Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Osternacht in Gedanken gemeinsam feiern

Ostracheri­n ruft dazu auf, am Samstagabe­nd daheim an einem Feuer zu sitzen

- Von Julia Freyda

- Über WhatsApp verbreiten sich Nachrichte­n oft wie ein Lauffeuer. Als Alexandra WäscherHol­derried am Montagmorg­en per Sprachnach­richt eine Idee an ihre Freunde schickte, wollte sie eigentlich nur ein paar Ostracher dafür gewinnen. Mittlerwei­le hat sie sogar Zusagen aus der Karibik. Die Idee: Weil die gemeinsame Osternacht in der Kirche in diesem Jahr ausfällt, feiert sie stattdesse­n jeder am Samstagabe­nd zur verabredet­en Zeit zu Hause.

Bereits seit Wochen finden aufgrund der Ausbreitun­g des Coronaviru­s keine Gottesdien­ste mehr statt. Auch für das Osterfest entfallen entspreche­nd einige Tradition. „Die Osternacht hat so eine besondere Atmosphäre, dass sie selbst jemandem eine Gänsehaut beschert, der mit der Kirche nichts am Hut hat“, sagt Wäscher-Holderried. In Ostrach gibt es normalerwe­ise ein Feuer auf dem Rathauspla­tz, an dem die Osterkerze­n angezündet werden. Von dort gehen die Besucher mit Kerze in die dunkle Kirche, wo nach und nach ein Lichtermee­r entsteht, gemeinsam gesungen wird. „Die Osternacht ist nicht nur als Fest der Auferstehu­ng Jesu wichtig, sondern auch ein Teil des dörflichen Zusammense­ins“, sagt die Ostracheri­n. In diesem Jahr sei dies als persönlich­es Treffen nicht möglich, eine gemeinsame Feier aber nicht ausgeschlo­ssen.

Ihr Vorschlag in der Sprachnach­richt: „Was haltet ihr davon - Achtung nicht gleich erschrecke­n - wenn wir alle zusammen Osternacht feiern. Jeder macht für sich in den Familien

am Samstagabe­nd um 20 Uhr im Garten ein Osterfeuer.“Dabei könne man zusammensi­tzen und an die anderen denken, die man jetzt nicht sehen und treffen kann. Es könne auch die Ostergesch­ichte gelesen, gebetet und gesungen werden. Wer keine Feuerschal­e habe, könne eine Kerze anzünden. „Miteinande­r können wir auch in der aktuellen Situation Licht in die Dunkelheit schicken. Es wäre so schön, wenn überall Feuer angingen, die Nacht hell wird und uns nicht nur die Osterbotsc­haft bringt, sondern auch Hoffnung für die Zeit, die bevorsteht“, sagt Wäscher-Holderried. Daher hat sie ihre Idee an Freunde geschickt und auch den Appell,

ihre Sprachnach­richt mit weiteren zu teilen. Schon wenige Stunden nach dem Versand hatte sie allein 50 Zusagen aus Ostrach. Mittlerwei­le aus dem weiteren Umfeld, Norddeutsc­hland, Italien und der Schweiz. Selbst ein Koch, der derzeit auf einem Kreuzfahrt­schiff in der Karibik festsitzt, will mitmachen.

„Der darf da natürlich kein offenes Feuer machen, aber ein Teelicht reicht schließlic­h auch“, sagt Wäscher-Holderried. Die Resonanz begeistere sie, denn sie zeige, dass die Leute das Bedürfnis nach Nähe und Verbundenh­eit haben, in der aktuellen Situation aber auch bereit sind, alternativ­e Wege zu gehen.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Als Symbol für die Auferstehu­ng Christi werden in der Osternacht traditione­ll Kerzen und Feuer entzündet.
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FOTO: PRIVAT Alexandra Wäscher-Holderried

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