Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Sparer sollten jetzt geduldig bleiben
Geldanlagen unter der Lupe: Krise birgt für private Anleger auch Chancen
- Der Ölpreis kollabiert, Aktien verlieren auch bei großen Konzernen an Wert und die Wirtschaft läuft nur noch im Krisenmodus. Viele private Anleger sind besorgt um ihre Ersparnisse. Doch die Sparer sind sehr unterschiedlich von der aktuellen Entwicklung betroffen. Für Einsteiger und langfristig orientierte Anleger bieten sich jetzt sogar Chancen. Das hat die Stiftung Warentest ermittelt.
Sparguthaben,
also die kaum verzinsten Giro- und Tagesgeldkonten sind die Gewinner unter den Anlageklassen. „Die langweiligste Anlagemöglichkeit hat sich am besten geschlagen“, stellen die Verbraucherschützer fest. Diese Guthaben kamen in der Corona-Krise bisher ungeschoren davon. Außerdem sind diese Vermögen vor einer Pleite der jeweiligen Bank durch die Einlagensicherung geschützt. Bis zu 100 000 Euro sichert dieser Schutzschirm ab. Wer hier angesichts möglicher finanzieller Schwierigkeiten von Geldinstituten auf Nummer sicher gehen will, verteilt höhere Sparguthaben auf mehrere Institute.
Aktienbesitzer
sind von teilweise hohen Verlusten betroffen. Auf lange Sicht haben die Besitzer von Anteilen an renommierten Konzernen wohl wenig zu befürchten. „Bisher ist noch jeder Crash wieder aufgeholt worden“, beruhigt Finanztest. Die Experten raten jedoch abzuwägen, ob die Geschäftsmodelle noch aussichtsreich sind. Derzeit sei die Gefahr von Insolvenzen bei kleineren Firmen groß. Und bei manchen Konzernen, etwa Herstellern von Sportartikeln oder Tourismusunternehmen, ist die weitere Entwicklung unklar. Generell raten die Fachleute zur Geduld. Zum Börsencrash kam es in der Vergangenheit immer wieder. Nach einigen Jahren wurde das alte Kursniveau stets wieder erreicht und übertroffen.
Rentenfonds
sieht die Stiftung mittlerweile skeptisch. Die enormen
Ausgaben der Staaten sorgen für eine stark anwachsende Verschuldung der Länder. Als Folge gab es im März einen Kurseinbruch, der durch die Intervention der Europäischen Zentralbank nur teilweise wieder gutgemacht werden konnte. Finanztest rechnet mit einer weiter wachsenden Staatsverschuldung. „Das könnte höhere Zinsen und damit niedrigere Anleihenkurse nach sich ziehen“, warnen die Verbraucherschützer.
Exchange Traded Funds
(ETFs) fehlten in den letzten Jahren auf keiner Empfehlungsliste der Experten. Da diese wie andere Fonds auch vor allem von der Wertentwicklung an den Börsen abhängig sind, stehen auch hier derzeit hohe Verluste auf dem Papier. Gleiches gilt für Aktienfonds. Finanztest rät zu Ruhe und
Geduld. „Mit hektischem Handeln richten Sie womöglich größeren Schaden an als durch schlichtes Abwarten“, warnt Finanztest. Insbesondere für breit angelegte ETFs, die beispielsweise auf dem globalen Aktienindex MSCI World basieren, könne die Krise ausgesessen werden. Bei speziellen ETFs wird eine Einzelfallprüfung angeraten. Für Neueinsteiger sieht die Stiftung sogar Chancen, weil ETFs aufgrund der niedrigen Aktienkurse vergleichsweise billig zu haben sind. Bei langfristigen Sparplänen mit breit gestreuten ETFs halten die Experten den Einstieg für empfehlenswert.
Die eigene Immobilie
steht weiterhin weiter auf der Empfehlungsliste. „Wer in naher Zukunft ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, kann es jetzt erst recht machen“, stellen die Fachleute fest, da die Bauzinsen sehr niedrig seien und es vermutlich nun auch mehr Verhandlungsspielraum beim Kauf gebe. Vorsicht sei beim Erwerb einer vermieteten Immobilie geboten. Die Preisbildung sei hier ein Vabanquespiel.
Bei Gold und Rohstoffen
mahnt Finanztest zur Vorsicht. Nur ein kleiner Teil des Vermögens sollte in diesen Werten angelegt sein. Und von der virtuellen Währung Bitcoin wird ganz abgeraten. „Anleger sollten allenfalls Geld einsetzen, das sie komplett entbehren können“, heißt es in der Maiausgabe des Magazins, in dem die vollständige Analyse veröffentlicht wird.