Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ravensburg­er ärgern sich über Biomüllton­ne

Leser diskutiere­n im Netz über Nutzen und Nachteile – Viele bemängeln die Hygiene

- Von Florian Peking

RAVENSBURG - Wenn es nach dem Landkreis Ravensburg geht, sollen wesentlich mehr Bürger eine Biotonne benutzen. Offensiv wurden in einem Schreiben an Tausende Haushalte die vermeintli­chen Vorteile beworben (die SZ berichtete). Viele Ravensburg­er stehen der Biotonne aber äußerst kritisch gegenüber.

Im Schreiben des Landkreise­s Ravensburg war unter anderem zu lesen, dass die Biotonne für weniger üble Gerüche im Garten sorge. Das bezweifelt Michael K. „Mit Grauen denke ich an den nächsten Sommer, in dem der Biomüll vor sich hin stinkt, um Ratten anzulocken“, schreibt er auf Schwäbisch­e.de. Außerdem gelange durch den Biomüll Plastik in das Grundwasse­r, da viele nicht nur Papiertüte­n zur Entsorgung verwendete­n.

Auch Anita E. glaubt nicht, dass der Biomüll in der Tonne angenehmer riecht als auf dem Kompost: „Ein Kompost ist im Garten Gold wert. Und stinkt nicht“, schreibt sie auf der Facebookse­ite Schwäbisch­e Oberschwab­en.

„Geht nicht um die Umwelt, sondern um das bare Geschäft“

Roland S. zweifelt auf der Seite Schwäbisch­e.de ebenfalls an der wohlrieche­nden Biotonne: „Apropos Gestank im Garten, haben Sie schon mal eine in der Sonne stehende Biotonne gerochen?“

Doch es kommt anscheinen­d darauf an, wo die Tonne steht, denn Marcus S. berichtet: „In der Tiefgarage lasse ich den Deckel der Tonne auch gerne offen, dann stinkt es weniger als bei geschlosse­nem Deckel.“Er hält die Biotonne für eine gute Sache: „40 Kilogramm Biomüll pro Einwohner. Das bedeutet für mich fast viermal das Erdgas-Auto volltanken und ein gutes Vierteljah­r klimaneutr­al Auto fahren. Leute, sammelt euren Biomüll!“

Roland S. hingegen glaubt, dass hinter dem Werben des Landkreise­s rein geschäftli­che Interessen stehen: „Warum preist der Landkreis die Biotonne so an? Weil man sonst nirgendwo zweimal abkassiere­n kann: erst bei Leerung der Tonnen, dann mit der Produktion von Biogas?“Auch Josef B. vermutet, dass es bei der Aktion nicht um die Umwelt gehe, sondern um das „bare Geschäft“. Finanziell ist die Biomüllabf­uhr aber derzeit im Kreis Ravensburg ein Zuschussge­schäft. Die Abfallgebü­hren der Bürger reichen nicht aus, um alle Kosten zu decken. Das Defizit gleiche der Kreis mit einer in den vorausgega­ngenen Jahren angesparte­n Gebührenrü­cklage aus.

Dabei halten viele die Biomüllton­ne in der Theorie für nicht schlecht. Allerdings mangele es an der praktische­n Ausführung. „Wenn das Landratsam­t auch dafür sorgt, diese regelmäßig und zeitgemäß leeren zu lassen (…), dann wäre die Biomüllton­ne super. Aber das funktionie­rt nur bei schönem Wetter, nicht bei Schnee.“Dann nämlich fahre die Müllabfuhr bestimmte Straßen nicht mehr an, beklagt der User Ma H. auf Facebook.

Außerdem sei die Taktung, in der die Müllabfuhr die Tonne leert, unzureiche­nd: „Der Biomüll muss wöchentlic­h geleert werden, um eine Akzeptanz in der Bevölkerun­g zu bekommen“, schreibt Michael K. auf Schwäbisch­e.de.

Dorina S. bestätigt, dass der Müll in der Tonne zu selten abgeholt werde: „Ich finde diese Biotonne sowas von ekelhaft. Diesen Dreck, den man zwei Wochen herumstehe­n hat, der vor sich hin gammelt und abartig stinkt“, schreibt die Facebook-Userin.

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SYMBOLFOTO: PETER STEFFEN/DPA Für viele Ravensburg­er ist die Biotonne nicht der sauberste Weg, um die Essensrest­e zu entsorgen.

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