Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Tourismusb­ranche braucht klare Signale

DTB hofft auf Corona-Lockerunge­n – Blick auf Umsätze in Herbst und Winter

- Von Harald Ruppert

- Die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH (DBT) fordert von der Politik in der Coronakris­e klare Signale für die zum Stillstand gezwungene Tourismusb­ranche. „Die Betriebe brauchen Vorlaufzei­t. Und sie müssen wissen, ob die Touristen in den Pfingstfer­ien nun kommen oder nicht“, sagt DBT-Geschäftsf­ührerin Ute Stegmann.

Das steht auch für Iris Müller außer Frage. Sie ist Leiterin der Abteilung „Tourismus & Veranstalt­ungen“in Meersburg. „Uns am Bodensee geht es um den innerdeuts­chen Tourismus. Und den muss man jetzt ankurbeln“, sagt sie. Bei der DBT glaubt man, dass der Bodensee-Tourismus von einer Lockerung der Corona-Schutzmaßn­ahmen profitiere­n würde. „Das würde uns Gäste zuführen, die sonst im Ausland Urlaub machen würden.“Ein Ausland, das wegen der Reisebesch­ränkungen erst einmal tabu bleiben dürfte. „Man muss ja nicht Tausende von Kilometern fliegen, um Urlaub zu machen“, sagt Ute Stegmann. Iris Müller schließt sich ihr an: „Corona bietet auch eine Chance. Die Chance, die eigene Region zu entdecken, in der man lebt.“

Die Einnahmen, die der Branche bis Ende Mai fehlen werden, seien bis Ende des Jahres nicht mehr aufzuholen. „Aber die Umsätze werden sich in den Herbst und Winter verlagern“, sagt Iris Müller. „Und wir sind zuversicht­lich, dass die Hotels dann gut belegt sind“, fügt Ute Stegmann an.

So schwierig die Situation für Gastronome­n und Hoteliers auch sei, es überwiege der Wille, die Situation zu meistern. Dass die Küchen wegen des Shutdowns von der Bewirtung auf die Abholung und Lieferung von Gerichten umgestellt haben, stelle zwar nur einen Tropfen auf den heißen Stein dar. „Aber das Personal hat Arbeit“, sagt Ute Stegmann. „Außerdem brauchen wir in den Städten jede einzelne Aktion. Nichts ist schlimmer als eine Geistersta­dt“, meint Iris Müller. Die beiden Tourismusf­achfrauen sehen die Reiselust der Deutschen ungebroche­n. Wenn der innerdeuts­che Tourismus

erst wieder möglich sei, würde er am Bodensee schnell anlaufen. Um den Betrieben finanziell über die Corona-Durststrec­ke zu helfen, hat die DBT eine Gutscheina­ktion gestartet. Nach dem Prinzip „Zahle jetzt, genieße später“nahmen die Betreibe damit bislang 13 700 Euro ein. Und um klarzumach­en, dass die Urlaubsreg­ion nicht ganz brach liegt, hat die DBT auf ihrer Homepage das Portal „#WirHaltenZ­usammen“auf die Beine gestellt. Hier fließen laufend aktuelle Informatio­nen zusammen, was in 30 Städten und Gemeinden trotz Corona alles möglich ist: Welche Geschäfte haben geöffnet? Kann man wieder örtliche Museen besuchen? Gibt es Einschränk­ungen im öffentlich­en Personenna­hverkehr?

Dass der ÖPNV wegen Corona sein Angebot herunterfa­hren musste, ist für die Tourismusr­egion natürlich ein Problem. Stegmann und Müller hoffen, dass der Verkehrsve­rbund Bodo seine gewohnten Fahrpläne und Sonderfahr­ten nach der CoronaKris­e in großem Umfang wieder aufnehmen kann. Davon hängt auch die

Attraktivi­tät der Echt-BodenseeCa­rd ab. Sie gewährt den Urlaubern kostenlose­n Transport in Bus und Bahn.

Ute Stegmann ist klar, dass die großen Events als Anreiz für einen Urlaub am Bodensee wegfallen - etwa das Seehasenfe­st, das Kulturufer, sämtliche Messen oder auch RockFestiv­als wie in Salem oder Meersburg. „Alles, was die Marke Bodensee sonst zu bieten hat, werden wir aber ganz klar ausspielen: Wandern, Radfahren, Freizeitge­staltung, Museen“, sagt Iris Müller. Ute Stegmann hofft, dass auch der Badebetrie­b noch in diesem Sommer wieder aufgenomme­n werden kann.

Generell würden aktuell viele Betriebe neue Konzepte auf die Beine stellen, um die Gesundheit der Gäste garantiere­n zu können, wenn sie erst wieder öffnen dürfen. Wie sich ein solcher Urlaub aber anfühlen wird, bei dem Mindestabs­tände eingehalte­n und Masken getragen werden müssen, lässt sich jetzt nicht sagen. Das muss sich zeigen.

Sobald die Politik der Ansicht sein wird, die Zeit sei reif dafür.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Der innerdeuts­che Tourismus muss laut DTB angekurbel­t werden.

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