Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Blochingen gibt Impulse weiter
Gemeinderat will Quartiersentwicklung auch in den anderen Stadtteilen vorantreiben
- Ein engagierter Bürgerverein, ein neu gestalteter Lindenplatz und nun auch die Etablierung eines offenen Treffs für alle Generationen sowie das Angebot einer digitalen Beratung – in Blochingen hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Auch dank der Arbeit von Johanna Benz-Spies, die als Prozessberaterin die Quartiersentwicklung in Blochingen begleitet und Fördermittel zur Finanzierung der Maßnahmen beantragen konnte. Jetzt möchten Stadtverwaltung und Gemeinderat, dass auch die anderen Mengener Stadtteile von den Erfahrungen der Blochinger profitieren und eigene Prozesse anstoßen. Dafür sollen weitere Fördermittel aus dem Programm „Quartiersimpulse“beantragt werden. Auch die Beteiligung einer Nachbarkommune ist denkbar.
Schon als vor einigen Jahren der erste Zukunftsworkshop für Blochingen stattfand und Fördermittel für die Entwicklungen im Ortsteil beantragt wurden, hatten die Stadträte den Wunsch geäußert, ähnliche Anstöße auch in den anderen Stadtteilen zu ermöglichen. Dabei könnten die Erfahrungen, die die Blochinger gemacht haben, als Vorbild oder als Impulsgeber fungieren. Genau dies soll nun passieren. Johanna Benz-Spieß, die alle Entwicklungen in ihrem Spezialgebiet im Blick hat, reagierte im August genau richtig, als die Neuauflage des Förderprogramms „Quartiersimpulse“bekanntgegeben wurde. In Absprache mit der Stadtverwaltung sicherte sie sich ein Antragsgespräch und reichte einen Antrag im Förderprogramm „Nachbarschaftsgespräche“ein.
Für diesen liegt bereit eine Zusage des Ministerums in Höhe von 15 000 Euro vor. „In Absprache mit den Ortsvorstehern würden in den übrigen Stadtteilen moderierte Gespräche mit Einwohnern stattfinden“, sagte Benz-Spies in der Gemeinderatssitzung am Dienstag. „Dort werden Ideen, Wünsche und Bedürfnisse der Einwohner gesammelt, um später wie in Blochingen Entwicklungspozesse und Projekte anzuschieben.“Bürgermeister Stefan Bubeck betonte, dass nicht das „Blochinger Konzept“nun den anderen Ortsteilen übergestülpt werden solle. Im Gegenteil: „Die Vorgehensweise zu Beginn ist analog, aber am Ende können ganz unterschiedliche Entwicklungen, je nach Situation im Stadtteil stehen“, sagte er. „Die Entwicklung lebt von engagierten Bürgern, aber die haben wir in allen Ortsteilen“, bekräftigte auch Blochingens Ortsvorsteher Heiko Emhart.
In einem zweiten Schritt, der mit bis 85 000 Euro bezuschusst werden kann, würden auf die Ortsteile Rulfingen, Ennetach, Beuren und Rosna bezogene Angebote und ein generationenübergreifendes Netzwerk aufgebaut werden, um die Dorfgemeinschaften weiter zu stärken. „Das können Treffpunkte und Beratungen sein, aber auch gestalterische Maßnahmen im Ort“, so Benz-Spies. Würde die Stadt Mengen dabei sogar noch eine willige Nachbarkommune ins Boot holen, die in die Prozesse involviert würde, würde die Förderung auf bis zu 115 000 Euro steigen. Beide Ansätze (mit oder ohne Nachbargemeinde) seien landesweit einzigartig und würden als innovatives Leuchtturmprojekt gelten.
Weil es den Räten weniger darum ging, nach außen als innovativ zu gelten, als für die Bürger eine dauerhafte Ortsentwicklung anzustoßen, wurde die Zusammenarbeit mit einer anderen Kommune kritisch gesehen. „Das macht doch nur Sinn, wenn diese Kommune nicht ganz bei Null anfangen muss“, so Brunhilde Raiser. Laut Benz-Spies hat bereits ein Vorgespräch stattgefunden, bei dem sich interessante Kooperationsansätze gefunden hätten. „Sobald sich der Gemeinderat dieser Kommune
für einen gemeinsamen Antrag ausspricht, können wir da ins Detail gehen und auch die Kommune nennen“, verdeutlichte Bürgermeister Bubeck. Nachteile für die Ortsteile entstünden auf keinen Fall.
So sprachen sich die Räte am Ende für die große Variante aus, gesetzt den Fall, dass die Nachbarkommune mitziehen möchte. „Wir in Rosna haben schon viele Ideen und freuen uns auf das Nachbarschaftsgespräch“, sagte Cordula Frick, Ortsvorsteherin in Rosna.