Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kopflos aufgefressen ...
Vor dem Schwergewichtskampf Tyson Fury – Deontay Wilder gehen die Gegner wenig pfleglich miteinander um
(dpa) - Vor dem wohl größten Box-Schwergewichtsspektakel des Jahres ließ sich Tyson Fury standesgemäß im offenen Ferrari durch Las Vegas kutschieren. Dann folgte die Ansage an seinen Gegner Deontay Wilder. „Das wird ein kurzer Abend. Ich bin gekommen, ihn auszuknocken“, sagte Fury vor dem Kampf gegen den amerkanischen WBCWeltmeister am Sonntag (ab 3 Uhr/ DAZN) in der MGM Grand Arena.
In Anspielung auf seinen bisher größten Sieg schob er hinterher: „Ich bin noch besser als gegen Klitschko.“Dabei hatte der Sieg gegen Wladimir Klitschko im November 2015 lange wie ein Fluch auf dem großmäuligen und unkonventionellen Briten gelegen: Fury machte drei Jahre keinen Kampf mehr, wurde positiv getestet, schraubte sein Gewicht auf mehr als 180 Kilo. „Ich habe meinen Körper missbraucht und stand kurz vor dem Selbstmord“, sagte der 31-Jährige rückblickend. Mit einer Vorbereitung von sechs Monaten war Fury im Dezember 2018 schon einmal gegen Wilder in den Ring gestiegen. Am Ende stand ein schmeichelhaftes Unentschieden
gegen den „Bronze Bomber“, der Fury zweimal auf die Bretter geschickt hatte. Das zweite Duell wird entscheidend für Furys weitere Karriere. Zumal dem Sieger ein Vereinigungskampf mit Schwergewichtskönig Anthony Joshua winkt.
Wohl auch deshalb lässt Fury keinen Trick aus, verkneift er sich keinen Spruch. So ließ er sich angeblich von einem Kämpfer inspirieren, der seine Kämpfe mit bloßen Fäusten austrägt: „Er hat mit gesagt, dass meine Fäuste härter werden, wenn ich sie in Benzin tauche. Also tauche ich meine Hände jeden Tag für fünf Minuten in Benzin, um sie abzuhärten.“
Mit 122 Kilo will Fury am Sonntagmorgen deutscher Zeit in den Ring steigen. Damit wird er Wilder nicht nur in Größe und Reichweite, sondern auch beim Gewicht übertreffen. Wilder hat technische Schwächen, verfügt jedoch über eine brutale Rechte. Das nötigt selbst Fury Respekt ab. „Gegen Wilder zu kämpfen ist, als würde man einem Siebenjährigen eine geladene Kalaschnikow geben. Er kann jederzeit unkontrolliert losballern“, sagte Fury. Wenn er blöd genug sei, von seiner rechten Hand getroffen zu werden, habe er die Niederlage verdient. Wenn nicht, „werde ich ihn auffressen“.
Klingt bekannt martialisch. Doch Wilder setzte im Vorfeld des Kampfes mühelos noch einen drauf. „Ich bin der König des Dschungels“, befand der 34-Jährige. „Ich werde seinen Kopf von seinem Körper reißen. Ich spüre, dass er nervös ist wegen unseres ersten Kampfes.“Siegt Wilder, hätte er zum elften Mal in Folge seinen Titel erfolgreich verteidigt. Und damit sein Idol Muhammad Ali überholt.