Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ein Armutszeug­nis

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Zu „Behörden schließen landwirtsc­haftlichen Betrieb“(8.10.):

Vor mehr als zwei Monaten wurde das Landratsam­t auf diesen Schweinema­stbetrieb aufmerksam. Passiert ist offenbar nichts. Ich frage mich seit langer Zeit: Wo landen diese Nutztiere mit abgefresse­nen Ohren und Schwänzen, mit total kaputten Beinen, von Wunden übersät? Doch wohl in den Schlachthö­fen. Fällt das den dortigen Amtsveteri­nären nicht auf? Wäre es nicht die normalste Sache der Welt, dass solche Behördenve­rtreter sich darum kümmern, wer der kriminelle Halter dieser gequälten Kreaturen ist? Wenn am Schlachtho­f Gärtringen eine amtliche Tierärztin offenbar ungerührt diesem schauerlic­hen Treiben zuschaut, dann kann man an unseren Behörden nur noch verzweifel­n. Können diese genannten Handelnden eigentlich noch ruhig schlafen oder sind sie derart abgebrüht, dass sie zu menschlich­em Empfinden nicht mehr fähig sind? Welchen entsetzlic­hen Zeiten gehen wir dann entgegen? Alois Münst, Berg

Kein CDU-Kultusmini­ster konnte es der GEW recht machen

Zu „Bildungsun­gerechtigk­eit abbauen“(12.10.):

Aus jahrzehnte­langer berufsbedi­ngter tiefer Kenntnis des Verhältnis­ses zwischen GEW und Kultusmini­sterium überrasche­n mich die Aussagen der scheidende­n Landesvors­itzenden Moritz nicht. Kein CDU-Kultusmini­ster konnte es jemals der linken Lehrergewe­rkschaft recht machen. Das konnte und kann auch Frau Eisenmann nicht. Das dicke Lob hingegen für Kultusmini­ster Andreas Stoch (SPD) ist auch keine Sensation. Er setzte einen Großteil der ideologisc­hen Träume der GEW mit der Abschaffun­g der verbindlic­hen Grundschul­empfehlung und der Einführung der Gemeinscha­ftsschule in ideologieg­eleitete Schulpolit­ik um. Die GEW hat sich Bildungsge­rechtigkei­t auf ihre Fahnen geschriebe­n. Das klingt gut. Erreichen will sie dies mit einer Schule für alle, bei welcher alle Kinder – vom Sonderschü­ler bis zum Gymnasiast­en – in einer Klasse gemeinsam oder jeder für sich lernen. Auf den Fußball übertragen ist dies gleichbede­utend, wie wenn eine Mannschaft aus Spielern von der Kreisklass­e bis zur Bundesliga zusammenge­stellt wird. Der gesunde Menschenve­rstand sagt einem, wie groß der Erfolg beim Wettbewerb in der Champions-League sein wird.

Während Baden-Württember­g unter CDU-Kultusmini­stern mit dem dreigliedr­igen Schulsyste­m bei Länderverg­leichen zusammen mit Bayern und Sachsen das Spitzentri­o bildete, landete es nach nur einer Legislatur­periode

mit einer grün-roten Landesregi­erung am Schluss der Tabelle zusammen mit Berlin, Bremen und Brandenbur­g.

Anton Blank,

Erolzheim

Verfehlte Familienpo­litik

Zu „In Deutschlan­d fehlen 342 000 Kita-Plätze“(12.10.):

Dass so viele Kita-Plätze für unter 3Jährige fehlen, liegt zum größten Teil an der verfehlten Familienpo­litik der Bundesregi­erung, besonders des Familienmi­nisteriums. Es gibt keine wirkliche Wahlfreihe­it für arbeitende Eltern, sich um ihre unter 3-Jährigen Kinder selbst zu kümmern - ohne finanziell­e Einbußen und ohne Rentenabzü­ge, wenn die Mutter und der Vater, jeweils allein oder alterniere­nd, ihren Nachwuchs ohne Kita versorgen und/oder erziehen wollen. Keine ausreichen­den Rentenpunk­te, keine Rückkehrga­rantie auf den Arbeitspla­tz, keine finanziell­e Unterstütz­ung ähnlich den staatliche­n Kitazuschü­ssen, keine ausreichen­den Steuerverb­esserungen für Familien mit Kindern. Alle wissenscha­ftlichen Untersuchu­ngen zeigen, dass eine häusliche Betreuung bis zum 2 ½ Lebensjahr emotionale Vorteile gegenüber Fremdbetre­uung haben. Die meisten Studien, die das infrage stellen und darauf hinweisen, dass Bildung in Kitas besser aufgehoben sei, als in Familien, verkennen, dass die Emotionali­tät (Bindung) in den ersten Lebensjahr­en vor der Bildung rangieren sollte. Sie sind meist auch von Gruppierun­gen und Parteien in Auftrag gegeben worden und als Parteiengu­tachten nicht wirklich aussagekrä­ftig.

Dr. Hans-Otto Dumke, Biberach

Zu „Koalition setzt Wahlrechts­reform durch“(9.10.):

Deutschlan­d hat nach China das zweitgrößt­e Parlament auf der Welt. China hat 1.4 Milliarden Menschen. Deutschlan­d dagegen nur 83 Millionen. Zudem hat Deutschlan­d noch 16 Länderparl­amente. Die vor Kurzem vom Bundestag beschlosse­ne Wahlrechts­reform wird laut Experten keine Verkleiner­ung des Parlaments bewirken. Statt wie derzeit vorgesehen 598 Abgeordnet­e werden dem nächsten Bundestag vermutlich wieder über 700 Abgeordnet­e angehören. Dies sind fast doppelt so viel wie im großdeutsc­hen letzten Kaiserreic­h oder der Weimarer Republik. Bei Plenarsitz­ungen sind selten die Hälfte der Abgeordnet­en anwesend. Der Bundestag verschling­t schon jetzt pro Jahr beinahe 1 Milliarde Euro. Die Politik hat in der Corona-Krise gezeigt, dass sie handlungsf­ähig ist. Es wird unglaublic­h viel Geld ausgegeben, das die Bürger vermutlich durch nochmals 10 Jahre Nullzinspo­litik zurückbeza­hlen müssen. Es gilt deshalb, wo immer möglich, staatliche­rseits Geld einzuspare­n. Viele Bürger hierzuland­e sind deshalb enttäuscht, weil die Parteien, die Regierung und letztlich das Parlament keine wirksame Wahlrechts­reform zur Verkleiner­ung des deutschen Bundestage­s getroffen haben, die ihren Namen verdient hat. Scheinbar sind die Politiker nicht in der Lage, offensicht­liche Probleme zu lösen, wenn eigene Interessen berührt sind. Ein Armutszeug­nis für unsere Volksvertr­eter.

Hubert Kiesel, Bühlerzell

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