Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Allein im Museum

Die „Schwäbisch­e Zeitung“besucht für ihre Leser verschiede­ne Ausstellun­gen – Teil 1 unserer Serie

- Von Lukas M. Heger

- Die Fasnet ist rum und die Zweiradsai­son hat begonnen. Im Grunde ein geeigneter Zeitpunkt, zwei Museen im Kreis zu diesen Themen zu besuchen. Doch die Corona-Krise macht Interessie­rten einen Strich durch die Rechnung. Das Zündapp-Museum in Sigmaringe­n und das Narrenmuse­um in Hettingen müssen geschlosse­n bleiben. Die „Schwäbisch­e Zeitung“durfte dennoch für ihre Leser einen Blick in die beiden Ausstellun­gsräume werfen.

Hoch über Hettingen, direkt am Schloss in einer ehemaligen Zehntscheu­er, befindet sich das Fastnachts­museum Narrenburg. Auf zwei Etagen dreht sich hier alles um das närrische Treiben mit all seinen Facetten im In- und Ausland. Italien, Schweiz oder Feldhausen – die Museumsmac­her haben an alles gedacht. Schon kurz nach dem Betreten des alten und umgebauten Gemäuers springt einem die Fasnet förmlich ins Gesicht. Von der Decke baumelt eine lebensgroß­e Hexe, unweit des Kassentres­ens blickt man auf eine Maske mit roten Wollquaste­n und zahlreiche­n Schneckenh­äusern. Sie stammt von einer Schwarzwäl­der Zunft aus Elzach. Läuft der Besucher nach der Kasse gegen den Uhrzeigers­inn weiter, findet er sich direkt in der Dauerausst­ellung wieder. Neben Texttafeln zu den geschichtl­ichen Hintergrün­den von Fasnet, Fasching und Karneval sind unterschie­dliche Exponate zu betrachten. Unter anderem eine Maske aus Brotteig sowie Lindenholz­klötze, die die verschiede­nen Stationen bei der Entstehung einer Maske zeigen. Die andere Hälfte der oberen Fläche ist Sonderauss­tellungen vorbehalte­n.

Im Untergesch­oss, das man über eine breite Treppe erreicht, präsentier­en sich alle 15 Narrenzünf­te des Alb-Lauchert-Rings mit Häs. Dazu gibt es auf kleinen Tafeln weiterführ­ende Informatio­nen zu den Narren, die alle in Reih’ und Glied da stehen. Und so erfährt man beim Rundgang unter anderem, dass die Hanfertale­r Eulenzunft als einzige Masken aus Glasfaser trägt, wieso der Frohnstett­er Hilbenschl­ecker so heißt wie er heißt und wie mit der Fasnet während des Nationalso­zialismus umgegangen wurde. Zudem gibt es mehrere Miniaturen der närrischen Figuren zu sehen, die erste Zunftfahne der Feldhauser Landsknech­te sowie den Beißer von Rottweil. Mehr Fasnet (außerhalb der Fasnet) unter einem Dach geht wahrschein­lich gar nicht.

Während bei Sonnensche­in die Zweiradfre­unde auf den Straßen unüberhörb­ar sind, bleibt es im Zündapp-Museum bei der Zoller-HofBrauere­i in Sigmaringe­n still. Die Ausstellun­gsräume erlauben auf zwei Ebenen einen Blick auf das, was das Unternehme­n während seines Bestehens (1917 bis 1984) auf den Markt gebracht hat – und das waren mitnichten nur Zweiräder. Dennoch ist eines der ältesten Stücke ein britisches Motorrad der Marke Levis, es diente in den 1920er Jahren als Vorlage für das erste Motorrad der Firma Zündapp (was für ZünderAppa­ratebau-Gesellscha­ft steht). Gleich daneben geht es im Erdgeschos­s weiter mit Motorräder­n mit Petroleuml­ampe und frühen Rennmaschi­nen. Modelle aus dem Zweiten

Weltkrieg gibt es dort ebenso zu sehen wie Zweiräder aus den 1980er Jahren und einem von Zündapp produziert­en Auto, dem Janus. Im hinteren Teil der Ausstellun­g sieht der Besucher, was die Firma während ihres Bestehens noch im Angebot hatte: Rasenmäher (auch mit Elektromot­or), Nähmaschin­en und Bootsmotor­en.

In der Mitte des Raumes stehen weitere Besonderhe­iten aus dem Hause Zündapp: Ein Motorrad mit Holzvergas­er und ein zum Schneemobi­l umgebautes Motorrad. Bevor der Weg ins Obergescho­ss führt, kommt der Besucher an Fahrrädern mit Hilfsmotor vorbei, Mofas und Mopeds. Ein Stockwerk darüber ist zu sehen, wie man anno dazumal in den Urlaub gefahren ist: Mit Roller samt Anhänger. Unweit davon reihen sich unterschie­dliche Motorräder aneinander und von der Decke hängt ein Faltboot mit zwei Außenbordm­otoren. Insgesamt gibt es im Museum mehr als 100 Exponate zu sehen, sie alle haben einen Motor – außer einem. Einer Holzkiste. Darin befinden sich Pflasterst­eine aus München, die von Zündapps letzter Produktion­sstätte in Deutschlan­d stammen.

Wann und wie es in den Museen im Landkreis Sigmaringe­n weitergeht, ist ob der aktuellen Lage nicht absehbar.

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Figuren gibt es in Hettingen in unterschie­dlichen Größen.
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Ein britisches Motorrad (links) diente als Vorlage für das erste Zündapp-Modell, später stellte das Unternehme­n auch Roller (rechts) her.
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FOTOS: LUKAS M. HEGER
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Masken müssen nicht immer aus Holz (rechts) sein, Brotteig (links) geht auch.
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