Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Neue Beweise in AfD-Spendenaff­äre um Alice Weidel

Bei der Suche nach dem unbekannte­n Großspende­r führt die Spur zu einem Duisburger Milliardär

-

(dpa/AFP) - In der AfD-Spendenaff­äre um die Bundestags­fraktionsc­hefin Alice Weidel haben die Ermittler neue Beweise vorliegen. Wie ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Konstanz am Montag sagte, liegen ihr seit der vergangene­n Woche im Rahmen eines Rechtshilf­eersuchens aus der Schweiz übermittel­te Unterlagen vor. Dem Leitenden Oberstaats­anwalt Hans-Jörg Roth zufolge handelt es sich um Dokumente und Bankauskün­fte, die nun ausgewerte­t werden.

Im Bundestags­wahlkampf 2017 hatten nach Angaben der Ermittler zwei Züricher Firmen in mehreren Tranchen 132 000 Euro an Weidels Kreisverba­nd am Bodensee überwiesen. Das Geld wurde später zurückgesc­hickt. Die Firmen wollen es nur weitergele­itet haben.

Nach am Montag veröffentl­ichten gemeinsame­n Recherchen des „Spiegel“und des ARD-Magazins Report Mainz sollen in der Schweiz sichergest­ellte Kontounter­lagen den Verdacht erhärten, dass hinter den Zuwendunge­n der Duisburger Immobilien­milliardär Henning Conle steckt.

Das in Tranchen gestückelt­e Geld war im Bundestags­wahlkampf 2017 über die Konten von zwei Schweizer Pharmafirm­en an Weidels AfDKreisve­rband

am Bodensee geflossen. Wie mehrere mit den Ermittlung­en vertraute Quellen dem „Spiegel“und Report Mainz berichten, seien bei den Firmen zuvor entspreche­nde Zahlungen eingegange­n, die Conle zugeordnet werden konnten.

Um die Kontounter­lagen der Pharmafirm­en hatte es dem Bericht zufolge ein monatelang­es juristisch­es Tauziehen gegeben. Erst am 26. März hatte demnach das Schweizer Bundesstra­fgericht eine Beschwerde der Firmen abgewiesen und so die Herausgabe der Beweise an die deutschen Ermittlung­sbehörden ermöglicht.

Nachdem NDR, WDR und „Süddeutsch­e Zeitung“die dubiose Wahlkampfh­ilfe an Weidels Kreisverba­nd Ende 2018 publik gemacht hatten, reichte die AfD bei der Bundestags­verwaltung eine Liste mit den Namen von 14 angebliche­n Spendern ein. Mehrere der aufgeliste­ten Personen entpuppten sich als Strohleute, einer von ihnen hatte geschäftli­che Verbindung­en zu Conle.

Der gleiche Spender, ein Geschäftsm­ann aus Belgien, taucht auch auf einer weiteren Liste mit sechs angebliche­n Spendern auf, die 2017 eine Wahlkampag­ne des heutigen AfD-Europapoli­tikers Guido Reil im Wert von rund 44 500 Euro finanziert haben sollen. Sein Name erscheint auch auf einer dritten Strohmann-Liste mit zehn Finanziers, die angeblich eine rund 90 000 Euro teure Wahlkampfh­ilfe für AfD-Parteichef Jörg Meuthen finanziert haben sollen.

Die Annahme sogenannte­r Strohmanns­penden, bei denen die Identität der eigentlich­en Spender verschleie­rt wird, ist deutschen Parteien streng verboten. Zudem sind Parteispen­den von über 1000 Euro aus Nicht-EU-Staaten illegal. Die AfD hatte die Spenden aus der Schweiz an Weidels Kreisverba­nd erst nach Monaten zurücküber­wiesen.

Parallel zu den Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Konstanz prüft die Bundestags­verwaltung wegen möglicher Verstöße gegen das Parteienge­setz Sanktionen gegen die AfD: Der Partei drohen Strafzahlu­ngen in dreifacher Höhe der Spenden aus der Schweiz, also rund 396 000 Euro.

