Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Corona stürzt Schaeffler in die roten Zahlen
(dpa) - Die Folgen der Coronavirus-Pandemie haben den Auto- und Industriezulieferer Schaeffler im ersten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Die Risiken der Pandemie zwangen das Management zu Wertberichtigungen in der Sparte Automotive, um künftige Risiken zu mindern. Zusammen mit den Kosten für weiteren Stellenabbau führte dies zu einem Verlust von 184 Millionen Euro im ersten Quartal, wie das im SDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Herzogenaurach mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte noch ein Überschuss von 137 Millionen Euro zu Buche gestanden.
Die Situation, wie wir sie vor zehn oder 15 Jahren hatten, werden wir sicher nicht zurückbekommen. Digitale Formate haben jetzt auf einen Schlag eine höhere Akzeptanz bekommen und werden nicht wieder verschwinden. Aber: Jeder, der an digitalem Austausch teilnimmt, wird feststellen, dass manche Dinge wie direkte Gespräche am Produkt nicht ersetzbar sind. Der Aufbau und das Vertiefen eines Vertrauensverhältnisses werden digital nie in gleicher Weise möglich sein wie live. Messen wird es auch künftig geben, die Art und Weise wird sich aber verändern. Es werden keine zehn baugleichen Produkte in lediglich unterschiedlichen Größen und Farben mehr nebeneinander ausgestellt werden, sondern Highlights präsentiert. Es wird eine Verknüpfung von live und digital geben, intensive persönliche Kommunikation wird im Vordergrund stehen und die Flächenbedarfe werden sinken. Deshalb sehe ich für Friedrichshafen auch keine Notwendigkeit für eine weitere Erweiterung der Messehallen in Festbauweise.
Im Oktober ist die Messe für Kunststoffverarbeitung Fakuma geplant. Der Veranstalter hat für den Verbleib der Messe von 2023 an einen erhöhten Flächenbedarf zur Bedingung gemacht.
Die Entscheidung darüber liegt nicht bei uns, sondern beim Veranstalter. Stand jetzt gehen wir davon aus, dass die Fakuma stattfinden kann.
Die Interboot wäre die erste Messe, die nach der Pause bei Ihnen stattfinden könnte. Wohl mit Auflagen, die Sie jetzt noch nicht kennen. Wie lässt sich das planen?
Mit einer Mischung aus Antizipation mutmaßlicher Regularien und einem hohen Maß an Flexibilität. Wir befinden uns dazu auch bundesweit im Austausch mit anderen Messegesellschaften und haben Vorschläge erarbeitet, die wir den zuständigen Ministerien bereits unterbreitet haben.
Sie versuchen also, frühzeitig ein Konzept vorzulegen, das es den Behörden möglichst leicht macht, Ihnen grünes Licht zu geben?
Im Gegensatz zu anderen Großveranstaltungen wie Fußballspielen oder Konzerte können wir schon im Vorfeld organisatorisch vieles steuern. Wir kennen jeden Aussteller persönlich, können Besucher tageweise akkreditieren und damit die maximale Besucherzahl beeinflussen, die Verteilung der Besucher in den Hallen steuern und einiges mehr. Unsere Infrastruktur bietet die besten Voraussetzungen, um Restriktionen erfüllen zu können. Dass Messen in die Regelungen für Großveranstaltungen einbezogen worden sind, darüber lässt sich vor diesem Hintergrund diskutieren. Zusammen mit den Messen Stuttgart und Karlsruhe haben wir deshalb ein Positionspapier erarbeitet, mit dem wir uns an die Landesregierung gewandt haben. Wir versuchen, ein Verständnis dafür herzustellen, dass die Politik aufgrund der infrastrukturellen Möglichkeiten eine Differenzierung zwischen verschiedenen Großveranstaltungen vornehmen sollte.
Sind Sie im Hinblick auf die Wassersportausstellung Interboot optimistisch? Der Termin Ende September liegt ja nicht so weit hinter dem ursprünglichen Termin der Eurobike Anfang September, die nun im November stattfinden soll.
Ja, denn die Interboot konzentriert sich auf den deutschsprachigen Raum und ist deshalb als Erstveranstaltung passend. Die Eurobike ist eine globale Messe, zu der Menschen aus der ganzen Welt kommen. Und da spielt auch eine psychologische Komponente eine Rolle: Wann gibt es die Psyche der Menschen aus weit entfernten Ländern wieder her, nach Deutschland zu reisen? Auch weil wir das in unseren Überlegungen berücksichtigen müssen, haben wir uns entschieden, die Eurobike auf November zu verlegen.
Sie verfügen über ein riesengroßes Gelände, auf dem in diesem Jahr mindestens bis September keine Messen oder ähnliche Veranstaltungen stattfinden werden. Seit einer Woche nutzen Sie eine Ihrer Hallen als Autokino. Wie kam diese Idee zustande?
Schon im März, als wir die ersten Veranstaltungen absagen mussten, haben wir überlegt, was wir stattdessen unternehmen können. Ziemlich schnell gab es dann Überlegungen, den Industriebetrieben in der Region Lagerflächen anzubieten, denn in manchen Branchen sind die Logistikketten so unterbrochen, dass Zwischenlager benötigt werden. Auf diesem Weg haben wir jetzt mehrere Hallen für mehrere Monate belegt. In der Halle B5 hat das Landratsamt im März außerdem eine Fieberambulanz eingerichtet. Die Idee für ein Autokino entstand ebenfalls schon früh, zusammen mit dem Kulturbüro, Medienpartnern und der Agentur Organissimo. Dafür mussten allerdings
Der Unternehmenszweck der Messe ist Wirtschaftsförderung. Diesen Zweck haben wir über viele Jahre sehr gut erfüllt und gleichzeitig die finanziellen Erwartungen der Gesellschafter übertroffen. Im Gegensatz zu vielen anderen Messe-Unternehmen haben wir finanzielle Unterstützung durch die Gesellschafter bislang nicht benötigt. Das wird sich ab jetzt anders darstellen. In welcher Form und in welchem Umfang, dazu kann ich heute nichts sagen. Wir befinden uns dazu in regelmäßigem Austausch mit den entsprechenden Gremien.