Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zumindest ein kleines Spektakel ist erlaubt
Riedhausen muss Räuberzinkenbaum aufstellen, da sonst Fördermittel verloren gehen
- Mit einem großen Festakt samt Räuberspektakel hätte der Räuberzinkenbaum in Riedhausen schon im April öffentlich vorgestellt werden sollen. Die CoronaPandemie durchkreuzte die Pläne und zwang die Gemeinde zu einem Fest in kleinerem Rahmen, dem am Samstagnachmittag nur geladene Gäste beiwohnen konnten.
Rund 1,6 Tonnen wiegt die Stahlskulptur neben dem Rathaus. An der Stelle stand bis zum Frühjahr im vergangenen Jahr die von Gemeinderäten gepflanzte Dorflinde. Da in dem Bereich aber die Zuschauertribüne für das Freilichttheater über den Schwarzen Vere stehen sollte, musste der Baum versetzt werden. An seinem neuen Standort neben der Kirche scheint der Baum mittlerweile gut Wurzeln geschlagen zu haben. Schon bei den Planungen zum Freilichttheater hatte der zweite Vorsitzende der Theatergruppe Riedhausen, Reinhold Gasser, aber das Ansinnen, dass die Fläche nicht dauerhaft leer bleiben soll. So entstand die Idee einer Baumskulptur.
Nachdem die Wahl auf den Denkinger Kunstschmied Peter Klink gefallen war, verfeinerte der die Pläne für die Skulptur. Im Frühjahr nahm die Skulptur Formen an, Eichenblätter-Hälften wurden aus Stahlplatten ausgeschnitten, verschweißt und an Ästen zusammengesteckt. Damit Regen abfließen kann, sind in der Mitte der Blätter Rinnen, die das Wasser über Stahlrohre in den Stamm leiten. Dieser entstand aus Stahlstreifen und hat am Fuß einen Durchmesser von rund 50 Zentimetern. Auf Messingdeckeln am Stamm stehen Räuberzinken, wer sie anhebt erfährt darunter die Übersetzung. Außerdem zieren elf Eicheln die Baumkrone, als Symbol für die Bandenmitglieder des Schwarzen Vere. „Der Baum ist für mich ein Symbol für die Zeit der Räuberbande, aber auch den Wald, in dem sie lebten“, sagte Gasser. Künstler Klink hat zudem ein Symbol der heutigen Zeit in sein Werk eingearbeitet: Mitten in der stählernen Baumkrone prangt die Skulptur eines Coronavirus. Ähnlich wie Klink es schon beim Geländer für das Stadtmuseum in Überlingen gemacht hat. „Der Baum hat schließlich unsere Werkstatthalle bis unter das Dach ausgefüllt. Hier wirkt er nun gar nicht mehr so wuchtig“, sagte Klink am Samstag auf dem Rathausplatz.
Eine Verschiebung war laut Bürgermeister Ekkehard Stettner auch keine Option. „Wir hatten nur bis zum 31. Oktober Zeit für den Abschluss des Projekts, weil wir sonst einen Zuschuss aus dem Programm Leader verlieren würden“, sagte Stettner. Der liegt immerhin bei rund der Hälfte der 50 000 Euro Gesamtkosten. Rund 10 000 Euro schießt die Theatergruppe Riedhausen aus den Einnahmen zum Freilichttheater zu, den Rest trägt die Gemeinde. „Ich sehe den Baum als eine Ergänzung des touristischen Angebots in der Region“, sagte Stettner. Eine Tafel informiert daher über das Projekt, sodass auch Auswärtige informiert sind. Winfried Riegger, Vorsitzender der
Theatergruppe, ist überzeugt: „Der Baum ist seinen Preis wert und für uns war es nach fünf ausverkauften Vorstellungen selbstverständlich, dass wir etwas an die Gemeinde zurückgeben wollen“, sagte Riegger.
Der Räuberzinkenbaum ist in einem Betonfundament verankert, kann aber bei Bedarf abmontiert werden – falls etwa mal wieder ein größeres Spektakel in Riedhausen geplant werden sollte. Ein kleines gab es zur Enthüllung der Skulptur am Samstag dann aber doch noch: In einem kurzen Schauspiel haben Darsteller des Freilichttheaters aus dem Vorjahr direkt versucht, sich die Skulptur unter den Nagel zu reißen – natürlich erfolglos.