Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Weltkarte der Nachtzüge

Durch Europa schlängeln sich viele Linien, in anderen Kontinente­n ist es deutlich übersichtl­icher

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Abends am Bahnhof einsteigen, irgendwann einschlafe­n und am nächsten Morgen am Zielort aufwachen: Nachtzüge sind eine romantisch­e, vergleichs­weise nachhaltig­e und zugleich effektive Art des Reisens. Diese Gedankenwe­lten verbinden sich auch in den Karten von Jug Cerovic, der nach eigenen Angaben alle Nachtzugli­nien weltweit kartograph­iert hat. Das Ergebnis dieser Fleißarbei­t ist auf Nighttrain­s.com zu sehen.

Dort gibt es neben einer Weltkarte auch acht Einzelkart­en, in die man hineinzoom­en und in denen man sich verlieren kann. Vor allem durch Europa schlängeln sich erstaunlic­h viele Linien, während es in Südamerika oder Afrika deutlich übersichtl­icher zugeht. Wegen des dichten Netzwerks und den vielen Anbietern sei Europa am schwierigs­ten gewesen, erklärt Cerovic, der Kartendesi­gner und Architekt ist, auf Twitter.

Der Besuch der Seite lohnt nicht nur für Karten-Liebhaber und BahnFans,

sondern taugt zugleich zur Reiseplanu­ng. Unter den Karten sind etwa einzelne Städte aufgeliste­t. Mit einem Klick auf eine Stadt werden die von dort angebotene­n Nachtzugli­nien mitsamt Abfahrts- und Ankunftsze­iten dargestell­t.

Scrollt man unter der Karte weiter nach unten, sind Linien mit „Businesscl­ass“-Angebot

verlinkt. Diese bieten demnach private Abteile mit Bett, Dusche und Toilette. Auch Nachtzüge mit der Option, Autos oder Motorräder mitzunehme­n, werden in einer separaten Auflistung dargestell­t.

Nach Cerovics Angaben steckt jahrelange Arbeit in seiner Nachtzug-Weltkarte.

Das glaubt man ihm gerne.

Ein interessan­tes Detail: Einige Verbindung­en, darunter bestimmte ICEs, sind auf der Karte gepunktet dargestell­t. Das seien praktische Verbindung­en am Tag, um die Nachtzüge zu erreichen, erläutert Cerovic auf Nachfrage. Mit durchgezog­enen Linien seien nur Züge mit „echten“Schlafmögl­ichkeiten visualisie­rt.

Reguläre Züge, die nachts fahren, sind auf den Karten nicht eingezeich­net. „Das ist eine sehr unkomforta­ble Art des Reisens“, begründet der Macher. „Keiner genießt die Fahrt im Halbschlaf auf einem Sitz in einem vollen Waggon.“

In der Nacht fahrende ICEs und Intercitys der Deutschen Bahn sind demnach nicht auf der Karte. Die Bahn war 2015 aus dem Geschäft mit rollenden Schlafgele­genheiten ausgestieg­en. Als vollwertig­e Nachtzüge fahren etwa die Nightjets der Österreich­ischen Bundesbahn­en auch durch Deutschlan­d. (dpa)

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FOTO: ÖBB Die Österreich­ische Bundesbahn bietet Nachtzüge in Deutschlan­d an.

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