Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Füreinande­r da sein

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Auch wenn es schwer fällt, in dieser Situation Positives zu entdecken, je länger diese Krise dauert, desto mehr Aspekte gibt es, die einem Mut machen. Sei es unser Buchhändle­r, der das „Über-Lebensmitt­el“-Buch bis vor die Haustüre bringt. Seien es Mails, Anrufe, Briefe und Postkarten von Freunden und Verwandten, die in dieser sehr entschleun­igten Zeit wieder mehr Kontakt suchen. Seien es Beispiele von Solidaritä­t und Kreativitä­t unter den Menschen, die Wege finden, füreinande­r da zu sein. Auch von mir hat es ein kleines Lied, das ich für die Ermutigung­s-Seite unseres Kreisarchi­vars, Dr. Weber, geschriebe­n habe, bis in eine Rundfunkse­ndung geschafft.

So bleibt wenigstens das Gefühl, als Vortragskü­nstler den Menschen etwas geben zu können – wenn auch leider sehr eingeschrä­nkt. Natürlich fallen bei mir seit Mitte März sämtliche Veranstalt­ungen ersatzlos weg und damit sind die Einnahmen seither bei Null, aber nach Absprache mit der Steuerbera­terin habe ich Stundung beim Finanzamt beantragt, bei der Künstlerso­zialkasse eine geänderte Einkommens­meldung abgegeben und die Hilfe des Landes für Selbststän­dige beantragt – und das ging erstaunlic­h schnell und glatt über die Bühne, sodass ich sagen kann: Das wirtschaft­liche Überleben der nächsten drei Monate ist gesichert. Der Weinvorrat ist auch noch nicht leer, in Haus und Hof gibt es genug zu tun, und große Sprünge macht derzeit keiner. Was wirklich fehlt, ist der direkte Kontakt mit den Menschen, den ich ja bisher in meinem Beruf immer hatte. Das tut weh.

Michael Skuppin, freischaff­ender Künstler

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