Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Spur führt auch von hier nach Ischgl
Wolfegg hat mit 20 Corona-Fällen die meisten unter den Gemeinden im Landkreis Ravensburg
- Mit den Zahlen der Corona-Infizierten muss vorsichtig umgegangen werden. Immerhin sagen die Zahlen nichts über die tatsächlich Infizierten aus. Sie geben nur einen Anhaltspunkt über die Lage, weil sie lediglich die positiv auf das Coronavirus getesteten Personen widerspiegeln. Es kann also durchaus mehr Fälle von Covid-19 geben, die aber nicht erfasst sind, weil die Personen nicht getestet wurden oder die Krankheit ohne Symptome verlief. Dennoch geben die Zahlen der Kommunen im Landkreis Ravensburg Anlass für Fragen.
Beim Blick auf die Statistik des Landkreises Ravensburg, die das Landratsamt herausgibt, fällt insbesondere die Gemeinde Wolfegg auf. Mit Stand vom 14. April um 15 Uhr gibt es im Landkreis Ravensburg 482 bestätigte Fälle von Covid-19. In der kleinen Allgäugemeinde hat es 20 bestätigte Fälle. Das ist für eine Gemeinde mit 3800 Einwohnern außergewöhnlich hoch, wenn man das zum Beispiel in Relation zur Stadt Weingarten mit 25 000 Einwohnern setzt, die seit Wochen stabil bei 22 Fällen bleibt. Warum das so ist, konnte man im Landratsamt nicht beantworten.
„Wir schauen auch immer wieder auf die Zahlen und sind verwundert über die Erklärung“, sagt Wolfeggs Bürgermeister Peter Müller. Wie Müller auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“berichtet, gibt es in Wolfegg zumindest einen nachvollziehbaren Grund: Am 7. März gab es von Wolfegg aus eine Skiausfahrt nach Ischgl im österreichischen Bundesland Tirol, das das RobertKoch-Institut am 13. März zum Corona-Risiikogebiet erklärt hat.
Das Wintersportgebiet hat im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie traurige Berühmtheit erlangt, weil Hunderte von Infizierten vor ihrer Erkrankung in Tirol waren. Auch die Après-Ski-Bar Kitzloch wurde immer wieder genannt, die weiter betrieben wurde, obwohl ein Barkeeper positiv getestet wurde.
Die in Wolfegg positiv getesteten Personen sind allerdings nur zu einem kleineren Teil in Zusammenhang mit Ischgl zu sehen, sagt Bürgermeister Müller. Die weiteren Fälle seien Einzelfälle. Das Beispiel Wolfegg zeigt aber auch, wie wichtig die Restriktionen sind, die das Land Baden-Württemberg und die Bundesregierung ergriffen haben. „Jetzt wäre die Zeit der Jahreshauptversammlungen, bei denen sich immer zwischen 30 und 120 Personen getroffen hätten, die mehrere Stunden zusammengesessen wären. Die Maßnahmen sind also vollkommen richtig“, sagt Müller. Von den 20 bestätigten Fällen gelten mittlerweile elf wieder als geheilt.
Auch in der Gemeinde Baindt mit derzeit 14 bestätigten Fällen spielt Ischgl eine Rolle, wie Bürgermeisterin Simone Rürup im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“sagt. Allerdings war das nur ein einziger Fall. Als Ortspolizeibehörden unterstützen die Gemeindeverwaltungen das Gesundheitsamt bei der Rückverfolgung der Infektionsketten und sprechen mit den Infizierten, um Kontaktpersonen ausfindig zu machen. „Wir ordnen dann Quarantäne an, die bei zwei Tagen vor Symptombeginn anfängt, 14 Tage dauert und dann nach 48 symptomfreien Stunden endet“, so Rürup. Wie die Bürgermeisterin sagt, berichteten die meisten Infizierten in Baindt von einem recht milden Verlauf der Lungenkrankheit.
In Vogt gibt es wie in Baindt auch 14 positive Befunde. Ob es dort Ereignisse gab, wo sich mehrere Personen infiziert haben könnten, sei nicht bekannt, sagt Vogts Bürgermeister Peter Smigoc. Eventuell gab es auch Teilnehmer an der Wolfegger Skiausfahrt. Allerdings gebe es in Vogt eine Familie, in der mehrere Personen infiziert sind, was auch nachvollziehbar ist. Denn wenn mehrere Personen auf engstem Raum im gleichen Haushalt leben, ist das Ansteckungsrisiko natürlich groß. Auch in Bergatreute weiß Bürgermeister Helmfried Schäfer nichts von einem Ereignis, an dem man die aktuell 13 Fälle in seiner Gemeinde festmachen könne.
Eine traurige Nachricht gab es in diesen Tagen in Altshausen. Dort hat Bürgermeister Patrick Bauser in der jüngsten Gemeinderatssitzung von einem ersten Todesfall berichtet, der in Zusammenhang mit Covid-19 steht. Es handelt sich dabei um einen älteren Mann. In Altshausen gibt es neun bestätigte Fälle, im Gemeindeverwaltungsverband Altshausen gibt es insgesamt zehn.