Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Zeit der Großraumflugzeuge ist vorbei
Die Vertriebsexperten von Airbus mussten den A380 zuletzt anpreisen wie einen Ladenhüter. Hintergrund ist der Wandel der Luftfahrtbranche. „Es war ein tolles Flugzeug, aber es ging an den Bedürfnissen des Marktes vorbei“, sagt Heinrich Großbongarth, Luftfahrtexperte von Expairtise Communications in Hamburg. Es sei bezeichnend, dass selbst Emirates nun eher kleinere Maschinen nachfragt. Ursprünglich hatte die Golf-Airline den A380 als Zubringer für sein gigantisches Drehkreuz in Dubai nutzen wollen. „Doch die Geschäftsstrategie hat sich geändert“, so Großbongarth. Emirates will nun, so wie fast alle anderen Fluglinien auch, mehr Modelle des A330 bedaher stellen. Das mittelgroße Flugzeug hat je nach Nutzung Platz für rund 250 Passagiere. Beim A380 waren es über 800. Da hat selbst eine Emirates es schwer, alle Sitze voll zu bekommen – auch weil sich die Strategien der Fluggesellschaften in den vergangenen 15 Jahren änderten: Statt immer mehr Menschen zwischen den Drehkreuzen wie Frankfurt, Atlanta oder Dubai hinund herzuschicken, wollten die Fluglinien lieber Direktverbindungen zwischen den eigentlichen Zielen ihrer Kunden anbieten. Und wer zu zwei Uhrzeiten fliegt statt nur einmal am Tag, bietet Geschäftsreisenden mehr Flexibilität. Erzrivale Boeing las die Zeichen der Zeit richtig und steckte seine Energie in den Entwurf eines verbrauchsarmen und komfortablen Mittelstreckenjets. „Die ganze Entwicklung des A380 basiert dagegen auf einer grandiosen Fehleinschätzung der Marktentwicklung“, sagt Großbongarth. Selbst die bevölkerungsreichen Länder Asiens zeigten sich zurückhaltend. Zwar kommt ein Viertel der Airbus-Bestellungen aus China, doch darunter befanden sich nur magere fünf A380. In der Theorie sind Großflugzeuge eine Lösung für das verbreitete Problem überlasteter Flugrouten und Airports. In der Praxis wollen die Kunden auch in Fernost lieber direkt fliegen, statt jedes Mal in Shanghai umsteigen zu müssen. (fmk)