Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der ganze Liszt soll es werden
die auch von den Komponisten der Romantik geschätzt wurden. Die Leidenschaft stürmischer Gefühle drückt Liszt in der ersten Fassung aus den frühen 1840er-Jahren in einem bewegten Klaviersatz und entsprechend raumgreifender Singstimme
aus: Hier breitet Andrè Schuen die Fülle seiner Stimme aus, die Sprache ist ihm mit all ihren poetischen Besonderheiten natürlich vertraut. Als Klavierstücke, gleichsam Lieder ohne Worte, sind die drei Sonette in Liszts zweitem Band der „Pilgerjahre“eingeflossen, der Italien und seinen verschiedenen Kunstschätzen gewidmet ist.
Die bereits bekannten Melodien der Lieder sind eingebettet in die Begleitung, man kann den Text innerlich mithören oder die Stücke als für sich gültige Werke mit großen expressiven Bögen wahrnehmen.
Daniel Heide breitet sie höchst geschmackvoll und emphatisch aus. Zwei Jahrzehnte später hat Liszt sich ein weiteres Mal mit den PetrarcaSonetten auseinandergesetzt: Nun ist die Tonsprache viel mehr zurückgenommen, schlichter, die Höhepunkte in den beiden ruhigeren Liedern sind sparsam gesetzt, Schuen und Heide können ihre berückende Piano-Kultur pflegen. Liszt ist altersweise geworden, hat sich zum Abbé weihen lassen, wandte sich der spirituellen Liebe zu. Diese Verwandlung machen die beiden Künstler mit Wärme und Innigkeit deutlich.
Die Beschäftigung mit Liszts Liedschaffen wird weitergehen und im Juni und August kehren sie mit jeweils zwei Konzerten zur Schubertiade zurück – so Corona will!
Franz Liszt, Petrarca Sonnets, Andrè Schuen und Daniel Heide. Avi Music 42 60085534722.