Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Rocker sollen im großen Stil Drogen verkauft haben
Black Warriors Laiz im Visier der Justiz – Auf ihr Konto soll auch ein Brandanschlag gehen
- Langsamen Schrittes geht der Präsident des Rockerclubs Black Warriors zur Anklagebank. Die Fußfesseln erlauben ihm nur kleine Schritte. Im Zuschauerbereich sitzen zwei Frauen, zu denen er Blickkontakt aufnimmt. In den Händen hält er eine durchsichtige Tüte mit zwei Äpfeln und einem Getränk. Der Mann mit dem durchdringenden Blick trägt smarte, braune Lederschuhe und eine Jacke in Tarnfarben. Im Sitzungssaal des Landgerichts Hechingen nimmt der Präsident standesgemäß in der vorderen Reihe Platz, sein untergebenes Mitglied hinter ihm.
Der 43-Jährige hat im November 2019 ein Klubmitglied dazu angestiftet, in Überlingen einen Volvo anzuzünden. Diesen Vorwurf der Staatsanwaltschaft räumt der Präsident über seinen Anwalt ein. Jedoch erst, nachdem das 27-jährige Klubmitglied gestand, dass er den Volvo am linken hinteren Reifen in Brand steckte. Das Opfer hatte im Zeugenstand geschildert, dass die Drohungen der Rocker, die den Brandanschlag zur Folge hatte, seine Familie psychisch stark belasteten. Der Überlinger hatte Streit mit einer Baufirma, die Hals über Kopf die
Baustelle an seinem Haus verlassen hatte. Deshalb hatte er offene Rechnungen nicht beglichen – nicht ahnend, dass die polnische Firma die Rocker zum Geldeintreiben engagieren würde.
Dass die Klubräume der Black Warriors an der Laizer Hauptstraße als Umschlagplatz für Drogen genutzt worden sein sollen, dazu schweigt der Präsident. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sind die Vorzeichen klar: Eine Vertrauensperson der Polizei lenkte die Aufmerksamkeit der Ermittler im Sommer vergangenen Jahres auf das frühere Gasthaus Donautal, das die Rocker seit einigen Jahren als Klubhaus nutzen. Der Präsident soll Marihuana und Kokain sowohl an Klubmitglieder als auch an externe Kunden verkauft haben.
Die Vertrauensperson selbst darf vor Gericht nicht aussagen, weil ihr der Oberstaatsanwalt Vertraulichkeit zusicherte. Eine Anfrage des Landgerichts blockte das Innenministerium ab. „Die Vertrauensperson ist sehr zuverlässig, ich kenne sie schon länger“, sagt der Kriminalhauptkommissar, der direkt mit ihr zusammenarbeitet. Nachfragen der Anwälte beantwortet er kaum, weil es ihm sein Dienstherr untersagt.
Auf die Aussagen der Vertrauensperson gründet die Polizei ihre Ermittlungen. Sie kundschaftet den in Pfullendorf wohnenden Präsidenten aus und hört sein Telefon ab. Die Beamten erlangten so von einer Reihe von Drogengeschäften Kenntnis. Mindestens 11,6 Kilogramm Marihuana soll der Rocker-Präsident gekauft haben, um es gewinnbringend in Umlauf zu bringen.
Als Lieferanten sollen zwei nicht zur Rocker-Gruppe gehörende 24 und 34 Jahre alte Männer aus Albanien fungiert haben, sie sollen die Drogen aus Holland nach Sigmaringen gebracht haben. Die beiden Männer schweigen bislang vor Gericht.
Sowohl DNA-Spuren an den Klebestreifen der Pakete als auch Aussagen in den abgehörten Telefongesprächen dürften die beiden Männer überführen. Laut einer Zeugenaussage sollen die Drogenlieferanten auch mit der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta in Kontakt gestanden haben.
Auch den Drogenexpress beschatteten Zoll und Polizei und griffen Anfang April zu, als ein weißer Kastenwagen auf der A 81 nahe Geisingen auf einen Parkplatz fuhr. Ein Drogenspürhund schlug an, als die Beamten den Mercedes kontrollierten. Das Versteck Marke Eigenbau hebelten die Ermittler auf und entdeckten darin 18 mit Marihuana gefüllte Alubeutel. „Es hat im Auto stark nach Marihuana gerochen“, sagt ein Polizist vor Gericht. Um den Geruch zu neutralisieren, legten die Lieferanten einen Wunderbaum ins Versteck. Für mindestens 35 000 Euro sollte der Präsident die Lieferung übernehmen.
Obwohl die Spur in die Räume des Rockerclubs führte, blieben der Präsident und sein Hilfssheriff bis Ende April auf freiem Fuß. Als die Polizei ihre Wohnungen und die Klubräume durchsuchte, entdeckte sie einen Drogen-Mix aus Kokain, Heroin, Marihuana und Amphetaminen. Bei der Razzia Ende April in Laiz, an der Spezialkräfte beteiligt waren, beschlagnahmten die Beamten auch Waffen und Schlagwerkzeuge.
Bei einer Überprüfung eines Schließfachs bei einer Pfullendorfer Bank, das der Familie des Präsidenten gehört, sind 80 000 Euro in bar gefunden worden. Laut der Ehefrau des Mannes habe ihr Mann keinen Zugriff zu dem Schließfach gehabt, deshalb erhielt sie das Geld zurück.
Seither sind die beiden Klubmitglieder in Haft und werden es wohl auch noch länger bleiben. Ein Urteil will die Strafkammer des Landgerichts Hechingen Ende Oktober sprechen.