOMV in diesem Punkt „hart bleiben wolle“. Über die im Raum stehenden vier Millionen Euro könne man reden, sagte Härle.