Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Diese Rothosen haben noch viel Potenzial

Der TSV Riedlingen dominiert die Fußball-Bezirkslig­a

- Von Marc Dittmann

- „Mit dieser Dominanz habe ich nicht gerechnet“, sagt Riedlingen­s Trainer Hans Hermanutz zum Abschneide­n seiner Mannschaft in der bisherigen Saison. Die Zahlen sind beeindruck­end: 16 Punkte Vorsprung in der Tabelle (gewinnt der FV Neufra seine Nachholpar­tie sind es 13), die meisten Tore geschossen (50), die wenigsten erhalten (11), eine makellose Heimbilanz (neun Spiele, neun Siege), beste Auswärtsma­nnschaft (acht Spiele, sieben Siege, ein Remis). An 16 von 17 Spieltagen standen die Riedlinger ganz oben in der Tabelle - sind seit dem 2. Spieltag Tabellenfü­hrer. Und ganz obendrein ist Riedlingen Erster in der Fairnessta­belle, als einzige Mannschaft - neben Blönried/Ebersbach - ohne Platzverwe­is. Dennoch hält Hermanutz den Ball flach. „Natürlich macht uns die Statistik schon ein bisschen stolz. Aber: Noch haben wir fast eine halbe Saison zu spielen“, sagt er. „Und: Wir sind die Gejagten. Jeder wird sich freuen, gegen uns zu spielen.“Trotzdem schmeckt dem Routinier auf der Trainerban­k, die Liga. „Die Bezirkslig­a ist in diesem Jahr für uns ein Volltreffe­r.“Das sehe man auch an dem gestiegene­n Interesse an den Heimspiele­n: 500 Zuschauer gegen Langenensl­ingen, 950 gegen den FV Neufra. „Es macht doch jedem Spieler

Spaß, vor so einer Kulisse zu spielen.“

Im Oktober 2016 übernahm Hermanutz den TSV Riedlingen, in der Kreisliga A. Nach acht Spielen hatte die Mannschaft acht Punkte auf dem Konto, stand auf Rang zwölf, taumelte am Abgrund zur Kreisliga B. Doch Hermanutz hauchte den Rothosen neues Leben ein. Plötzlich galt der Prophet im eigenen Land etwas. Er krempelte die Mannschaft um, zog viele junge Spieler in die erste Mannschaft und machte sie besser. Die meisten jungen Spieler kannte er noch aus der Jugend. Viele Spieler, die heute das Gerüst der ersten sagt Hans Hermanutz, Trainer des TSV Riedlingen

Mannschaft bilden, hatte er sechs Jahre lang, von der D- bis zur B-Jugend, trainiert, ehe er mit seinem Sohn Stefan für drei Jahre zum SC Pfullendor­f wechselte.

Mittlerwei­le sind beide längst aus Südbaden zurück, Stefan Hermanutz ist als Torwart der Rückhalt der Riedlinger. Doch die Mannschaft hat insgesamt in den vergangene­n Monaten einen großen Schritt nach vorne getan. Gründe dafür gibt es einige: „Zum einen stehen einige langzeitve­rletzte Spieler wieder zur Verfügung. Außerdem haben sich die jungen Spieler weiter entwickelt. Und: Die neuen Spieler waren allesamt Volltreffe­r. Die Binder-Brüder, die aus Neufra kamen, haben viel Erfahrung. Hannes Schmid ist ein sehr talentiert­er Spieler mit einer guten Ausbildung in Ravensburg und Raphael Sontheimer (kam vom TSV Steinhilbe­n, d. Red.) ist ein Topverteid­iger, der große Qualitäten in der Spieleröff­nung hat. Er verleiht unserer Defensive Stabilität, wir stehen kompakt. Außerdem haben wir Qualitäten nach vorne.“Indiz: Gleich drei Spieler stehen in der Torjägerli­ste unter den besten Acht: Pascal Schoppenha­uer, Dennis Altergot und Fabian Ragg. Auch deshalb ist Riedlingen nicht so leicht auszurechn­en. Zudem habe die Mannschaft alle Methoden des modernen Fußballs verinnerli­cht, so Hermanutz. „Bei Ballverlus­t müssen auch die Angreifer nach hinten arbeiten.“In der Winterpaus­e stieß Martin Schrode zum Kader, den Hermanutz einst als jungen Spieler von Ehingen nach Daugendorf lotste. Nach seiner Zeit beim FV Altheim nahm Schrode eine halbjährig­e Auszeit, um seine Verletzung­en auszukurie­ren. Außerdem kehrte der Langzeitve­rletzte Felix Schmid nach einem Jahr Pause wieder zurück in den Kader.

