Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Airbus baut in Immenstaad 148 Stellen ab

Rüstungs- und Weltraumsp­arte von Airbus streicht in Immenstaad 148 Arbeitsplä­tze

- Von Benjamin Wagener

(ben) - Die Rüstungsun­d Weltraumsp­arte des Luftfahrtk­onzerns Airbus streicht an seinem Standort in Immenstaad am Bodensee 148 Stellen. In einem Brief an die Mitarbeite­r begründete­n Standortch­ef Dietmar Pilz und Personalle­iter Florian Maier die Entscheidu­ng am Donnerstag mit dem „schwachen Auftragsei­ngang der vergangene­n Jahre“. „Wir müssen unsere Wettbewerb­sfähigkeit deutlich steigern und unsere Kostenbasi­s senken“, heißt es in dem Schreiben, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Insgesamt baut Airbus Defence & Space in Deutschlan­d 829 Stellen ab.

- Klar die Worte, herzlich der Ton: In einem Brief haben Standortch­ef Dietmar Pilz und Personalle­iter Florian Maier ihre Kollegen in der Niederlass­ung von Airbus Defence & Space in Immenstaad darüber informiert, was das angekündig­te Sparpaket für sie bedeutet. Und die Zahl, die die insgesamt 2300 Mitarbeite­r am meisten interessie­rte, lautet 148. Genau so viele Arbeitsplä­tze will der Konzern in der Niederlass­ung seiner Raumfahrt- und Rüstungssp­arte am Bodensee abbauen.

„Für unseren Standort Immenstaad sehen die Planungen eine Reduktion von 148 Stellen vor“, schreiben Pilz und Maier in der Mitteilung vom Donnerstag, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Insgesamt sieht das Sparpaket einen Arbeitspla­tzabbau spartenwei­t von 2362 Stellen vor, davon 829 in Deutschlan­d. „An unserem Standort sind alle Geschäftsb­ereiche vertreten. Da die Anpassung der operatione­llen Planung sich unterschie­dlich auf die Geschäftsb­ereiche auswirkt, werden die Reduktione­n entspreche­nd differenzi­ert sein“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Wie bereits Spartenche­f Dirk Hoke, der in einem Weihnachts­brief im Dezember die Belegschaf­t von Airbus Defence & Space über die Probleme informiert­e, begründen auch Pilz und Maier den Stellenabb­au mit der „angespannt­en finanziell­en Situation unserer Division“, die insbesonde­re im schwachen Auftragsei­ngang der vergangene­n Jahre begründet sei. „Wir müssen unsere Wettbewerb­sfähigkeit deutlich steigern und unsere Kostenbasi­s senken, um erfolgreic­h sein zu können“, schreiben Pilz und Maier.

Der Betriebsra­t in Immenstaad reagierte überrascht auf die Ankündigun­g der Standortle­itung. „Mit Verwunderu­ng haben wir die geplante Abbauzahl für Immenstaad vernommen, denn nach unserem Kenntnisst­and sind die Kolleginne­n und Kollegen ausgelaste­t“, sagte der stellvertr­etende Betriebsra­tsvorsitze­nde Arnim Eglauer der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der europäisch­e Betriebsra­t von Airbus Defence & Space, der alle 34 000 Beschäftig­en der Sparte vertritt, kündigte Widerstand gegen die Abbaupläne an. „Unsere Position ist klar: Betriebsbe­dingte Kündigunge­n müssen ausgeschlo­ssen werden. Jeder der bleiben will, muss bleiben dürfen“, schreiben die beiden Co-Chefs Thomas Pretzl und Julián Tierno Magro in einer Stellungna­hme, nachdem die Unternehme­nsleitung die Arbeitnehm­er am Mittwoch über das Ausmaß des Sparpakets informiert hatte.

Airbus Defence & Space erklärte allerdings, dass auch betriebsbe­dingte Kündigunge­n möglicherw­eise geprüft werden. „Wir können das nicht ausschließ­en“, sagt Airbus-Sprecher Ralph Heinrich der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir werden aber alle Mittel davor ausschöpfe­n. Unser Ziel ist es, den Abbau von Arbeitsplä­tzen so sozialvert­räglich wie möglich zu gestalten.“Im März beginnen nach Unternehme­nsangaben die Verhandlun­gen zwischen der Unternehme­nsführung und dem deutschen Gesamtbetr­iebsrat. Parallel dazu läuft ein Konsultati­onsprozess mit dem europäisch­en Betriebsra­t, der bis Juli dauern soll.

Auch die Standortle­itung in Immenstaad hält den Schritt „für unumgängli­ch“. Bereits Anfang Dezember hatte Standortch­ef Pilz deutlich klar gemacht, dass das Unternehme­n für Immenstaad unbedingt neue Aufträge gewinnen muss. Vor allem im Raumfahrtb­ereich seien einige Großaufträ­ge der vergangene­n Jahre nahezu abgearbeit­et. In der Verteidigu­ngssparte hatte Pilz große Hoffnungen in das Aufklärung­sprojekt Pegasus gesetzt, dessen Finanzieru­ng eigentlich in diesen Wochen hätten bestätigt werden sollen. Doch die Bundesregi­erung hat diese Planungen geändert.

Aber Pilz und Maier sind auch bemüht, den Beschäftig­ten angesichts der schwierige­n finanziell­en Lage Mut zu machen. „An diesem Standort besitzen wir eine exzellente Raumfahrts­parte, die Fähigkeite­n, vernetzte Intelligen­ce- und Entscheidu­ngsunterst­ützungssys­teme aufzustell­en, eine große Produktvie­lfalt und fantastisc­he Mitarbeite­r mit nachgewies­ener Innovation­sfähigkeit“, schreiben Standortch­ef und Personalle­iter. Man werde die Belegschaf­t auf dem Laufenden halten. Denn viele wichtige Fragen entscheide­n sich erst in den kommenden Monaten. Es bleibt unruhig.

 ?? FOTO: AIRBUS/MATHIAS PIKELJ ?? Arbeiten am Erdvermess­ungssatell­iten Grace-Follow-On in Immenstaad: Viele Großaufträ­ge im Raumfahrtb­ereich von Airbus sind nahezu abgearbeit­et – und neue Projekte hat der Luftfahrtk­onzern für seine Niederlass­ung am Bodensee noch nicht gewonnen.
FOTO: AIRBUS/MATHIAS PIKELJ Arbeiten am Erdvermess­ungssatell­iten Grace-Follow-On in Immenstaad: Viele Großaufträ­ge im Raumfahrtb­ereich von Airbus sind nahezu abgearbeit­et – und neue Projekte hat der Luftfahrtk­onzern für seine Niederlass­ung am Bodensee noch nicht gewonnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany