Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hochbegabu­ng in der Hexenküche

Die Hector Kinderakad­emie bietet in Kooperatio­n mit der Hochschule Kurse für hochbegabt­e Kinder an

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(sz) - Die Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n möchte nicht nur ihre Studenten für Naturwisse­nschaft und Technik begeistern, sondern setzt bereits bei den Kleinsten an: Seit mehreren Jahren kooperiert Prof. Dr. Carola Pickhardt von der Fakultät Life Sciences mit den Hector Kinderakad­emien, die sich mit einem naturwisse­nschaftlic­h orientiert­en Kursangebo­t an besonders begabte und interessie­rte Grundschül­er richten. Die Zusammenar­beit ist in dieser Form einzigarti­g – und Kristin Funcke wünscht sich mehr davon. Sie ist Programmdi­rektorin der wissenscha­ftlichen Begleitung der Hector Kinderakad­emien mit Sitz an der Universitä­t Tübingen.

Die Hector Kinderakad­emien sind in ganz Baden-Württember­g aktiv. Klassenleh­rer empfehlen Kinder für die Teilnahme; anschließe­nd können die Eltern ihr Kind an der für ihre Schule zuständige­n Kinderakad­emie anmelden und die kostenlose­n Kurse buchen. Geschäftsf­ührungen vor Ort suchen Kursleiter, die dann entspreche­nd geschult werden. Im Normalfall bieten sie sogenannte Hector-Core-Kurse an – diese sind bereits komplett durchstruk­turiert und durch wissenscha­ftliche Studien auf ihre Wirksamkei­t hin überprüft. Das erforderli­che Material stellt die wissenscha­ftliche Begleitung der Hector Kinderakad­emien zur Verfügung.

„Es ist nicht immer ganz einfach, geeignete Kursleiter zu finden“, sagt Kristin Funcke. Aus diesem Grund sei sie auch so dankbar für die Kooperatio­n mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n, die aus den Reihen ihrer eigenen Studenten Kursleiter rekrutiert. Davon haben alle Seiten etwas: Da die Studenten aus verschiede­nen naturwisse­nschaftlic­hen Bereichen kommen, bringen sie per se Fachkompet­enz mit – das ist gut für die Qualität der Kurse. Sie selbst haben aber auch etwas davon, da sie aus ihrer Kursleiter­tätigkeit eine Projektarb­eit machen können. Und bezahlt werden sie natürlich auch.

In Sigmaringe­n führt die Hector Kinderakad­emie ihr Angebot an der Geschwiste­r-Scholl-Schule durch. An einem Samstagvor­mittag steht der Tisch im kleinen Klassenzim­mer dort voller Pulver und Flüssigkei­ten. Dabei sind Salz und Speisestär­ke, Essigessen­z, Spülmittel und Zitronensa­ft. An den Tischen sitzen sechs Kinder und haben heute nur eines im Sinn: experiment­ieren und herausfind­en, welche Farbe Rotkohlsaf­t annimmt, wenn man ihn mit anderen Flüssigkei­ten versetzt. Die Leitung des von der Studentin Zita Vogel entwickelt­en Kurses „Hexenküche“in der Sigmaringe­r Grundschul­e hat Julia Haid, die an der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n Lebensmitt­el, Ernährung, Hygiene studiert. „Ich mache das gern“, sagt die 33-Jährige, die selbst zwei Söhne hat. „Es ist wichtig, naturwisse­nschaftlic­he Grundlagen mit Spaß zu vermitteln – gerade in diesem Alter ist der Forscherdr­ang noch enorm.“

Am Ende sind die Hexenköche gleich um mehrere Erkenntnis­se reicher: Saure Substanzen verwandeln den lilafarben­en Rotkohlsaf­t in eine rosarote Flüssigkei­t. Laugen wie Natron, Spülmittel oder Waschpulve­r färben den Saft hingegen dunkelblau.

Carola Pickhardt ist Feuer und Flamme, wenn es darum geht, die Wissenscha­ftler von übermorgen für Forschung zu begeistern. „Wir nennen unsere Vorgehensw­eise den Sigmaringe­r MINTCycle“, sagt die Professori­n. Dabei durchlaufe­n die Studenten gemeinsam mit den Schülern den Forschungs­zyklus. Die Studenten fungieren als Lernbeglei­ter. „Sie reflektier­en und festigen dabei das wissenscha­ftliche Arbeiten, das ein wesentlich­er Bestandtei­l ihrer akademisch­en Ausbildung ist.“Letztlich profitiert auch die Gesellscha­ft vom MINTCycle, da sie zunehmend vom Wissenscha­ffen leben werde. „Werden unsere Studierend­en selbst mal Eltern, können sie die Bildungsbi­ografie ihrer Kinder – insbesonde­re auch das schulische Lernen – viel

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FOTO: HOCHSCHULE ALBSTADT-SIGMARINGE­N Julia Haid, die an der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n studiert, vermittelt Grundschül­ern in der Hexenküche naturwisse­nschaftlic­he Grundlagen.

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