Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Ipotesi“schlummert vorerst im Depot
Skulptur kommt erst 2021 zur Landesgartenschau – Auch Termin für offene Ateliers verschoben
- Eigentlich hätte die Holzskulptur „Ipotesi“seit Ende April auf dem Gelände der Landesgartenschau in Überlingen die Blicke auf sich ziehen sollen. Durch die Verschiebung der Veranstaltung in das kommende Jahr musste der Hoßkircher Künstler Reiner Anwander sie nun ins Depot verfrachten. Denn für den 68-Jährigen steht nun ein ganz anderes Vorhaben an: der Umzug in die Toskana. Vorher zeigt er zum letzten Mal im Rahmen der offenen Ateliers Werke in seiner Schmiede.
Zwei Werke hatte der Bildhauer und Maler für die Landesgartenschau in Überlingen eingereicht: eine Idee für eine Aquarellarbeit und die fertige Skulptur „Ipotesi“. Die Wahl der Veranstalter fiel auf die Holzskulptur, die auf den ersten Blick wie eine Bank aussieht. Die Skulptur aus Eichenholz hatte Anwander 2017 gefertigt. „Beim Skulpturenpark Allensbach 2017 spannte sich die Arbeit über zwei Betonsockel und symbolisierte die Brücke der gedanklichen Vorstellungen in die subjektive Zukunft“, erläutert er. Der Name Ipotesi kommt aus dem Italienischen, bedeutet übersetzt Hypothese. Dass die Skulptur von manch einem Landesgartenschaubesucher auch mit einer Bank verwechselt werden dürfte, sieht Anwander als unvermeidbar an. „Eine Sitzgelegenheit ist zwar nicht die Bestimmung von Ipotesi, aber das ist dann eben in manchen Fällen so“, sagt der Künstler.
Die Verschiebung der Landesgartenschau in Überlingen auf das kommende Jahr sei eine bittere Bremse für die Bemühung aller Beteiligten gewesen. „Aber das wird auch im kommenden Jahr mit Sicherheit gut“, ist Anwander überzeugt. Für die rund 120 Kilogramm schwere „Ipotesi“stand deswegen aber kürzlich ein Umzug an, von Hoßkirch ging es in das Depot eines befreundeten Künstlers in Eriskirch. Dort steht die Skulptur nun hochkant an einer Wand, zum Schutz vor Staub eingehüllt und festgebunden, damit sie nicht umkippt. „Jetzt bleibt zu hoffen, dass da in dem Depot kein Holzwurm lebt und Interesse zeigt“, sagt Anwander mit einem Schmunzeln.
Vor der Eröffnung der Landesgartenschau am 9. April kommt der 68Jährige aus seiner baldigen neuen Heimat an den Bodensee. Denn nicht nur für „Ipotesi“, sondern auch für
„Es ist ein Umbruch, aber der hat auch sein Gutes solange man bei Gesundheit und Kräften bleibt“,
Anwander und Ehefrau Inge steht ein Umzug an. Diese Pläne wurden ebenfalls durch die Ausbreitung des Coronavirus durchkreuzt. Seit mehreren Jahren hat das Paar ein kleines Haus in der Toskana, hat bislang Ferien dort gemacht und möchte dort nun den Lebensabend verbringen. Ursprünglich sollte es Ostern losgehen, um auch einen kleinen Anbau zu organisieren. Doch durch die Schließung der Grenzen sind die Pläne auf Eis. Das Haus in Hoßkirch ist allerdings verkauft, die neuen Eigentümer haben eigene Vorstellungen dafür. Ein letztes Mal aber wird der Künstler an der Aktion offene Ateliers teilnehmen. Die regionalen Mitglieder des Internationalen Bodensee Clubs hätten eigentlich schon am vergangenen Wochenende ihre Werke gezeigt, mussten den Termin sagt Reiner Anwander über den Umzug nach Italien.
aber wegen des Coronavirus auf Ende Juni verschieben (siehe Kasten). Mit Mundschutz und Steuerung der Besucherzahl sei dies auch in Zeiten der Corona-Pandemie machbar. Anwander hat jüngst noch mit einem neuen Werk aus Mooreiche begonnen. „Das gibt es dann nicht nur zu sehen, sondern auch zu kaufen. Ich kann schließlich nicht alles mit nach Italien mitnehmen“, sagt Anwander mit einem Augenzwinkern. Verramschen wolle er seine Werke jedoch nicht, dann lieber andere Lösungen suchen. Die Kunst will Anwander auch in Italien nicht aufgeben, in einem Holzschuppen am Haus in der Toskana weiter an Werken arbeiten. „Er muss nur stabil und trocken sein, das genügt mir“, sagt der 68-Jährige. Was ihm bislang noch fehlt, ist ein Netzwerk wie in Deutschland, dafür will er vor Ort Kontakte knüpfen, seine Sprachkenntnisse verfeinern. „Es ist ein Umbruch, aber der hat auch sein Gutes solange man bei Gesundheit und Kräften bleibt“, sagt Anwander.