Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Diskussion zwischen Rosen und Lavendel
Thomas Oßwald lädt Andrea Bogner-Unden zum Gartengespräch ein – Bildung, Verkehr und Wirtschaft sind die Themen
(sz) - Noch rechtzeitig vor Einbruch der kalten Jahreszeit hat Stadtrat Thomas Oßwald das Angebot von Andrea Bogner-Unden, Landtagsabgeordnete der Grünen, angenommen und sie zum Gartengespräch nach Bad Saulgau eingeladen, das geht aus einer Pressemitteilung hervor. Bei strahlender Herbstsonne und in entspannter Atmosphäre haben sich die Teilnehmer über vielfältige Themen ausgetauscht.
Statt drinnen mit wenig Frischluftzufuhr – was in Zeiten von Corona nicht zu empfehlen ist – wird an diesem Nachmittag zwischen Rosenund Lavendelsträuchern und bei Kaffee und Kuchen miteinander diskutiert. Über politische Themen vor Ort, aber auch über kommunalübergreifende Themen tauschen sich die Gäste, überwiegend Gemeinderatsmitglieder, an diesem Nachmittag aus. So wird etwa über das Maut-Debakel von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gesprochen. Es gibt großes Unverständnis darüber, dass dieser nach allem, was bislang vorgefallen ist, nicht längst seinen Hut nehmen musste. Mit Blick ins eigene Land erfährt auch Susanne Eisenmann viel Kritik. Die Digitalisierung an den Schulen schleppe sich dahin und weise viel zu viele Lücken auf, so der Tenor laut der Mitteilung.
„Es fehlt auch an entsprechenden Fortbildungen für die Lehrer“, sagt Stadträtin Lisa Gruber, ehemalige Leiterin der Berta-Hummel-Schule. Die Eltern hätten richtiggehend Angst vor einem möglichen zweiten
Lockdown. „Die stehen dann genauso da wie beim ersten Mal“, so Gruber. Andrea Bogner-Unden lässt an dieser Stelle wissen, dass die Zusammenarbeit zwischen den Koalitionen im Bildungsausschuss mehr als unbefriedigend sei. Auch der Einsatz von Microsoft-Software an den Schulen ist Diskussionsthema. Der Pilotversuch wurde nach massiven Protesten mittlerweile vertagt. Auch Helga Brey von der SPD-Fraktion sorgt sich um die Kinder. „Das wird alles auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen“, sagt sie und erinnert sich an die ersten Ausgangsbeschränkungen, als in ihrer Nachbarschaft kein einziges Kind auf den
Straßen zu sehen war. Und, so ihre Mutmaßung, viel zu viel Zeit vor dem Fernsehgerät verbrachten.
Matthias Knoll vom gleichnamigen Maschinenbau-Unternehmen prangert laut der Mitteilung den stetig wachsenden Bürokratismus im Land an und spricht sich, auch mit Blick auf die Schweiz, für eine spürbare Mehrwertsteuersenkung aus. Auf Nachfrage von Andrea BognerUnden, wie es den Unternehmen in der weiter fortbestehenden CoronaKrise geht, zeigt sich der Geschäftsführer auf längere Sicht optimistisch. „Wir haben gut gewirtschaftet in den letzten Jahren, wir werden das überstehen“, sagt Knoll und ist überzeugt, dass es in spätestens zwei Jahren wieder bergauf geht. „Wir wollen alle Mitarbeiter halten, koste es, was es wolle“, fährt er fort. Darüber hinaus räumt er den Themen Umwelt, Entsorgung, Energie und Wasser eine hohe Priorität mit entsprechend großen Handlungsfeldern und viel Raum für innovative Ideen ein. „Wasser ist das Gold von morgen“, ist er überzeugt. Damit ist auch das Grundwasser gemeint.
Nicht nur Helga Brey macht sich Sorgen um die Nitratwerte im Trinkwasser von Bad Saulgau. Einig sind sich jedoch alle, dass Lösungen nur Hand in Hand mit den Landwirten gefunden werden können. Von den Landwirten, die grundsätzlich fair entlohnt werden sollen, ist es nicht weit zu den Verbrauchern und deren Einkaufsverhalten. Niemand brauche an Weihnachten Erdbeeren, heißt es einhellig. Stattdessen spricht sich die Gesprächsrunde dafür aus, nicht nur beim Einkaufen umfänglich Verantwortung für sein tägliches Handeln zu übernehmen. Dazu gehört auch, Energie zu sparen und etwa öfters mit der Bahn zu fahren. Doch das sei, so Helga Brey, mitunter „katastrophal“. Nicht nur wegen Zugausfällen und fehlenden Verbindungen, sondern auch wegen des Komforts. „In der Schweiz kommt man mit Rollator oder Kinderwagen in jeden Zug rein“, fährt die Stadträtin fort. Bogner-Unden erinnert auch an die Bemühungen um eine Reaktivierung und den weiteren Ausbau der Ablachtalbahn. „Dafür habe ich von der Schweiz ein Angebot bekommen, das ist blamabel“, sagt sie.
Auch das Radwegenetz ist im Nachbarland gut ausgebaut. In Deutschland und besonders auch im Landkreis Sigmaringen gibt es da noch viel Luft nach oben. „Wir hoffen, dass wir mit dem Radwegemanager in die Planung gehen können“, so Bogner-Unden. Ein sanfter Tourismus brauche schließlich gut ausgebaute Fahrrad- und Wanderwege, genauso wie passende Busanbindungen. Als stellvertretender Geschäftsführer der Fairfleisch-Schlachterei in Überlingen fordert Mathias Schultz von der Regierung deutlich mehr Unterstützung für kleine Schlachtbetriebe. „Und der Beruf des Metzgers sollte unbedingt attraktiver gestaltet werden.“Abschließend sind sich alle einig, dass das nicht das letzte Gartengespräch gewesen sein soll.