Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Tourismusbranche braucht klare Signale
DTB hofft auf Corona-Lockerungen – Blick auf Umsätze in Herbst und Winter
- Die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH (DBT) fordert von der Politik in der Coronakrise klare Signale für die zum Stillstand gezwungene Tourismusbranche. „Die Betriebe brauchen Vorlaufzeit. Und sie müssen wissen, ob die Touristen in den Pfingstferien nun kommen oder nicht“, sagt DBT-Geschäftsführerin Ute Stegmann.
Das steht auch für Iris Müller außer Frage. Sie ist Leiterin der Abteilung „Tourismus & Veranstaltungen“in Meersburg. „Uns am Bodensee geht es um den innerdeutschen Tourismus. Und den muss man jetzt ankurbeln“, sagt sie. Bei der DBT glaubt man, dass der Bodensee-Tourismus von einer Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen profitieren würde. „Das würde uns Gäste zuführen, die sonst im Ausland Urlaub machen würden.“Ein Ausland, das wegen der Reisebeschränkungen erst einmal tabu bleiben dürfte. „Man muss ja nicht Tausende von Kilometern fliegen, um Urlaub zu machen“, sagt Ute Stegmann. Iris Müller schließt sich ihr an: „Corona bietet auch eine Chance. Die Chance, die eigene Region zu entdecken, in der man lebt.“
Die Einnahmen, die der Branche bis Ende Mai fehlen werden, seien bis Ende des Jahres nicht mehr aufzuholen. „Aber die Umsätze werden sich in den Herbst und Winter verlagern“, sagt Iris Müller. „Und wir sind zuversichtlich, dass die Hotels dann gut belegt sind“, fügt Ute Stegmann an.
So schwierig die Situation für Gastronomen und Hoteliers auch sei, es überwiege der Wille, die Situation zu meistern. Dass die Küchen wegen des Shutdowns von der Bewirtung auf die Abholung und Lieferung von Gerichten umgestellt haben, stelle zwar nur einen Tropfen auf den heißen Stein dar. „Aber das Personal hat Arbeit“, sagt Ute Stegmann. „Außerdem brauchen wir in den Städten jede einzelne Aktion. Nichts ist schlimmer als eine Geisterstadt“, meint Iris Müller. Die beiden Tourismusfachfrauen sehen die Reiselust der Deutschen ungebrochen. Wenn der innerdeutsche Tourismus
erst wieder möglich sei, würde er am Bodensee schnell anlaufen. Um den Betrieben finanziell über die Corona-Durststrecke zu helfen, hat die DBT eine Gutscheinaktion gestartet. Nach dem Prinzip „Zahle jetzt, genieße später“nahmen die Betreibe damit bislang 13 700 Euro ein. Und um klarzumachen, dass die Urlaubsregion nicht ganz brach liegt, hat die DBT auf ihrer Homepage das Portal „#WirHaltenZusammen“auf die Beine gestellt. Hier fließen laufend aktuelle Informationen zusammen, was in 30 Städten und Gemeinden trotz Corona alles möglich ist: Welche Geschäfte haben geöffnet? Kann man wieder örtliche Museen besuchen? Gibt es Einschränkungen im öffentlichen Personennahverkehr?
Dass der ÖPNV wegen Corona sein Angebot herunterfahren musste, ist für die Tourismusregion natürlich ein Problem. Stegmann und Müller hoffen, dass der Verkehrsverbund Bodo seine gewohnten Fahrpläne und Sonderfahrten nach der CoronaKrise in großem Umfang wieder aufnehmen kann. Davon hängt auch die
Attraktivität der Echt-BodenseeCard ab. Sie gewährt den Urlaubern kostenlosen Transport in Bus und Bahn.
Ute Stegmann ist klar, dass die großen Events als Anreiz für einen Urlaub am Bodensee wegfallen - etwa das Seehasenfest, das Kulturufer, sämtliche Messen oder auch RockFestivals wie in Salem oder Meersburg. „Alles, was die Marke Bodensee sonst zu bieten hat, werden wir aber ganz klar ausspielen: Wandern, Radfahren, Freizeitgestaltung, Museen“, sagt Iris Müller. Ute Stegmann hofft, dass auch der Badebetrieb noch in diesem Sommer wieder aufgenommen werden kann.
Generell würden aktuell viele Betriebe neue Konzepte auf die Beine stellen, um die Gesundheit der Gäste garantieren zu können, wenn sie erst wieder öffnen dürfen. Wie sich ein solcher Urlaub aber anfühlen wird, bei dem Mindestabstände eingehalten und Masken getragen werden müssen, lässt sich jetzt nicht sagen. Das muss sich zeigen.
Sobald die Politik der Ansicht sein wird, die Zeit sei reif dafür.