Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Diese Rothosen haben noch viel Potenzial
Der TSV Riedlingen dominiert die Fußball-Bezirksliga
- „Mit dieser Dominanz habe ich nicht gerechnet“, sagt Riedlingens Trainer Hans Hermanutz zum Abschneiden seiner Mannschaft in der bisherigen Saison. Die Zahlen sind beeindruckend: 16 Punkte Vorsprung in der Tabelle (gewinnt der FV Neufra seine Nachholpartie sind es 13), die meisten Tore geschossen (50), die wenigsten erhalten (11), eine makellose Heimbilanz (neun Spiele, neun Siege), beste Auswärtsmannschaft (acht Spiele, sieben Siege, ein Remis). An 16 von 17 Spieltagen standen die Riedlinger ganz oben in der Tabelle - sind seit dem 2. Spieltag Tabellenführer. Und ganz obendrein ist Riedlingen Erster in der Fairnesstabelle, als einzige Mannschaft - neben Blönried/Ebersbach - ohne Platzverweis. Dennoch hält Hermanutz den Ball flach. „Natürlich macht uns die Statistik schon ein bisschen stolz. Aber: Noch haben wir fast eine halbe Saison zu spielen“, sagt er. „Und: Wir sind die Gejagten. Jeder wird sich freuen, gegen uns zu spielen.“Trotzdem schmeckt dem Routinier auf der Trainerbank, die Liga. „Die Bezirksliga ist in diesem Jahr für uns ein Volltreffer.“Das sehe man auch an dem gestiegenen Interesse an den Heimspielen: 500 Zuschauer gegen Langenenslingen, 950 gegen den FV Neufra. „Es macht doch jedem Spieler
Spaß, vor so einer Kulisse zu spielen.“
Im Oktober 2016 übernahm Hermanutz den TSV Riedlingen, in der Kreisliga A. Nach acht Spielen hatte die Mannschaft acht Punkte auf dem Konto, stand auf Rang zwölf, taumelte am Abgrund zur Kreisliga B. Doch Hermanutz hauchte den Rothosen neues Leben ein. Plötzlich galt der Prophet im eigenen Land etwas. Er krempelte die Mannschaft um, zog viele junge Spieler in die erste Mannschaft und machte sie besser. Die meisten jungen Spieler kannte er noch aus der Jugend. Viele Spieler, die heute das Gerüst der ersten sagt Hans Hermanutz, Trainer des TSV Riedlingen
Mannschaft bilden, hatte er sechs Jahre lang, von der D- bis zur B-Jugend, trainiert, ehe er mit seinem Sohn Stefan für drei Jahre zum SC Pfullendorf wechselte.
Mittlerweile sind beide längst aus Südbaden zurück, Stefan Hermanutz ist als Torwart der Rückhalt der Riedlinger. Doch die Mannschaft hat insgesamt in den vergangenen Monaten einen großen Schritt nach vorne getan. Gründe dafür gibt es einige: „Zum einen stehen einige langzeitverletzte Spieler wieder zur Verfügung. Außerdem haben sich die jungen Spieler weiter entwickelt. Und: Die neuen Spieler waren allesamt Volltreffer. Die Binder-Brüder, die aus Neufra kamen, haben viel Erfahrung. Hannes Schmid ist ein sehr talentierter Spieler mit einer guten Ausbildung in Ravensburg und Raphael Sontheimer (kam vom TSV Steinhilben, d. Red.) ist ein Topverteidiger, der große Qualitäten in der Spieleröffnung hat. Er verleiht unserer Defensive Stabilität, wir stehen kompakt. Außerdem haben wir Qualitäten nach vorne.“Indiz: Gleich drei Spieler stehen in der Torjägerliste unter den besten Acht: Pascal Schoppenhauer, Dennis Altergot und Fabian Ragg. Auch deshalb ist Riedlingen nicht so leicht auszurechnen. Zudem habe die Mannschaft alle Methoden des modernen Fußballs verinnerlicht, so Hermanutz. „Bei Ballverlust müssen auch die Angreifer nach hinten arbeiten.“In der Winterpause stieß Martin Schrode zum Kader, den Hermanutz einst als jungen Spieler von Ehingen nach Daugendorf lotste. Nach seiner Zeit beim FV Altheim nahm Schrode eine halbjährige Auszeit, um seine Verletzungen auszukurieren. Außerdem kehrte der Langzeitverletzte Felix Schmid nach einem Jahr Pause wieder zurück in den Kader.
Trotz allem wäre Hans Hermanutz nicht der, der er ist, würde er seine Spieler nicht auch ermahnen, nicht den Schlendrian einkehren zu lassen. „Wir müssen uns auf den Alltag einstellen“, sagt er. Natürlich sei die Vorbereitung angesichts der Platzverhältnisse schwierig. „Wir haben keinen Kunstrasenplatz. Wir sind einmal in der Woche auf dem Rasen, ansonsten in der Halle. Und eine Laufbahn haben wir ja auch. Da sind wir flexibel und wenn es losgeht sind wir auch relativ schnell wieder im Rhythmus“, sagt der Trainer. Ein Schlüssel für den Riedlinger Aufschwung ist auch Kapitän Fabian Ragg. „Er ist natürlich ein Spieler, zu dem die jungen Spieler aufschauen. Fabian hat sehr stark an Konstanz zugelegt. Er ist mit 27 Jahren einer der älteren Spieler und sich seiner Verantwortung bewusst“, lobt der Trainer den Kapitän.
Doch auch das gesamte Umfeld beim TSV Riedlingen muss mitwachsen. „Sollten wir in die Landesliga aufsteigen, ist das für den Verein eine große Herausforderung“, sagt Hermanutz. Aber die junge Mannschaft, die seit einigen Jahren den Verein führe, sei sehr motiviert, gehe neue Wege. „Die jungen Leute im Ausschuss haben neue Ideen, auch und gerade im Marketing. Der Vorstand hat viel gemacht“, lobt er. Und auch sportlich sieht er den TSV Riedlingen auf einem guten Weg. „Im Sommer werden zwei Spieler aus dem älteren Jahrgang der A-Jugend zu uns stoßen. Das muss unser Ziel sein: Wenn es uns gelingt, dass jedes Jahr ein, zwei Spieler zu uns stoßen, haben wir viel erreicht.“
„Natürlich können wir bei dem Vorsprung nichts anderes sagen, als dass wir aufsteigen wollen. Und dann freuen wir uns auch mal, gegen Mannschaften wie Friedrichshafen oder den FV Biberach zu spielen“, sagt Hermanutz. Von den Donauderbys ganz zu schweigen. „Und: Sollten wir aufsteigen, steigen wir nicht zu spät auf. Die Mannschaft ist noch jung und entwicklungsfähig“, sagt der Trainer. Der TSV Riedlingen, ein Team mit (großer) Zukunft.
„Mit dieser Dominanz habe ich nicht gerechnet“,