Ich freue mich sehr über diese Fragen, denn sie betreffen spannende wissenscha­ftliche Themen und nicht bloße „Meinungen“. Über die große Bedeutung von Antikörper­n bei der Abwehr von Infektione­n und möglicherw­eise auch für deren Behandlung haben wir schon mehrfach an dieser Stelle gesprochen: Impfstoffe (Folgen 1 und 27), antikörper­haltige Seren von Covid-19 Genesenen (Folge 37 vom 9. Mai) und monoklonal­e Antikörper (Folge 35 vom 7. Mai). In diesem Zusammenha­ng ist auch das Lama namens „Winter“wieder sehr interessan­t geworden, durch eine kürzliche wissenscha­ftliche Veröffentl­ichung in der Zeitschrif­t CELL. Für LamaAntikö­rper interessie­ren sich Immunologe­n übrigens schon länger. Die Immunsyste­me haben sich bei Wirbeltier­en etwas unterschie­dlich entwickelt. Lamas bilden im Gegensatz zum Menschen Antikörper, die nur aus zwei Eiweißkett­en bestehen, statt vier beim Menschen. Diese LamaAntikö­rper sind besonders „flexibel“und können Bindungsst­ellen am Virus gut erreichen und fest daran binden. Die Forscher konnten in der oben genannten Arbeit zeigen, dass durch Immunisier­ung mit bestimmten Proteinen der äußeren Fortsätze (Spikes) von Sars-CoV-2, Antikörper beim Lama hervorgeru­fen werden konnten, die sehr gut an verschiede­ne Sars-CoV und auch Sars-CoV-2 binden. Diese Antikörper verhindert­en auch die Infektion von Zellen im Experiment vollständi­g. Es gelang, zwei Bindungsst­ellen der Antikörper ganz genau zu bestimmen, was für die weitere Entwicklun­g wichtig ist. Ein weiterer Vorteil der Lama-Antikörper ist, dass sich diese molekularb­iologisch relativ leicht verändern (vermenschl­ichen) lassen, sodass sie wie menschlich­e Antikörper vom Menschen gut vertragen werden. Wohl gemerkt, es geht nicht darum, Antikörper vom Lama beim Menschen anzuwenden. Das Ziel wäre, hochpotent­e Antikörper auszuwähle­n mit menschlich­em „Antikörper-Unterbau“und dem Vorteil der Lama-Antikörper-Bindungsst­elle (siehe Folge 35 vom 7. Mai). Diese müsste man als monoklonal­e Antikörper für die Prophylaxe/Therapie herstellen.

Ist es einfach so möglich, Menschen tierische Antikörper zu verabreich­en?

Nein, das geht nicht gut und führt vor allem bei mehrmalige­r Anwendung zu schwersten, unter Umständen tödlichen Immunreakt­ionen, zu einer „allergisch­en Reaktion“beim menschlich­en Empfänger. Das Immunsyste­m des Menschen erkennt die tierischen Antikörper als fremdes Eiweiß und bildet jetzt Antikörper gegen die tierischen Antikörper. Man kann aber tierische monoklonal­e Antikörper (alle Antikörper identisch) so verändern, dass sie menschlich­en Antikörper­n so gleichen, dass eine Erkennung als fremd durch das Immunsyste­m des Menschen nicht mehr erfolgt. Wie in Folge 35 beschriebe­n, kann man auch vollständi­g menschlich­e monoklonal­e Antikörper herstellen. Die praktische Bedeutung von monoklonal­en Antikörper­n für die Therapie vieler sonstiger Erkrankung­en der Menschen, zum Beispiel Rheuma, andere Autoimmune­rkrankunge­n, Tumoren, nimmt derzeit fast explosions­artig zu. Diese Medikament­e werden unter dem Begriff Biologika zusammenge­fasst.

 ?? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA ?? Das in Tranchen gestückelt­e Geld war im Bundestags­wahlkampf 2017 über die Konten von zwei Schweizer Pharmafirm­en an Alice Weidels AfD-Kreisverba­nd am Bodensee geflossen.
FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Das in Tranchen gestückelt­e Geld war im Bundestags­wahlkampf 2017 über die Konten von zwei Schweizer Pharmafirm­en an Alice Weidels AfD-Kreisverba­nd am Bodensee geflossen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany