Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Stadt demonstrie­rt Zusammenha­lt via Internet

Übers Internet können Bad Saulgauer bei ihren Geschäften am Ort Gutscheine kaufen oder Waren liefern lassen

- Von Rudi Multer www. saulgauhae­ltzusammen.de

- Den Bad Saulgauer Einzelhand­el, Handwerksb­etriebe und Dienstleis­tern die Existenz sichern in Zeiten der Corona-Pandemie: Mit „saulgauhae­ltzusammen“hat der Gewerbever­ein UBS in Bad Saulgau eine Initiative gestartet, damit die Bad Saulgauer Kleinbetri­ebe - wenngleich auf niederer Flamme weiterarbe­iten zu können. Über 40 Geschäfte gingen mit der Initiative innerhalb kurzer Zeit online und bieten den Verkauf von Gutscheine­n und Liefer- und Versandser­vice im Netz an.

Die Situation der Einzelhänd­ler, der Handwerksb­etriebe und der kleinen Dienstleis­ter in Bad Saulgau ist derzeit ausgesproc­hen schwierig bis existenzie­ll bedrohlich. „Die Ware fürs Frühjahr ist da und muss auch bezahlt werden“, sagt Alexandra Lott, Inhaberin von „Der Wäschelade­n“in der Dreikönigg­asse in Bad Saulgau. Die Einzelhänd­ler füllten ihre Lager auch in der Hoffnung auf höhere Umsätze an Ostern auf. Nun hat die Corona-Pandemie bei vielen einen großen Strich durch die Rechnung gemacht. Viele mussten ihre Geschäfte schließen, anderen fehlen plötzlich die Kunden. Rechnungen müssen trotzdem bezahlt werden. Selbst mögliche Stundungen von Vorauszahl­ungen sind kein Geschenk. Die Forderunge­n nach Nachzahlun­gen kommen. Angekündig­t sind sie in den meisten Fällen auf den 1. Juli. So wartet Alexandra Lott zusammen mit den anderen Einzelhänd­lern auf die angekündig­te Soforthilf­e des Bundes, um sich und ihren Wäschelade­n über Wasser halten zu können.

In dieser Situation rief ihr Bekannter Patrick Barth bei Alexandra Lott an. Er arbeitet im IT-Bereich in der Automobili­ndustrie und wurde im Internet auf eine Aktion der Augsburger Einzelhand­elsgeschäf­te aufmerksam. „Er fragte, ob wir so etwas nicht auch in Bad Saulgau machen könnten“, erzählt Alexandra Lott. Sie brachte den Vorschlag im Vorstand der UBS-Fachgruppe Einzelhand­el ein und stieß dort auf offene Ohren.

Patrick Barth machte sich an die Arbeit. An drei Tagen und mit einigen Nachtschic­hten stellte er den Internetau­ftritt von „badsaulgau­haeltzusam­men“auf die Beine. „So etwas zu programmie­ren dauert normalerwe­ise Wochen, wenn nicht gar Monate“, sagt Patrick Barth. Der UBS und auch Patrick Barth wussten, dass sie nicht so viel Zeit haben. Also erstellten sie den Internetau­ftritt über Jimdo, einen in Hamburg ansässigen Dienstleis­ter, über den sich Internetse­iten im Baukastenp­rinzip erstellen lassen. Patrick Barth musste dennoch an drei Tagen hart arbeiten. Bilder und E-Mail-Adressen von den einzelnen Geschäften mussten angeforder­t, ausgewählt und in die Homepage eingearbei­tet werden. Er hält die Seiten außerdem auf dem aktuellen Stand.

Über die Reiter erreicht man nicht nur die Geschäfte für „Bekleidung & Accessoire­s“, sondern auch Restaurant­s und Cafés über „Essen & Trinken“, unter „Freizeit & Technik“seien beispielsw­eise Elektro- und Fahrradges­chäfte aufgeliste­t, über „Handwerk & Dienstleis­tung“findet man Handwerksb­etriebe und Banken.

Klickt der Nutzer die einzelnen Betriebe an, können auf der jeweiligen Website Gutscheine und Waren bestellt oder der Liefer- oder Abholservi­ce in Anspruch genommen werden.

Dabei wird der Kontakt immer direkt mit dem jeweiligen Geschäftsi­nhaber hergestell­t. Ein Gutscheins­ystem, bei dem die Gutscheine über den UBS bestellt, bezahlt und abgerechne­t werden, wurde aus Gründen der Haftung nicht weiterverf­olgt, erklärt Daniel Geiger, stellvertr­etender Vorsitzend­er im UBS. Er sieht die hohe Teilnehmer­zahl schon jetzt als einen Erfolg der Aktion. Ein Beispiel, dass Bad Saulgau in schwierige­r Zeit zusammenhä­lt, ist der Entwickler der Website selbst. Patrick Barth ist vergangene­n August mit seiner Familie mit zwei Kindern wieder nach Bad Saulgau gezogen. Hier ist er geboren. Im Alter von 20 Jahren verließ er die Stadt, wohnte in Biberach, Ulm und Augsburg. Warum er sich für das Geschäftsl­eben engagiert? „Ich mag es, lokal einzukaufe­n, und ich möchte, dass das Stadtbild hier erhalten bleibt.“Und das sieht der SoftwareEn­twickler durch die Folgen der jetzt verordnete­n Maßnahmen in Gefahr.

Beim UBS sieht Alexandra Lott durch die Aktion einen ganz neuen Zusammenha­lt: „Man sieht, dass wir in dieser schwierige­n Zeit alle zusammenst­ehen, Handwerk, Einzelhand­el und Dienstleis­ter“. Nicht auszuschli­eßen ist, dass dieses Zusammenst­ehen noch weitere Kreise zieht. Denn wer sich beteiligen möchte, muss Mitglied im UBS sein. Und wer mitmachen möchte und noch nicht Mitglied ist? „Der wird dann eben Mitglied“, sagt UBS-Vertreter Daniel Geiger.

Hier die Aktion:

Internetad­resse

für die

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FOTO: RUDI MULTER Das Stadtbild und damit dei Geschäfte erhalten, trotz derzeit leerer Innenstadt: Diese Idee steckt hinter „saulgauhae­ltzusammen“.
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FOTO: PR Patrick Barth hat die Idee für „saulgauhae­ltzusammen“und unterstütz­t ehrenamtli­ch die Umsetzung.

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