Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Jürgen Knoll fordert den bedingungslosen Exit
Geschäftsführer von Knoll Maschinenbau fordert bei Demonstration in Ravensburg Aufhebung des Lockdowns
- Der Bad Saulgauer Unternehmer Jürgen Knoll hat bei der Demonstration in Ravensburg gegen die Schutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie gesprochen. In seiner Rede positionierte er sich als klarer Gegner des Zurückfahrens des öffentlichen Lebens. Er halte es für unverhältnismäßig.
Weder links noch rechts sei er politisch aktiv und „kein Verschwörungstheoretiker“, betont Jürgen Knoll in der auf YouTube veröffentlichten Aufnahme von der Veranstaltung. Zusammen mit seiner Frau sei er ein erklärter Gegner des Shutdowns. Er erzählt von Briefen an die Bundeskanzlerin, sämtliche Bundesminister und die Ministerpräsidenten sowie an Verbände wie die IHK, die er und seine Frau in der Woche vor Ostern geschrieben hätten. Die Reaktion darauf sei „ernüchternd und enttäuschend gewesen“. Seit Ostermontag läuft eine von Jürgen Knoll initiierte Online-Petition. In ihr fordert Knoll noch eine Rücknahme der Maßnahmen nur dort, wo Hygiene und Abstandsregeln eingehalten werden können. Die Einhaltung der Regeln im öffentlichen Raum ließ er bei der Veranstaltung auf dem Parkplatz der Oberschwabenhalle nun gänzlich fallen und forderte die Rücknahme der Einschränkungen ohne Bedingungen.
„Ich habe dort als Privatmann teilgenommen“, sagt der Unternehmer auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, hatte sich aber als Gesellschafter und Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens vorgestellt. Von den Veranstaltern sei er angefragt worden. „Da war ich dankbar“, so Knoll. Schon lange seien seine Frau und er gegen die Einschränkungen aktiv.
Knoll ist in dem Video mit der gut 17-minütigen Rede selbst nicht zu sehen. Der Unternehmer warnt vor allem vor den wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen. So seien bei Knoll die Aufträge im letzten Quartal des Vorjahres um 25 Prozent zurückgegangen, in den ersten Monaten des neuen Jahres habe sich mit einem Rückgang um 50 Prozent nochmals verdoppelt. Er befürchtet, dass vor allem in der Gastronomie wegen Corona Auszubildende nicht übernommen werden, sagt weitere Insolvenzen, vor allem im Bankenbereich, immense Staatsschulden, eine Währungsreform und Verstaatlichungen und Enteignungen voraus. „Lufthansa ist bereits das erste Opfer.“Er erwähnt die hohe Kurzarbeiterzahl von zehn Millionen in Deutschland, bedient sich aber auffälliger Weise bei den Arbeitslosenzahlen den 15 bis 20 Prozent an Arbeitslosen in den USA. Die anfängliche Verharmlosung des Virus, die Überreaktion beim Shutdown und zu späte Lockerungen sieht er dafür als Ursache.
Der Bad Saulgauer Unternehmer begibt sich darauf aufbauend in Bereiche, mit denen er Ängste schürt: Er sagt steigende Armut, soziale Unruhen, einen „Kollaps des gesamten Wirtschafts-, Finanz-, Gesundheitsund Sozialsystems“, und spricht sogar von Bürgerkrieg, ohne das genau zu begründen. Er bestätigt zumindest die Gefährlichkeit des Virus: „Es ist so gefährlich wie die Grippe und tödlich bei Menschen mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem“. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“wirft er der Regierung und dem Robert-Koch-Institut „Angstmacherei“vor. Gleichzeitig versichert er, dass sich Knoll aber an die Regeln weiterhin halten werde.
Harsche Kritik äußert er auch gegenüber dem Robert-Koch-Institut und der Art der Erhebung der Daten. Er fordert eine Stichprobe, um die tatsächliche Ausbreitung des Virus zu kennen. Außerdem sei nicht klar, ob die in Zusammenhang mit Corona erfassten Verstorbenen tatsächlich an Corona gestorben sind.
Die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme müsse auch mit einem Blick auf frühere Pandemien gesehen werden. Nach den von Knoll genannten Zahlen bei der Influenza-Epidemie des Jahres 2018 sind 25 000 Tote an dieser Krankheit gestorben, 0,5 Prozent der Infizierten, die Knoll auf 5 Millionen Infizierte hochrechnet. Bei Corona seien es 7500 Tote bei 170 000 erfassten Infizierten.
„Es geht um die Existenz vieler mittelständischer Betriebe und Einrichtungen und unseres freiheitlichen, marktwirtschaftlichen und demokratischen Gesellschaftssystems“, betonte Knoll zum Schluss seiner Rede. Seine Forderungen „haben es in sich“, wie er selbst sagt. Er fordert neben der uneingeschränkten Abschaffung der Corona-Maßnahmen, den Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Spahn sowie der beiden regierenden Virologen Wiehler und Drosten.“Darüber hinaus eine gerichtliche Aufarbeitung der Maßnahmen und „Entschädigung für Bürger, Unternehmen und Einrichtungen, denen Schaden entstanden ist“. Schließlich rechnet Knoll noch mit „unkritischen Medien“ab, die durch Angstmacherei manipulieren.