Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der Kreuzretter aus Mengen
Karl Koch kümmert sich seit 40 Jahren um Kreuze im Stadtgebiet
- Seit Jahren kümmert sich Karl Koch um den Erhalt der Kreuze, die im Stadtgebiet stehen und arbeitet eng mit der Stadtverwaltung und dem Bauhof zusammen. Leute unterstützen seine Arbeit – manchmal mit Spenden, manchmal mit aktiver Hilfe. Neulich haben die Mitglieder des Meierschaftstags 350 Euro für den Erhalt der Kreuze gespendet. „Das war sehr großzügig“, freut sich Koch. Insgesamt sind es 18 Kreuze, die innerhalb der Bebauung und außerhalb in der Landschaft stehen. Derzeit gilt sein Augenmerk vor allem dem Kreuz beim alten Wasserreservoir an der Pfullendorfer Straße. Die Querbalken sind in einem sehr schlechten Zustand, das Kreuz muss erneuert werden.
Vor fast 40 Jahren hat Koch begonnen, sich um Kreuze zu kümmern. Das erste Projekt war die Renovierung der Kreuzwegstationen auf dem Friedhof. Da hatte sich eine Interessengemeinschaft gebildet, erinnert sich Koch. Danach wurde das Missionsbergkreuz renoviert. Seitdem schaut er kontinuierlich nach den Kreuzen in der Stadt.
„In unserer Region gibt es viele Kreuze und Bildstöcke. Das ist eine Bereicherung der Landschaft. Sie müssen aber regelmäßig gepflegt werden“, sagt Koch. Im Mengener Stadtgebiet hat er bereits elf restauriert und erhalten. Vier Kreuze stehen am Stadtgraben, weitere im äußeren Bereich der Stadt. Manche sind Feldkreuze auf der Flur, die meisten sind aus Holz. „Vielleicht, weil es bei uns mehr Sägewerke und Zimmereien gibt“, mutmaßt Koch. Mehr Steinkreuze gebe es in Bad Saulgau, Bad Schussenried und Aulendorf.
Jeden Sonntagmorgen fährt er alle Kreuze ab und schaut nach ihrem Zustand. Auch unter der Woche hat er das eine oder andere im Blick. Es ist ein Hobby geworden. „Das Kreuz an der Kazede gehört mal wieder gestrichen“, stellt er am Vorbeifahren fest. Das macht er zum Teil selber. „Insgesamt sind es derzeit fünf, die gestrichen werden sollten“, berichtet er. Im Winter dekoriert er manche mit Stoffblumen, im Sommer mit echten. Das Kreuz am Stadtgraben beim Gymnasium ist neulich komplett erneuert worden.
Die Kreuze gehören der Stadt. So steht Koch in engem Kontakt mit Bürgermeister Stefan Bubeck, mit Hubert Goldmann und Andreas Baur, wenn es darum geht, die Kreuze zu richten. Die Leute vom Bauhof bauen die großen Kreuze ab, zum Teil erneuern sie die Kreuze. „Ich erfahre viel Unterstützung. Es gibt Leute, die mir ab und zu helfen. Wenn ich zur Firma Bacher gehe und etwas brauche, finde ich immer Gehör“, erklärt Koch. Zum Teil verwendet er auch Geld aus der eigenen Tasche dafür und freut sich über Spenden. Gerade wenn ein Korpus erneuert werden muss, entstehen hohe Kosten. „Da gibt es noch ganz wenig Kunsthandwerker, die so etwas können“, erklärt Koch.
Es ist nicht mal so sehr ein religiöses Gefühl, das ihn antreibt. „Ich glaube schon. Aber nicht alles, was die Kirche sagt“, erklärt Koch mit einem Quäntchen Humor. Es ist eine Art Respekt und Bewunderung vor diesen Zeichen, die Menschen zum Beten bringen. In München, vor vielen Jahren, erlebte er, wie Christen am Grab von Rupert Mayer beteten und emotional ergriffen waren. Das faszinierte ihn. „Immer wieder ging ich hin“, erzählt er. Da ist vielleicht diese Leidenschaft für den Erhalt der Kreuze entstanden. Und immer wieder berührt es ihn, wenn er Männer sieht, die auf dem Spaziergang den Hut abnehmen, wenn sie am Kreuz vorbei gehen. Er freut sich auch, wenn Bürger ihn dafür loben, dass er auf den Erhalt der Kreuze achtet. „Manche fragen gleich danach und sind besorgt, wenn sie feststellen, dass ein Kreuz fehlt“, berichtet Koch.
An der Pfullendorfer Straße steht ein mächtiges Kreuz. Die Querbalken sind morsch. Auch wegen der Verkehrssicherheit muss es erneuert werden. Koch hat die Stadtverwaltung und den Bauhof bereits verständigt. Es wird in den nächsten Tagen abgebaut. Dazu wird es einen Eichenstamm brauchen. „Die sind nicht leicht zu bekommen. Da werde ich viel telefonieren müssen, bis ich den richtigen habe“, so Koch. Doch der Antrieb ist so stark, dass er nie die Freude an dieser Aufgabe verliert.
„Das Kreuz an der Kazede gehört mal wieder gestrichen“,
sagt Karl Koch.