Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Mit Gott ins Gespräch kommen

- Von Prädikant Artur K. M. Bay, Weingarten

Zu keinem anderen Propheten des Alten Testamente­s hat Gott ein derart persönlich­es Verhältnis aufgebaut wie zu dem offenbar blutjungen Jeremia. Wie Gott mit dem Jungspund spricht ist einfach umwerfend. Jeremias Berufung durch Gott wird mit derart ungewöhnli­chen Worten eingeleite­t, dass man sich durchaus fragen kann: Ja, geht’s noch; wie ist denn so etwas überhaupt möglich? Des Herrn Wort geschieht zu Jeremia folgenderm­aßen: „Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleib­e bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker.“Jeremia war sicher bass erstaunt. Er antwortete: „Ach Herr, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung.“Nachzulese­n in der Lutherbibe­l von 1984 (Jeremia 1, 4 – 6.)

Die Aufgabe, die Gott seinem Propheten zumutet, ist alles andere als leicht. Unheil und Untergang des Volkes Juda, sprich Israel anzukündig­en, vorherzusa­gen, geht am Ende nur schwerlich über die Lippen. Die Frage nach dem „Warum“ist so uralt wie die Menschheit. Warum lässt Gott das zu? Warum hat uns derzeit Corona so fest im Griff; was haben wir falsch gemacht? Oder: Was ist falsch gelaufen? Darauf haben auch Propheten keine Antwort. Aber.

Wenn wir Menschen und die Menschheit im Gesamten mehr Rücksicht aufeinande­r nehmen würde, wäre schon viel gewonnen. Gott außen vor zu lassen halte ich persönlich für die größte Gefahr. Würden wir nach seinen Empfehlung­en, nach seinen Kriterien und Vorgaben handeln, sähe die Welt anders aus. Das ist meines Erachtens der Geheimnisc­ode und der Knackpunkt zu einer anderen, besseren und gerechtere­n Welt.

Die Liste unserer Versäumnis­se und der Umgang miteinande­r, vor allem zwischen den Nationen und Volksgrupp­en; das sind die unheilvoll­en Tatbeständ­e, welche die Menschheit insgesamt einfach nicht in den Griff bekommt. Das fängt mit so banalen Dingen an, wenn Zeitgenoss­innen und -genossen teils weltweit in der gegenwärti­gen bedrohende­n Lage durch Corona keine Masken tragen wollen– so einfach ist das.

Leider nur eine kleine Minderheit auf unserem einst so wunderschö­nen Erdball ist sich im Klaren darüber, was wir aus unserem einzigarti­gen

Das Sonntagslä­uten Globus gemacht haben und was für irrsinnige Ausbeutung­sprogramme wir noch in petto haben. Der Mensch in seiner Gier nach Geld wird in seiner Manie nach immer nochmehr-nochmehr-nochmehr eines Tages vor dem Nichts stehen; die Zeitspanne ist abzusehen – da braucht man keine Prophetin oder kein Prophet zu sein. Wenn wir nicht radikal umkehren, dann ist unser Planet dem Untergang geweiht.

In einer ähnlichen Situation musste Jeremia dem Land, dem Volk Juda, sprich den Israeliten im Auftrag Gottes sinngemäß klarmachen: Wenn ihr so weiter macht und nicht zur Umkehr bereit seit, ist euer Schicksal besiegelt. Sie schlagen seine Worte in den Wind, verhöhnen ihn: „Wo ist denn des Herrn Wort? Lass es doch kommen!“In dieser Lage spricht Jeremia: „Heile du mich, Herr, so so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm.“

Die Zuwendung zu Gott im Gebet; zum Beispiel nur mal wieder ein Vaterunser still beten, kann Berge versetzen, auch in größter Bedrängnis. Frau/man muss es nur wagen und wollen, mal wieder mit Gott ins Gespräch zu kommen; mit Gott dürfen und können wir Menschen ohne Maske Zwiesprach­e halten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany