Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Nur Aufklärung hilft wirklich
Vor Jahren war die nackte Haut in einschlägigen Heftchen die größte anzunehmende Gefahr, der Kinder und Heranwachsende bei ihrem Medienkonsum begegnen konnten. Doch die Zeiten haben sich seitdem dramatisch verändert. Heute sind die meisten Jugendlichen im Internet bereits sehr früh mit ganz anderen und viel härteren Dingen konfrontiert worden. Zwei, drei Wischer auf dem Smartphone, und sie stecken inmitten einer Welt von Pornografie aller Art.
Dass Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) dieses Problem mit ihrem neuen Jugendmedienschutzgesetz angehen will, ist ehrenwert. Doch mit einem durchschlagenden Erfolg ist nicht zu rechnen.
Der Entwurf enthält zwar viele sehr sinnvolle Vorschriften, etwa für ein verbessertes Meldesystem bei problematischen Inhalten oder gegen Abzocke. Doch wie so oft, wenn es um Straftaten im Internet geht, treffen diese nur jene Unternehmen, die sich auf die deutschen Gesetze einlassen.
Die weltweit größten Anbieter von Inhalten, die für Jugendliche nicht geeignet sind – der Videokanal „Youporn“zum Beispiel – haben aber ihren Sitz im Ausland und werden sich von den neuen bundesrepublikanischen Vorgaben kaum beeindrucken lassen.
Wesentlich erfolgversprechender erscheint dagegen der Plan der Ministerin, nach dem Vorbild der Bundeszentrale für politische Bildung nun auch eine Bundeszentrale für den Jugendmedienschutz aufzubauen. Deren wichtigste Aufgabe wird es sein, Kinder, Eltern und Lehrkräfte darüber aufzuklären, wie ein effizienter Jugendschutz im Smartphone-Zeitalter aussehen kann.
Mit Informationsbroschüren, Online-Anleitungen und Veranstaltungen ist da einiges zu machen. Ein Zurück in die vergleichsweise harmlose „Heftchen“-Zeit wird es allerdings nicht geben.