Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Narren machen dem Zirkus ein Ende
Gericht spricht Bürgermeister Christoph Schulz wie erwartet schuldig
- Einen regelrechten Zirkus hat Ostrachs Bürgermeister Christoph Schulz am Donnerstag veranstaltet, um der Absetzung zu entgehen. Als Zirkusdirektor verkleidet bat er vor dem Narrengericht um Wohlwollen und Gnade, wurde aber natürlich wie erwartet schuldig gesprochen.
Ein altbekanntes Gesicht war am Donnerstagnachmittag auf der Anklagebank zu sehen: Christoph Schulz. „Jetzt decken wir die Missetaten auf, die Rathausdamen freuen sich schon drauf“, kündigte der Büttel an. In der Verwaltung sei es üblich, zum Geburtstag ein Frühstück zu spendieren. Doch der Bürgermeister sei da sehr knausrig gewesen. Das Geld der Gemeinde gebe er mit vollen Händen aus, aber sein eigenes behalte er zuhaus. Und es kam noch dicker: „Seine Strafe der letzten zwei Jahre – es klingt verrückt – da hat der Schultes sich stets ums Bezahlen gedrückt.“
Der Bürgermeister versuchte sich aus der Misere herauszureden. „Meine Manege ist die ganze Gemeinde, nur den Büttel machte ich mir zum
Feinde.“Sein Kalender sei mit Terminen schon ganz voll, daher wisse er gar nicht wann er noch mit den Narren feiern soll. Doch als Sparfuchs kam ihm die Idee, in der Fastenzeit einzuladen, denn da würde schließlich weniger getrunken. „Nur das Ferkel weiß noch nichts von seinem Glück, es wird gegrillt am ganzen Stück“, machte der Schultes schmackhaft. Am letzten Donnerstag im März soll es so weit sein. Um 18 Uhr höre das Rathaus auf zu schaffen, um sich zum Zunftheim aufzumachen. Weil er nun seine Strafe doch einlöse, forderte Schulz den Freispruch. Denn Rolf Reisky könne zwar feiern OHA-Feste, wäre aber als Schultes nicht der Beste. „Also lassen wir alles wie es ist, setzt dem Schultes doch noch eine Frist.“
Der Richter zog sich für eine sehr kurze Beratung mit den
Schöffen – Seerose, Bauzemeck, Riedhexe und Hänseler – zurück und verkündete: „Seine Missetaten sind aufgedeckt, das haben die im Rathaus alle längst gecheckt.“Die Verschwendung der Gemeindegelder und der Geiz beim eigenen Geldbeutel dürfe nicht ungestraft bleiben. Nun ein Fest anzukündigen sei eine reine Schutzbehauptung des Angeklagten. So ließ der Schuldspruch auch nicht lange auf sich warten. „Ob der großen Schand wird er auch noch des Rathauses verbannt“, ordnete der Richter an. Die Strafe: Im Sommer soll es auf dem HerbertBarthPlatz eine Bürgerfragestunde
geben, bei der Bürger den Schultes zwei Stunden lang alles fragen dürfen. Und der Clou: Der Bürgermeister muss jedem Bürger auch noch ein Glas Sekt einschenken.
Närrisch geht es bereits am Freitag, 21. Februar, weiter. Ab 19 Uhr findet der Zunft- und Bürgerball mit dem Kehlbach Express in der Buchbühlhalle statt. Am Montag, 24. Februar, wird ab 9.30 Uhr ein Narrenfrühstück für jedermann in der Buchbühlhalle serviert. Der traditionelle Rosenmontagsumzug startet um 13.30 Uhr und führt von der Bachstraße zur Buchbühlhalle. Dort folgt ab 14.30 Uhr der Ball mit närrischem Treiben bis in den Abend. Am Dienstag, 25. Februar, ist schon wieder Abschied von der Fasnet angesagt. Ab 19 Uhr findet auf dem Herbert-BarthPlatz die Hexenverbrennung und das Narrenbaumfällen statt. Am Samstag, 29. Februar, wird gegen 19 Uhr das Funkenfeuer auf dem Schelmenhau angezündet.