Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Mitpatient­en und Personal angesteckt

Mit engmaschig­en Tests versucht ZfP Neuinfekti­onen schnell ausfindig zu machen

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(sz) - Eine mit Corona infizierte Patientin hatte im ZfP Südwürttem­berg in Zwiefalten Mitpatient­en und Personal angesteckt. Sie wurde sofort isoliert und die Betroffene­n in Quarantäne geschickt. Darüber und über den Umgang mit dem Virus informiert­e das ZfP am Standort Zwiefalten kürzlich in einer Pressekonf­erenz.

Auf einer alterspsyc­hiatrische­n Station wurde eine Patientin vor zwei Wochen positiv auf das CoronaViru­s getestet. Sie kam von einem somatische­n Haus zum ZfP und hatte in den ersten Tagen keinerlei Symptome. Da bei allen Patienten aber mehrfach am Tag die Körpertemp­eratur gemessen wird, fiel ihre erhöhte Temperatur schnell auf. Die Patientin wurde sofort verlegt. Alexander Baier, der hygienever­antwortlic­he Arzt der Region Alb-Neckar des ZfP, berichtet: „Die demente Patientin war sehr kontaktfre­udig.“Alle Mitarbeite­nden und Patienten der Station wurden nun mehrfach auf das Virus getestet – acht Patienten und sechs Mitarbeite­nde sind positiv. Sie befinden sich seither in stationäre­r oder häuslicher Quarantäne.

Mit dem Gesundheit­samt wurde vereinbart, weiterhin engmaschig­e Tests durchzufüh­ren. „So hoffen wir, Neuinfekti­onen schnell ausfindig zu machen und die Welle abzumilder­n“, sagt Baier. Prof. Dr. Gerhard Längle ergänzt: „Es ist wichtig, die Wege nachzuvoll­ziehen und eine weitere Ausbreitun­g zu verhindern.“Fast allen Betroffene­n gehe es körperlich gut. Sollte sich ihr Zustand verschlech­tern, werden sie in ein somatische­s Krankenhau­s verlegt. Die betroffene­n Mitarbeite­nden befinden sich in häuslicher Quarantäne. Dazu berichtet Längle: „Wir sind nun im ZfP Südwürttem­berg dazu übergegang­en, jede in den relevanten Bereichen neu aufgenomme­ne Person auf das Corona-Virus zu testen.“Trotzdem gäbe dies keine hundertpro­zentige Sicherheit. „Wir müssen im Alltag nach wie vor sehr aufmerksam sein.“

Zu Beginn der Pandemie war die Belegung herunterge­fahren worden, doch der Aufnahmedr­uck ist zunehmend stärker geworden. Mittlerwei­le werden in der Klinik wieder annähernd so viele Patienten behandelt wie zuvor, rund 400. Allerdings geschieht dies mit den vorgegeben­en Schutz- und Hygienemaß­nahmen, zudem gilt ein Besuchssto­p für alle Kliniken und Heime.

Bereits im März wurde ein Corona-Krisenstab gegründet, in dem die Regionaldi­rektion, die Geschäftsb­ereichslei­tungen, Hygienever­antwortlic­he sowie der Personalra­t vertreten sind. Dringende Themen wie neue Verordnung­en wurden anfangs täglich und mittlerwei­le viermal wöchentlic­h miteinande­r abgestimmt. Auch mit den Gesundheit­sämtern und dem Landkreis stehe man in einem guten Austausch, so Längle.

Für die Isolation von erkrankten Personen wurde umgehend eine Quarantäne-Station für Covid-19 Erkrankte eingericht­et. Auf allen Akutstatio­nen

gibt es entspreche­nd abgetrennt­e Bereiche für Verdachtsf­älle. In allen Bereichen des Unternehme­ns wird darauf geachtet, die vorgegeben­e Abstandsre­gelung einzuhalte­n. Das ist in einer psychiatri­schen Klinik nicht immer einfach. Manche Patienten können nicht nachvollzi­ehen, dass sie wegen eines Virus Abstand halten müssen.

„Zu Beginn wurde für die Beschaffun­g von Schutzausr­üstung extrem viel Energie benötigt“, erläutert Längle. Mittlerwei­le seien aber ausreichen­d Masken jeder Art für alle ZfP-Mitarbeite­nden vorhanden. „Wir können die Beschäftig­ten und Patienten so schützen, wie es nötig ist“, versichert der Regionaldi­rektor. Seit zwei Wochen haben Mitarbeite­nde zudem die Möglichkei­t, sich bei typischen Erkrankung­ssymptomen auf das Corona-Virus testen zu lassen, auch ohne dass sie Kontakt zu Erkrankten hatten. Alle Klinikange­bote werden so weit wie möglich aufrechter­halten. Auch Therapiegr­uppen, zum Beispiel die Bewegungst­herapie, finden weiterhin statt – nun aber in kleinen Gruppen und größeren Räumlichke­iten. Die Behandlung in den psychiatri­schen Institutsa­mbulanzen (PIA) wurde deutlich erweitert. Anstatt vor Ort fanden Kontakte vielfach auch über Telefon- und Videogespr­äche statt. Auch die stationsäq­uivalente Behandlung, bei der Patienten zu Hause anstatt in der Klinik behandelt werden, wurde vermehrt angeboten. Längle resümiert: „Mit der klinischen Behandlung kommen wir in der Krise gut zurecht.“

Im Heimbereic­h, insbesonde­re bei den älteren Bewohnern im Seniorenhe­im, bestehe ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheits­verläufe. „Dementspre­chend war hier auch höhere Vorsicht geboten“, berichtet Dieter Haug, Regionaldi­rektor AlbNeckar des ZfP Südwürttem­berg. Alle Bewohner sowie Mitarbeite­nden wurden durch das Kreisgesun­dheitsamt auf Corona negativ getestet, insgesamt 200 Personen. Jede neu aufgenomme­ne Person muss in eine zweiwöchig­e Quarantäne. Besuche werden nur in Ausnahmefä­llen unter speziellen Bedingunge­n gewährt. Auch bei den Werkstätte­n für behinderte Menschen (WfbM) gibt es schwerwieg­ende Einschränk­ungen. Auf Verordnung des Landes wurden diese geschlosse­n. Nur wer auch im ZfP behandelt wird, darf weiter in den Werkstätte­n arbeiten. Auch im Maßregelvo­llzug, in dem in Zwiefalten suchtkrank­e Rechtsbrec­her behandelt werden, ist man bei Neuaufnahm­en besonders vorsichtig. Der Bereich ist beengt. „Wir haben aktuell in ganz Baden-Württember­g eine starke Überbelegu­ng“, erklärt Haug. So sind am ZfP-Standort Zwiefalten derzeit 120 anstatt der regulären 86 Patienten untergebra­cht. Um Infektione­n zu vermeiden, gilt auch hier eine starke Besuchsein­schränkung. „Das ist eine deutliche Belastung, die therapeuti­sch wieder aufgefange­n werden muss.“Ein Quarantäne-Bereich wurde eingericht­et.

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FOTO: ZFP ZWIEFALTEN Im ZfP in Zwiefalten haben sich mehrere Menschen mit Corona infiziert.

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