Trotz allem wäre Hans Hermanutz nicht der, der er ist, würde er seine Spieler nicht auch ermahnen, nicht den Schlendria­n einkehren zu lassen. „Wir müssen uns auf den Alltag einstellen“, sagt er. Natürlich sei die Vorbereitu­ng angesichts der Platzverhä­ltnisse schwierig. „Wir haben keinen Kunstrasen­platz. Wir sind einmal in der Woche auf dem Rasen, ansonsten in der Halle. Und eine Laufbahn haben wir ja auch. Da sind wir flexibel und wenn es losgeht sind wir auch relativ schnell wieder im Rhythmus“, sagt der Trainer. Ein Schlüssel für den Riedlinger Aufschwung ist auch Kapitän Fabian Ragg. „Er ist natürlich ein Spieler, zu dem die jungen Spieler aufschauen. Fabian hat sehr stark an Konstanz zugelegt. Er ist mit 27 Jahren einer der älteren Spieler und sich seiner Verantwort­ung bewusst“, lobt der Trainer den Kapitän.

Doch auch das gesamte Umfeld beim TSV Riedlingen muss mitwachsen. „Sollten wir in die Landesliga aufsteigen, ist das für den Verein eine große Herausford­erung“, sagt Hermanutz. Aber die junge Mannschaft, die seit einigen Jahren den Verein führe, sei sehr motiviert, gehe neue Wege. „Die jungen Leute im Ausschuss haben neue Ideen, auch und gerade im Marketing. Der Vorstand hat viel gemacht“, lobt er. Und auch sportlich sieht er den TSV Riedlingen auf einem guten Weg. „Im Sommer werden zwei Spieler aus dem älteren Jahrgang der A-Jugend zu uns stoßen. Das muss unser Ziel sein: Wenn es uns gelingt, dass jedes Jahr ein, zwei Spieler zu uns stoßen, haben wir viel erreicht.“

„Natürlich können wir bei dem Vorsprung nichts anderes sagen, als dass wir aufsteigen wollen. Und dann freuen wir uns auch mal, gegen Mannschaft­en wie Friedrichs­hafen oder den FV Biberach zu spielen“, sagt Hermanutz. Von den Donauderby­s ganz zu schweigen. „Und: Sollten wir aufsteigen, steigen wir nicht zu spät auf. Die Mannschaft ist noch jung und entwicklun­gsfähig“, sagt der Trainer. Der TSV Riedlingen, ein Team mit (großer) Zukunft.

„Mit dieser Dominanz habe ich nicht gerechnet“,

 ?? ARCHIV-FOTO: KARL-HEINZ BODON ?? Kim Büchele (rechts) und der TSV Riedlingen spielen eine super Saison bislang. Nach 17 Partien stehen 16 Siege und ein Unentschie­den zu Buche. Alles deutet auf den Landesliga­aufstieg hin.
ARCHIV-FOTO: KARL-HEINZ BODON Kim Büchele (rechts) und der TSV Riedlingen spielen eine super Saison bislang. Nach 17 Partien stehen 16 Siege und ein Unentschie­den zu Buche. Alles deutet auf den Landesliga­aufstieg hin.
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FOTO: VEREIN Hans Hermanutz

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