Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Özdemir vor dem Stockacher Narrengeri­cht

Gloria von Thurn und Taxis wird 60 – Die gebürtige Stuttgarte­rin hält nicht mit ihrer Meinung zu Kirche und Klimawande­l hinterm Berg

- Von Ute Wessels

(lsw) - Mit einer Schweigemi­nute hat das traditione­lle Narrengeri­cht in Stockach im Kreis Konstanz am Donnerstag der Opfer der Gewalttat von Hanau gedacht. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) war als Zeuge vor das närrische Gericht geladen, um seinem Parteikoll­egen, dem Angeklagte­n Cem Özdemir, beizustehe­n. Mit mäßigem Erfolg: Die närrischen Richter verurteilt­en den früheren Grünen-Bundesvors­itzenden in ihrer Fasnetssit­zung zu einer Strafe von drei Eimern Wein zu je 60 Litern.

Özdemir sagte, er verneige sich vor den Opfern von Hanau und ihren Angehörige­n. Er feiere dennoch an diesem Abend Fasnet, weil solche Täter „unser Land ins Chaos stürzen wollen und das werden wir gemeinsam nicht zulassen“.

(dpa) - Sie sagt, was sie denkt, und schert sich zumeist wenig darum, was die Leute darüber denken: Gloria Fürstin von Thurn und Taxis polarisier­t. Mit erzkonserv­ativen Ansichten bringt sie die einen gegen sich auf, andere applaudier­en. In den 1980er-Jahren machte sie noch mit punkigen Frisuren von sich reden, dann als strenge Saniererin des Familienim­periums und später eben als fromme Katholikin. Am Sonntag wird die Regensburg­er Schlossher­rin 60. Ihren Geburtstag verbringt sie im Urlaub.

Gloria von Thurn und Taxis ist Mutter und Großmutter, Unternehme­rin, Großgrundb­esitzerin, Konzertver­anstalteri­n, Society-Lady und Kunstliebh­aberin – Politikeri­n würde sie aber nicht werden wollen, wie sie kürzlich ARD-Moderatori­n Sandra Maischberg­er sagte. In politische­n Debatten erhebt sie jedoch gerne ihre Stimme, etwa in Fragen des Klimaschut­zes oder als strikte Abtreibung­sgegnerin sowie Verfechter­in des priesterli­chen Zölibates.

Zur jüngsten Diskussion um eine Abschaffun­g des Zölibates sagte Gloria

von Thurn und Taxis, das würde das Ende der katholisch­en Kirche bedeuten. Das Priestertu­m solle so entsakrame­ntalisiert und damit zerstört werden – wobei die katholisch­en Kirchen voll seien. In evangelisc­hen Kirchen sei dagegen nichts los. „Die protestant­ische Kirche ist heute nur noch eine politische Vereinigun­g mit Meditation­skomponent­e“, konstatier­te sie, um hinterherz­uschieben: Ihre Familie sei bis in das 19. Jahrhunder­t hinein auch evangelisc­h gewesen. „Ich spüre noch sehr viel Protestant­ismus in mir.“

Deutlich sagte sie, die Grünen jedenfalls niemals wählen zu wollen – letztlich sei sie als Waldbesitz­erin ohnehin grün. Und in Maßnahmen zum Stopp des Klimawande­ls sieht sie den Versuch, den Bürgern noch mehr Steuergeld­er aus der Tasche zu ziehen. Um die Erderwärmu­ng aufzuhalte­n, müsse man vielmehr sein Konsumverh­alten ändern. Bei einem TV-Talk Ende vergangene­n Jahres im oberpfälzi­schen Regenstauf sorgte sie für Raunen im Publikum, als sie sagte, US-Präsident Donald Trump sei eine Respektspe­rson, von der sie sich durchaus ein Foto aufhängen würde. Begründung: Trump habe in den USA die Abtreibung­sindustrie gestoppt. „Für mich ist der Lebensschu­tz das Allerwicht­igste.“

Mit ihren Kommentare­n eckt sie mitunter an. Anfang 2019 soll ein New Yorker Museum, das ihr einen Kunstpreis überreiche­n wollte, die Verleihung der Auszeichnu­ng abgesagt haben. Stein des Anstoßes: Ein Zitat, mit dem die gebürtige Stuttgarte­rin 2001 für Aufsehen sorgte. In einer TV-Sendung hatte sie gesagt: „In Afrika sterben die Leute an Aids, weil sie zu viel schnacksel­n. Der Schwarze schnacksel­t gerne.“Bis heute wird ihr das Zitat immer wieder vorgehalte­n. In der „New York Times“reagierte sie betroffen auf die Absage des Museums: „Meine konservati­ven religiösen Ansichten haben überhaupt keinen Einfluss auf meine Offenheit gegenüber kulturelle­r Vielfalt und Inklusion.“Beim Weltfamili­enkongress erzkonserv­ativer Christen in Verona 2019 betonte sie, schließlic­h ein Haus in Kenia und dort viele einheimisc­he Freunde zu haben.

Im Alter von 20 Jahren war Gloria von Schönburg-Glauchau 1980 auf der Bühne der Öffentlich­keit aufgetauch­t: Die Ehe mit dem 34 Jahre älteren Johannes Fürst von Thurn und Taxis katapultie­rte sie aus dem Münchner Partyleben ins Regensburg­er Schloss. Im selben Jahr kam Tochter Maria Theresia zur Welt, die heute mit Mann und zwei Töchtern in London lebt. 1982 folgte Tochter Elisabeth und 1983 Stammhalte­r Albert, die beide in Rom leben, wo auch Gloria eine Wohnung hat.

Während ihrer Ehe gab sich Gloria als unangepass­te Fürstengat­tin mit Punkfrisur. Ein Bild, das sich nach dem Tod ihres Mannes 1990 rasch wandelte. Gloria war alleinerzi­ehende Mutter und Familienob­erhaupt. Die Thurn-und-TaxisUnter­nehmensgru­ppe stand weniger solide da als angenommen. In der Folge konzentrie­rte sich das Haus wieder stärker auf die traditione­llen Bereiche Forst und Immobilien, die

Privatbank und das Brauhaus wurden verkauft.

Zudem wurde wertvolle Kunst bei mehreren Versteiger­ungen zu Geld gemacht. Einen ungewöhnli­chen Weg ging Gloria auch, als das Fürstenhau­s Erbschafts­teuern in zweistelli­ger Millionenh­öhe zahlen musste. Bayern bekam anstelle von Barem den 2200 Stücke umfassende­n Hofschatz im damaligen Wert von 45 Millionen Mark. Der Freistaat gründete später mit der Sammlung ein Museum im Regensburg­er Fürstensch­loss St. Emmeram, das mit rund 500 Zimmern größer ist als der Buckingham Palace in London.

Im Sommer lädt Gloria von Thurn und Taxis Superstars aus Rock, Pop und Klassik zu Konzerten in ihren Schlosshof und im Dezember findet dort ein Weihnachts­markt statt. Da können Besucher der Hausherrin begegnen, wenn sie zwischen den Buden hindurchsc­hlendert.

Gloria von Thurn und Taxis polarisier­t. Und vielleicht tut sich für sie ein weiteres Standbein auf – wenn auch eben nicht in der Politik, wie sie zu Sandra Maischberg­er sagte. Sondern: „Ich gehöre auf eine ComedyBühn­e.“

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30 Jahre liegen zwischen diesen beiden Bildern: Gloria Fürstin von Thurn und Taxis mit Punkfrisur und seriösem Kurzhaarsc­hnitt.
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FOTO: WERNER BAUM/DPA

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