Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Meine Kollegen und ich sind sehr gefordert“
Wer hätte vor ein paar Wochen gedacht, wie schnell sich die Welt ändern kann. Jeder war im Stress, eine Veranstaltung nach der anderen. Und nun – Abstand halten, bestenfalls eine Schutzmaske und Handschuhe tragen, Hände desinfizieren, arbeitslos und kein Kontakt zu Freunden oder Bekannten. Wir sind in einer sehr schwierigen Zeit, die wir nun alle mit Respekt, Rücksichtnahme und Durchhaltevermögen schaffen werden.
Es hat sich in meinem Alltag auch viel verändert. Ich habe zwei Kinder, mein Sohn ist 17 Jahre alt und in der Oberstufe. Seit die Schulen geschlossen sind, hat er sehr viele Schulaufgaben, die er daheim erledigen muss. Ich beneide die Schüler nicht, denn mir würde es schwerfallen, mir alles selbst zu erarbeiten. Meine Tochter ist 19 Jahr und macht ein FSJ. Ihr Alltag
ist zurzeit auch nicht einfach. Doch ich genieße es, dass wir durch die Turbulenzen wieder öfters gemeinsam am Tisch sitzen und Gespräche führen, für die wir vorher weniger Zeit hatten. Natürlich ist es nicht einfach, wenn man sogar zu seinen Angehörigen Abstand halten sollte, doch wir machen das Beste draus.
Im Moment stehen die Vereinsarbeit und der Gemeinderat still, doch trotz allem wird über E-Mail und WhatsApp vieles im Hintergrund geregelt und besprochen und wir stehen weiterhin in Kontakt.
Da ich im Einzelhandel arbeite, sind meine Kollegen und ich sehr gefordert. Durch die Hamsterkäufe sind wir die letzten Wochen schon an unsere Grenzen gestoßen, jedoch normalisiert sich dies langsam wieder. Wir bekommen täglich Ware und versuchen die Regale für die Kunden schnellstmöglich wieder aufzufüllen. Ich habe nur eine Bitte: In Zeiten von Corona muss es nicht sein, dass die komplette Familie zusammen zum Einkaufen geht. Es reicht, wenn ein Familienmitglied einkaufen geht, der Rest sollte vorerst leider daheim bleiben. Trotz allem freut es mich, dass es dennoch viele Kunden gibt, die sehr rücksichtsvoll und dankbar uns gegenüber sind, dass wir diesen Beruf ausüben.
Es kommen immer wieder Tiefen und auch wieder Höhen im Leben, doch wenn wir alle zusammenhalten und besonders auf die älteren und schwächeren Mitbürger Rücksicht nehmen, dann können wir die Krise zusammen meistern. Mir ist auch aufgefallen, dass die gesamte Gesellschaft im Moment entschleunigt wird. Ich hoffe, dass jeder einen Nutzen aus der Situation ziehen und zum Beispiel Dinge zu Hause erledigen kann, die man sonst vielleicht nicht getan hätte.
Ich wünsche Ihnen allen viel Gesundheit und Gottes Segen.
Liane Hildebrandt lebt in Heudorf, ist im Gemeinderat Scheer und in vielen Vereinen tätig.