Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Allein im Museum
Die „Schwäbische Zeitung“besucht für ihre Leser verschiedene Ausstellungen – Teil 1 unserer Serie
- Die Fasnet ist rum und die Zweiradsaison hat begonnen. Im Grunde ein geeigneter Zeitpunkt, zwei Museen im Kreis zu diesen Themen zu besuchen. Doch die Corona-Krise macht Interessierten einen Strich durch die Rechnung. Das Zündapp-Museum in Sigmaringen und das Narrenmuseum in Hettingen müssen geschlossen bleiben. Die „Schwäbische Zeitung“durfte dennoch für ihre Leser einen Blick in die beiden Ausstellungsräume werfen.
Hoch über Hettingen, direkt am Schloss in einer ehemaligen Zehntscheuer, befindet sich das Fastnachtsmuseum Narrenburg. Auf zwei Etagen dreht sich hier alles um das närrische Treiben mit all seinen Facetten im In- und Ausland. Italien, Schweiz oder Feldhausen – die Museumsmacher haben an alles gedacht. Schon kurz nach dem Betreten des alten und umgebauten Gemäuers springt einem die Fasnet förmlich ins Gesicht. Von der Decke baumelt eine lebensgroße Hexe, unweit des Kassentresens blickt man auf eine Maske mit roten Wollquasten und zahlreichen Schneckenhäusern. Sie stammt von einer Schwarzwälder Zunft aus Elzach. Läuft der Besucher nach der Kasse gegen den Uhrzeigersinn weiter, findet er sich direkt in der Dauerausstellung wieder. Neben Texttafeln zu den geschichtlichen Hintergründen von Fasnet, Fasching und Karneval sind unterschiedliche Exponate zu betrachten. Unter anderem eine Maske aus Brotteig sowie Lindenholzklötze, die die verschiedenen Stationen bei der Entstehung einer Maske zeigen. Die andere Hälfte der oberen Fläche ist Sonderausstellungen vorbehalten.
Im Untergeschoss, das man über eine breite Treppe erreicht, präsentieren sich alle 15 Narrenzünfte des Alb-Lauchert-Rings mit Häs. Dazu gibt es auf kleinen Tafeln weiterführende Informationen zu den Narren, die alle in Reih’ und Glied da stehen. Und so erfährt man beim Rundgang unter anderem, dass die Hanfertaler Eulenzunft als einzige Masken aus Glasfaser trägt, wieso der Frohnstetter Hilbenschlecker so heißt wie er heißt und wie mit der Fasnet während des Nationalsozialismus umgegangen wurde. Zudem gibt es mehrere Miniaturen der närrischen Figuren zu sehen, die erste Zunftfahne der Feldhauser Landsknechte sowie den Beißer von Rottweil. Mehr Fasnet (außerhalb der Fasnet) unter einem Dach geht wahrscheinlich gar nicht.
Während bei Sonnenschein die Zweiradfreunde auf den Straßen unüberhörbar sind, bleibt es im Zündapp-Museum bei der Zoller-HofBrauerei in Sigmaringen still. Die Ausstellungsräume erlauben auf zwei Ebenen einen Blick auf das, was das Unternehmen während seines Bestehens (1917 bis 1984) auf den Markt gebracht hat – und das waren mitnichten nur Zweiräder. Dennoch ist eines der ältesten Stücke ein britisches Motorrad der Marke Levis, es diente in den 1920er Jahren als Vorlage für das erste Motorrad der Firma Zündapp (was für ZünderApparatebau-Gesellschaft steht). Gleich daneben geht es im Erdgeschoss weiter mit Motorrädern mit Petroleumlampe und frühen Rennmaschinen. Modelle aus dem Zweiten
Weltkrieg gibt es dort ebenso zu sehen wie Zweiräder aus den 1980er Jahren und einem von Zündapp produzierten Auto, dem Janus. Im hinteren Teil der Ausstellung sieht der Besucher, was die Firma während ihres Bestehens noch im Angebot hatte: Rasenmäher (auch mit Elektromotor), Nähmaschinen und Bootsmotoren.
In der Mitte des Raumes stehen weitere Besonderheiten aus dem Hause Zündapp: Ein Motorrad mit Holzvergaser und ein zum Schneemobil umgebautes Motorrad. Bevor der Weg ins Obergeschoss führt, kommt der Besucher an Fahrrädern mit Hilfsmotor vorbei, Mofas und Mopeds. Ein Stockwerk darüber ist zu sehen, wie man anno dazumal in den Urlaub gefahren ist: Mit Roller samt Anhänger. Unweit davon reihen sich unterschiedliche Motorräder aneinander und von der Decke hängt ein Faltboot mit zwei Außenbordmotoren. Insgesamt gibt es im Museum mehr als 100 Exponate zu sehen, sie alle haben einen Motor – außer einem. Einer Holzkiste. Darin befinden sich Pflastersteine aus München, die von Zündapps letzter Produktionsstätte in Deutschland stammen.
Wann und wie es in den Museen im Landkreis Sigmaringen weitergeht, ist ob der aktuellen Lage nicht absehbar.