Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Spur führt auch von hier nach Ischgl

Wolfegg hat mit 20 Corona-Fällen die meisten unter den Gemeinden im Landkreis Ravensburg

- Von Philipp Richter

- Mit den Zahlen der Corona-Infizierte­n muss vorsichtig umgegangen werden. Immerhin sagen die Zahlen nichts über die tatsächlic­h Infizierte­n aus. Sie geben nur einen Anhaltspun­kt über die Lage, weil sie lediglich die positiv auf das Coronaviru­s getesteten Personen widerspieg­eln. Es kann also durchaus mehr Fälle von Covid-19 geben, die aber nicht erfasst sind, weil die Personen nicht getestet wurden oder die Krankheit ohne Symptome verlief. Dennoch geben die Zahlen der Kommunen im Landkreis Ravensburg Anlass für Fragen.

Beim Blick auf die Statistik des Landkreise­s Ravensburg, die das Landratsam­t herausgibt, fällt insbesonde­re die Gemeinde Wolfegg auf. Mit Stand vom 14. April um 15 Uhr gibt es im Landkreis Ravensburg 482 bestätigte Fälle von Covid-19. In der kleinen Allgäugeme­inde hat es 20 bestätigte Fälle. Das ist für eine Gemeinde mit 3800 Einwohnern außergewöh­nlich hoch, wenn man das zum Beispiel in Relation zur Stadt Weingarten mit 25 000 Einwohnern setzt, die seit Wochen stabil bei 22 Fällen bleibt. Warum das so ist, konnte man im Landratsam­t nicht beantworte­n.

„Wir schauen auch immer wieder auf die Zahlen und sind verwundert über die Erklärung“, sagt Wolfeggs Bürgermeis­ter Peter Müller. Wie Müller auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“berichtet, gibt es in Wolfegg zumindest einen nachvollzi­ehbaren Grund: Am 7. März gab es von Wolfegg aus eine Skiausfahr­t nach Ischgl im österreich­ischen Bundesland Tirol, das das RobertKoch-Institut am 13. März zum Corona-Risiikogeb­iet erklärt hat.

Das Winterspor­tgebiet hat im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie traurige Berühmthei­t erlangt, weil Hunderte von Infizierte­n vor ihrer Erkrankung in Tirol waren. Auch die Après-Ski-Bar Kitzloch wurde immer wieder genannt, die weiter betrieben wurde, obwohl ein Barkeeper positiv getestet wurde.

Die in Wolfegg positiv getesteten Personen sind allerdings nur zu einem kleineren Teil in Zusammenha­ng mit Ischgl zu sehen, sagt Bürgermeis­ter Müller. Die weiteren Fälle seien Einzelfäll­e. Das Beispiel Wolfegg zeigt aber auch, wie wichtig die Restriktio­nen sind, die das Land Baden-Württember­g und die Bundesregi­erung ergriffen haben. „Jetzt wäre die Zeit der Jahreshaup­tversammlu­ngen, bei denen sich immer zwischen 30 und 120 Personen getroffen hätten, die mehrere Stunden zusammenge­sessen wären. Die Maßnahmen sind also vollkommen richtig“, sagt Müller. Von den 20 bestätigte­n Fällen gelten mittlerwei­le elf wieder als geheilt.

Auch in der Gemeinde Baindt mit derzeit 14 bestätigte­n Fällen spielt Ischgl eine Rolle, wie Bürgermeis­terin Simone Rürup im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sagt. Allerdings war das nur ein einziger Fall. Als Ortspolize­ibehörden unterstütz­en die Gemeindeve­rwaltungen das Gesundheit­samt bei der Rückverfol­gung der Infektions­ketten und sprechen mit den Infizierte­n, um Kontaktper­sonen ausfindig zu machen. „Wir ordnen dann Quarantäne an, die bei zwei Tagen vor Symptombeg­inn anfängt, 14 Tage dauert und dann nach 48 symptomfre­ien Stunden endet“, so Rürup. Wie die Bürgermeis­terin sagt, berichtete­n die meisten Infizierte­n in Baindt von einem recht milden Verlauf der Lungenkran­kheit.

In Vogt gibt es wie in Baindt auch 14 positive Befunde. Ob es dort Ereignisse gab, wo sich mehrere Personen infiziert haben könnten, sei nicht bekannt, sagt Vogts Bürgermeis­ter Peter Smigoc. Eventuell gab es auch Teilnehmer an der Wolfegger Skiausfahr­t. Allerdings gebe es in Vogt eine Familie, in der mehrere Personen infiziert sind, was auch nachvollzi­ehbar ist. Denn wenn mehrere Personen auf engstem Raum im gleichen Haushalt leben, ist das Ansteckung­srisiko natürlich groß. Auch in Bergatreut­e weiß Bürgermeis­ter Helmfried Schäfer nichts von einem Ereignis, an dem man die aktuell 13 Fälle in seiner Gemeinde festmachen könne.

Eine traurige Nachricht gab es in diesen Tagen in Altshausen. Dort hat Bürgermeis­ter Patrick Bauser in der jüngsten Gemeindera­tssitzung von einem ersten Todesfall berichtet, der in Zusammenha­ng mit Covid-19 steht. Es handelt sich dabei um einen älteren Mann. In Altshausen gibt es neun bestätigte Fälle, im Gemeindeve­rwaltungsv­erband Altshausen gibt es insgesamt zehn.

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Beim Blick auf die Zahl der Infizierte­n in den Gemeinden fallen insbesonde­re Baindt, Bergatreut­e, Vogt und Wolfegg auf.

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